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Dompfarrer Toni Faber ist nicht gut auf Kardinal Schönborn zu sprechen.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - "Ich bin natürlich schwer betroffen von dieser Entwicklung. Es wäre eine tolle Chance gewesen." Dompfarrer Anton Faber ist hörbar verstimmt. Grund für die klerikale Deprimiertheit im Stephansdom ist der Ärger mit dem Chef. Denn Kardinal Christoph Schönborn hatte sein Veto gegen das Bauprojekt "Dompfad/Dombauhütte" eingelegt, woraufhin Raiffeisen-General Christian Konrad als Obmann des Vereins "Wiener Stephansdom" am Freitag zurücktrat.

Zuletzt waren die unterschiedlichen Auffassungen zwischen Schönborn und Konrad "unüberbrückbar" gewesen, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Dem Aus für das Bauprojekt war ein längerer Machtkampf der beiden vorangegangen: Das vom Raiffeisen-General federführend vorangetriebene Konzept sah die Errichtung eines unterirdischen Besucherzentrums samt Aufzug, Dom-Shop, Café und Verlegung der Dombauhütte unter die Erde vor - etwa zwölf Millionen Euro hätte das Projekt gekostet.

Doch Schönborn konnte sich nicht dazu durchringen, "ein Projekt dieser Größenordnung zum jetzigen Zeitpunkt im kirchlichen Umfeld" zu starten - auch wenn er den Rückzug Konrads aus dem Vereinsvorstand bedaure.

Austrittswelle im Vorstand

"Aus Sicht des Vereins wäre schon alles finanziert gewesen", sagt der Pressesprecher von Christian Konrad, auch habe der Raiffeisen-Chef bereits umfangreiche Erfahrungen mit Renovierungen gesammelt, konnte doch unter seinem jahrelangen Vorsitz die Basilika Mariazell um 30 Millionen Euro generalsaniert werden.

Gemeinsam mit Konrad sind beinahe alle nichtkirchlichen Vorstandsmitglieder zurückgetreten: Bürgermeister Michael Häupl, Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, Raiffeisen-Generaldirektor Walter Rothensteiner, Fachreferent im Finanzministerium Michael Höllerer, Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin Brigitte Jank sowie der stellvertretende Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Georg Kraft-Kinz. Mit ihnen habe man wichtige Leute aus dem Vorstand verloren, bedauert Faber. Aber der Gottesmann bleibt Optimist: " Immerhin sind sie weiterhin Mitglieder. "Es gibt sicher eine Zukunft der Domkirche. Aber jetzt muss man wieder bei null anfangen." (Jutta Kalian, DER STANDARD-Printausgabe, 24.5.2011)