Silvia Avallone

Foto: Bonaventura

Silvia Avallone wurde 1984 in Biella (Region Piemont) geboren, sie wuchs in Piombino auf, später studierte sie in Bologna Philosophie, wo sie noch immer lebt. Seit 2007 veröffentlicht sie Lyrik, Kurzerzählungen und Essays, letztes Jahr folgte der erste Roman: Acciaio wurde in ihrer Heimat mit mehr als 300.000 verkauften Exemplaren zu einem Überraschungserfolg, heuer erschien bei Klett-Cotta unter dem Titel Ein Sommer aus Stahl die deutsche Übersetzung.

Die Geschichte spielt in der Industrie- und Hafenstadt Piombino gegenüber der Insel Elba, der Ortsteil Lucchini aber wird geprägt von den Hochöfen des ältesten Stahlwerks Italiens. In dieser Umgebung wachsen die zwei Protagonistinnen von Avallones Roman auf, zwischen Mietskaserne und einem Strand, auf dem vor allem die Abfälle gern liegen bleiben. Die Fabriken werden geschlossen, doch die Bewohner mögen ihre Heimat.

So auch Francesca und Freundin Anna, die mit 13 schon um die Wirkung ihres Körpers wissen. Schönheit und Lebenslust der Mädchen bilden einen starken Kontrast zur Tristesse der Lebens- und Arbeits(losen)welt im Küstenort. Familiäre Zerwürfnisse stehen auf der Tagesordnung, während die Mutter für die Kommunistische Partei arbeitet, wählt der Sohn Forza Italia. Aber auch die Freundschaft der beiden Heldinnen zerbricht, als die frühreife Anna ein Verhältnis mit dem Exkriminellen Matteo beginnt. Nachdem sie schon väterlichem Missbrauch ausgeliefert war, sucht sie "Zuflucht" als Nachtclubtänzerin. Avallones Roman besticht vor allem durch die Schilderung aus dem Subproletariat im Stil des Neoverismo. Am Montag liest die Autorin, die deutsche Fassung liest Christiane Warnecke. (dog/ DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.5.2011)