Man habe ihn kommen sehen, den Platzsturm hunderter Hooligans anlässlich des Wiener Derbys zwischen Rapid und der Austria im Hanappi-Stadion. Schließlich gäre es ja im Anhang des Rekordmeisters aus Hütteldorf, der sportlich auf dem Boden liegt. In Fan-Foren war es prophezeit worden: Ein, zwei Tore der Austria, und es geht rund. Die Ausrede auf sportlichen Frust wurde prompt aufgelegt, es wurde also gestürmt. Nur massiver Polizeieinsatz verhinderte Schlimmeres. Rapid-Präsident Rudolf Edlinger sah es mit Entsetzen.

Völlig unvorbereitet kann es ihn nicht getroffen haben. Derartige Szenen musste er einkalkulieren angesichts der Unzahl kleinerer und größerer, teilweise noch gerichtsanhängiger Vorkommnisse in den vergangenen Jahren. Reagiert hat der Verein schon. Aber die Zusammenarbeit mit den Fangruppen, der gute Wille hat nicht ausgereicht. Jetzt ist es Zeit für härtere Maßnahmen, die zu ergreifen sich Rapid bisher gescheut hat. Die Videoüberwachung wird die Ausforschung der Rädelsführer möglich machen. Für die sollte es am Sonntag das letzte Heimspiel von Rapid im Stadion gewesen sein. Und an ihnen hat sich der Verein wirtschaftlich schadlos zu halten, wenn die Bundesliga die einzig mögliche Maßnahme ergreift, nämlich in "St. Hanappi" längere Zeit keine Messe mehr lesen zu lassen. Das ist sie dem "bisschen Image" (Derby-Schiedsrichter Thomas Einwaller), das Österreichs Fußball noch hat, schuldig.(DER STANDARD Printausgabe, 23.5.2011)