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Ö1-Senderchefin Bettina Roither: Sanfte Reformen.

Foto: APA/Schlager

Wien - Die Kampfzone "Welt ahoi" versus "Guglhupf" ist ab Juni auf Ö1 endgültig Geschichte. Wenn das neue Sendeschema des ORF-Kulturradios in Kraft tritt, wird auch eine neue fixe Sonntagvormittagsendung den Platz der beiden früheren Formate einnehmen. Das "Cafe Sonntag" soll eine Art "moderiertes Ö1-Feuilleton" werden, wie Senderchefin Bettina Roither sagte. Weiters neu sind eine umfangreich überarbeitete Nachtschiene und mehr Nachrichten in der Früh.

Am Sonntagvormittag waren aus unterschiedlichen Gründen gleich zwei Sendungen zu ersetzen: Einerseits die Satiresendung "Welt ahoi", die so manchen Ö1-Stammkunden erzürnt zum Hörer greifen ließ und Ende 2010 nach wenigen Monaten wieder eingestellt wurde, sowie die Literatur-Reihe "Patina", die wegen der Pensionierung ihres Machers Roland Knie auslief. Die so frei gewordene Stunde von 9.05 bis 10.00 Uhr wird künftig vom "Cafe Sonntag", das alternierend von Mercedes Echerer und Oliver Baier moderiert wird, bespielt. Dort wird jede Woche ein Gast begrüßt, zeitgenössische Musik zwischen Jazz und Chanson gespielt und Ausschnitte aus aktuellen Kabarettprogrammen präsentiert. Außerdem soll es eine extra für die Sendung gemachte satirische Glosse und Ausschnitte aus dem Archiv geben.

Brandauer der erste Gast

"Wir wollen ja Inhalte, die zum Beispiel aus der Sendung 'Patina' vorgekommen sind, nicht verlieren", so Roither. "Ich glaube, es unterscheidet sich vollständig von 'Welt ahoi', genauso wenig ist es ein 'Guglhupf'. Wir wollen wirklich versuchen, den Sonntagvormittag mit Satire, Kabarett, mit einem anspruchsvollen Gespräch und guter Musik aufzuwerten." Erster Gast für die Premiere am 5. Juni wird Klaus Maria Brandauer sein.

Die neue Nachtschiene von Montag bis Freitag beginnt jeweils nach dem Mitternachtsjournal. Der Montag wird dabei eingespielte Operngesamtaufnahmen bieten, die normalerweise auf Ö1 nicht zu hören sind, da der Sender entweder live oder live zeitversetzt Opern überträgt. Von Dienstag bis Donnerstag gibt es mit "Nachtquartier" eine einstündige Live-Talksendung mit Gast und Hörergesprächen. Der Freitag steht weiter zumeist im Zeichen der Neuen (E-)Musik. Neben "Zeit-Ton extended", einem Magazin für zeitgenössische österreichische Musik wird es aber auch ein neues Sendungsformat namens "Jetlag Radio Allstars" geben, das eine akustische Reise durch die Nacht bietet. In Monaten mit fünf Freitagen wird es eine von Otto Brusatti gestaltete Sendung zu moderner Klassik geben, etwa mit dem Schwerpunkt Arnold Schönberg.

Mehr Nachrichten

Die Bemühungen, die Information in der Früh weiter zu verstärken, tragen ab Juni ebenfalls Früchte: Die halbstündlichen Nachrichten werden auf fünf Minuten erweitert, womit zwischen 5.00 und 8.15 Uhr alle 30 Minuten umfassende Information geboten werde, wie Roither erklärte.

Neu ist unter anderem auch eine Lyrik-Sendung am Samstagabend (22.05 Uhr), eine Literatursendung am Sonntag von 16.00 bis 17.00 Uhr, die "Ex Libris" und "Leseproben" vereinen soll, sowie ein fixer neuer Sendeplatz für Mitschnitte aus dem Radiokulturhaus mit dem Titel "Passagen". Diese wird Montag um 16.00 Uhr zu hören sein.

Alle Sendungen sollen wie gehabt auch im Internet nachhörbar sein, ausgenommen jene, für die keine Online-Rechte vorhanden seien, sagte Roither. Dies könne etwa für Mitschnitte gelten. Bei den neuen Verträgen werde dies aber immer mitverhandelt.

Keine "Hofratswitwen"

Die Ö1-Chefin betont, dass der größte Teil des Ö1-Schemas unangetastet bleibt: "Wir wollen und müssen keine großen Veränderungen vornehmen, mit denen wir eventuell ein gutlaufendes Programm beschädigen würden." Die von ihrem Vorgänger Alfred Treiber im Zusammenhang mit Hörer-Protesten gerne bemühten "Hofratswitwen" sind ihr übrigens immer noch nicht begegnet, wie Roither mit einem leisen ironischen Unterton auf Nachfrage versicherte: "Ich gestehe, dass mir immer noch keine untergekommen sind. Wir haben interessierte Hörerinnen und Hörer jeder Altersgruppe. Dass mir ein bestimmter Typus von Frauen entgegengetreten wäre, kann ich jetzt nicht sagen." (APA)