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Edin Salkic führt auch in dieser Szene die Hand etwas hoch. Samir Muratovic (im Hintergrund) hat Ähnliches dann später per Elfmeter sanktioniert.

Foto: APA/Pessenlehner

Wien - Im Zusammenhang mit auffälligen Wetteinsätzen rund um das Spiel zwischen dem SC Wiener Neustadt und Sturm Graz (1:2) am Sonntag hat der ÖFB am Dienstag die Grazer Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Fußball-Verband wurde von der "Einsatzgruppe bei auffälligem Wettverhalten" (tipp3, österreichischer Buchmacherverband, ÖFB und Bundesliga gehören ihr an) benachrichtigt, dass es bei diesem Spiel auffälliges Wettverhalten am asiatischen Markt gegeben hat und hat davon die Grazer Staatsanwaltschaft in einem Schreiben in Kenntnis gesetzt. In Österreich konnten demnach keinerlei Besonderheiten festgestellt werden.

"Ich glaube, dass dieses offizielle Schreiben mehr wert ist, als die anonyme Anzeige", sagte ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig mit Blick auf jene Betrugs-Anzeige, die davor eine Privatperson bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eingebracht hatte. "Natürlich muss man den Gerüchten über internationale Auffälligkeiten mit der gebotenen Gründlichkeit nachgehen", so Ludwig weiter.

Die Grazer Staatsanwaltschaft bekam vom ÖFB zuletzt auch jene Akten aus dem Bochumer Wettbetrugsprozess übermittelt, die sich auf mögliche Betrugsfälle im österreichischen Fußball beziehen. Die Akten werden nun voraussichtlich bis Mitte Juni gesichtet, danach wird in Absprache zwischen ÖFB, Bundesliga und Behörden über die weitere Vorgehensweise entschieden. Bundesliga-Vorstand Georg Pangl bekräftigte, dass auch in diesem Fall eng mit den zuständigen Behörden und Institutionen zusammengearbeitet werde.

In Wiener Neustadt sagte der Sprecher der Staatsanwalt, Erich Habitzl, es gehe nun um eine "rechtliche Einordnung". Dann sei zu entscheiden, "ob und welche Erhebungsschritte eingeleitet werden." Tabellenführer Sturm Graz hatte die Partie durch ein Handspiel des Neustadt-Spielers Edin Salkic und einen dafür verhängten Elfmeter in der 87. Minute für sich entschieden.

"Für den Spieler gilt die Unschuldsvermutung, aber es passt alles zusammen", sagte Peter Mündle von Asian Monitor am Dienstag gegenüber ORF.at. Die Vorarlberger Firma entwickelt und vertreibt ein Frühwarnsystems gegen die Manipulation bei Sportwetten. "Es gab im Vergleich zu den bei solchen Spielen üblichen Beträgen die siebenfachen Einsätze. Und die Quote hat sich vor und während des Spiels mehrmals dramatisch verändert", wird Mündle zitiert. Dies seien eindeutige Indikatoren für eine mögliche Manipulation.

Salkic "verzweifelt"

Salkic, da und dort flugs als Zocker geoutet, beteuerte in einem Gespräch mit Trainer Peter Schöttel und Manager Alexander Gruber seine Unschuld. Der Stürmer versprach bei der Aufklärung zu kooperieren, will Konto- und Telefondaten offenlegen. Im letzten Saisonspiel der Wiener Neustädter in Mattersburg wird er nicht eingesetzt.

Salkic' kurioser Griff zum Ball ist für Schöttel noch immer ein Rätsel. "Im Spiel hat es ganz schlimm ausgesehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er so dumm ist, mit 21 Jahren seine Karriere aufs Spiel zu setzen. Ich wünsche ihm, dass es wirklich ein Blackout war", meinte der Trainer. Im Gespräch habe Salkic einen verzweifelten Eindruck gemacht. "Er hat gesagt, dass er nicht weiß, warum er es getan hat, aber dass es keinesfalls Manipulation gewesen ist", so Schöttel.

"Ergebnis schwer abänderbar"

Nach Angaben von Christian Ebenbauer, dem Liga-Vorstand für Recht und Spielbetrieb, ist ein Resultat beglaubigt, sobald bis drei Tage nach dem Spiel kein Protest gegen das Ergebnis eingeht. Bei außerordentlichen Umständen - dazu würde nachgewiesene Manipulation zählen - könnte das Resultat noch einmal angefochten werden. Allerdings könnten nur die zwei beteiligten Klubs Anzeige erstatten. Daher müssten entweder die Grazer gegen den eigenen Sieg vorgehen oder die Wiener Neustädter gleichsam eine Selbst-Anzeige abgeben. "Das Spielergebnis wird schwer abänderbar sein", so Ebenbauer.

Der Tabellenzweite Austria Wien hielt sich mit direkten Anschuldigungen gegen Salkic zwar zurück, die Empörung über das Handspiel war aber nicht zu überhören. "Wenn in so einer Phase so etwas passiert und dann noch meisterschaftsentscheidend ist, dann ist das schon sehr fragwürdig", meinte Trainer Karl Daxbacher.

Wirtschafts-Vorstand Markus Kraetschmer  fordert, "dass die Sache auf Punkt und Beistrich" geklärt wird. Es gehe um Gerechtigkeit und die Glaubwürdigkeit des Fußballs. "Denn so etwas kann den Fußball in seinen Grundfesten erschüttern, das wäre existenzbedrohend für den Sport", sagte Kraetschmer. (APA/red)