Außen kompakt, innen geräumig. Insgesamt verkaufte Renault mehr als acht Millionen des über die Zeit kaum geänderten R4, der 1965 in Renault 4 umbenannt wurde.

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Was heißt da Treppenwitz der Geschichte?

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Der R4 zählt zu jener Handvoll Autos, die Europas Massenmobilität nach dem Krieg überhaupt erst ermöglicht haben.

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Übersichtlich könnte man das Cockpit des R4 aus Mitte der 1960er-Jahre nennen. Dem linken Knie steht ein wilder Haken entgegen - die Handbremse. Man zieht ihn zu sich und dreht ihn eine Vierteldrehung gegen den Uhrzeigersinn, um die Feststellbremse zu lösen. Rechter Hand ist die Revolverschaltung. Von den drei Vorwärtsgängen sind nur der zweite und der dritte synchronisiert. Egal wie vorsichtig man es angeht, die Erste ist ein wildes Zahnbürstel.

Übersichtlichkeit dominiert auch unter der Motorhaube. Rein vom Raum her würde noch ein zweiter Motor Platz finden. Doch die nicht einmal 30 PS des betagten R4 sind auch heute noch für gut 100 km/h gut. Das Fahrwerk ist auf der komfortablen Seite, der Lärmschutz quasi nicht existent. Es scheppert ohne Ende.

Zu seiner Zeit läutete der R4 eine neue Ära in der Automobilgeschichte ein. Seit 1961 liefen 8.135.424 dieses Renaults vom Band. Er mobilisierte die Massen in mehr als 100 Ländern und gilt als die erste Kombi-Limousine der Kompaktklasse mit vier Türen, großer Heckklappe, ordentlichem Kofferraum und Platz für vier Personen. In der hinteren Sitzreihe hat man in dem äußerlich kleinen Wagen mehr Platz als in manch aktueller Limousine.

Noch revolutionärer ist allerdings der neue 130 dCi Dieselmotor von Renault. "So hat dieser Motor keine Auslassventile mehr", dröhnt es während der Pressekonferenz über die Kopfhörer.

Was sich am Ende als eines von etlichen kurzweiligen Missverständnissen der Simultanübersetzerin erweist, wäre aber die Idee, um Emissionen ganz schnell auf null zu bringen.

In der Tat verfügt der neue Diesel mit 1,6 Liter Hubraum über 16 Ventile, leistet 130 PS und stemmt ein Drehmoment von 320 Newtonmetern. Damit ist er der stärkste Diesel seiner Klasse.

Mit Start-Stopp-System und Bremsenergierückgewinnung begnügt sich das Aggregat laut Normzyklus mit 4,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer und emittiert dabei 115 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Bei der Testfahrt im Pariser Hinterland verfehlten wir diesen Wert aber bei weitem.

Einzug feiert der Motor, der den 1,9 dCi 130 ersetzen wird, ab Juni im Scénic und Grand Scénic - später auch in der Mégane-Familie.

Um Sprit zu sparen und Emissionen zu reduzieren, setzte Renault neben Downsizing und Start-Stopp-System eine Reihe weiterer kleinerer Maßnahmen um. 0,5 Prozent CO2-Reduktion konnten etwa durch die Swirl-Technologie erreicht werden, bei der die Strömung am Einlass lastabhängig variiert und für eine bessere Verbrennung sorgt. Drei Prozent CO2-Reduktion bringt eine geänderte Abgasrückführung.

Um nach dem Kaltstart den Motor schneller auf Temperatur zu bringen, wird der Kreislauf über den Kühler erst geöffnet, wenn der Motorblock bereits warm ist.

Ja, heute schauen wir, dass der Motor schnell warm wird - den R4 stellen wir nach der kurzen Ausfahrt mit offener Motorhaube zum Auskühlen in den Schatten. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/20.05.2011)