Wien - Keiner war länger Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft, kaum einer hat den heimischen Fußball so geprägt wie Leopold Stastny. Der Slowake war über sieben Jahre ÖFB-Teamchef, Gründer der Schülerliga und machte sich jahrelang in der Trainer-Ausbildung verdient. Am 23. Mai wäre der im Jahr 1996 verstorbene Stastny 100 Jahre alt geworden.

Der in Bratislava (Preßburg) geborene Stastny war ein Stück österreichischer Fußball-Nachkriegsgeschichte. Als Aktiver war er Verteidiger bei Slovan Bratislava und fünffacher tschechoslowakischer Teamspieler, als österreichischer Teamchef regierte er von 1. Juli 1968 bis 30. September 1975 und damit so lange wie kein anderer. Dass seine siebenjährige Ära nicht zu den erfolgreichsten zählte, und er dennoch so lange die Geschicke der Nationalmannschaft lenkte beweist, wie sehr sein Wort als Trainer und vielleicht noch mehr als profilierter Fußball-Lehrer stets Gewicht hatte.

Stastny war im Frühjahr 1975 Begründer der österreich-weit gespielten Schülerliga. Danach stellte er die Trainerausbildung auf die Beine, ganze Generationen von Trainern lernten nach seinen Richtlinien. Seiner Fußballweisheit fehlte letztlich nur das Quäntchen Glück. 1967 etwa verpasste Wacker Innsbruck unter Stastny nur um ein einziges Tor den Meistertitel.

49 Länderspiele fielen in die Teamchef-Ära des Slowaken mit dem trockenen Humor. Mit 15 Siegen, 16 Unentschieden, 18 Niederlagen (Torverhältnis 58:62) bilanzierte er leicht negativ. Seine größte Enttäuschung war wohl das Scheitern in der Qualifikation für die WM 1974 in Deutschland. Der Aufstieg war zum Greifen nah gewesen, im Entscheidungsspiel in Gelsenkirchen verlor die ÖFB-Elf aber als bessere Mannschaft bei heftigem Schneetreiben gegen Schweden unglücklich mit 1:2.

Stastny war danach nur noch kurze Zeit Teamchef. Sein Nachfolger wurde Helmut Senekowitsch, der dann weit mehr Glück hatte. Und einen Stamm von herausragenden Spielern, die unter Stastny den Sprung ins Nationalteam geschafft hatten. Herbert Prohaska, Hans Krankl, Bruno Pezzey, Erich Obermayer, Friedl Koncilia, Kurt Jara oder Willy Kreuz zählten zu jenen 48 Kickern, die unter Stastny im Team debütierten.

Stastny übersiedelte 1980 nach Toronto zu seinem Sohn, kam aber jahrelang zum Finale "seiner" Schülerliga nach Österreich zurück. Am 14. Mai 1996 starb Stastny in Kanada kurz vor seinem 85. Geburtstag. (APA)