Wie hier in Mank im Mostviertel werden in Niederösterreich vielerorts sogenannte Nahversorgerzentren samt Parkplatz gebaut. Damit soll die Kaufkraft zurück nach Hause geholt werden.

Foto: Zöfa Bau

St. Pölten - Der Regen kann kommen, dass Dach ist drauf. Der Rohbau macht klar, was ab Herbst den Ortskern der kleinen Stadt Mank im Mostviertel beherrschen wird: Das neue Nahversorgungszentrum, kurz NVZ. Viele der 3376 Bewohner finden es schade, dass dafür ein 100-jähriges Bauerngehöft samt allen Nebengebäuden weichen musste. Doch die meisten sind auch froh, dass vor allem der zentrale Supermarkt jetzt einen großen Parkplatz erhält. Bürgermeister Martin Leonhartsberger (ÖVP) ist sicher, mit der Mini-SCS gleich neben dem Rathaus "eine Jahrhundertchance" genützt zu haben. Damit liegt er im Trend, immer öfter sollen kleine Einkaufszentren mitten im Ort die Kunden zurück nach Hause holen.

Das gelingt aber nicht immer: "Auch bei kleineren Projekten müssen die Betreiber einen ausgewogenen Mix an Geschäften anbieten", sagt Alexandra Schlichting, die in der niederösterreichischen Landesregierung in Kooperation mit der Wirtschaftskammer die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Einkaufs in Stadtzentren (Nafes) leitet. Wo und wie lange es dort schon nicht klappt und Geschäfte leerstehen, kann online auf leerflaechen.at überprüft werden.

Keine Mega-Shoppingtempel mehr

In Mank haben sich neben dem Spar-Markt unter anderem ein Optiker, das örtliche Fotofachgeschäft, das auch Post-Partner ist, ein Schuhverkäufer, ein Zahnarzt und ein Gastrobetrieb eingemietet. Die Gemeinde übersiedelt ihre Musikschule ins NVZ und übernimmt die Kosten von 250.000 Euro für die Errichtung des Parkplatzes. Die eigentlichen Baukosten von 3,5 Millionen Euro trägt eine private Investorgesellschaft.

Mega-Shoppingtempel auf der grünen Wiese außerhalb von Ortschaften werden seit der Änderung der Raumordnung in Niederösterreich nicht mehr genehmigt. Das nach der SCS Vösendorf zweitgrößte Einkaufszentrum des Bundeslandes, das in genau einem Jahr mit 200 Geschäften unter einem Dach in Gerasdorf eröffnen wird, soll kurz vor der Einschränkung beschlossen worden sein. Zumindest hat es keine Einsprüche gegeben, die das 200 Millionen Euro teure Megaprojekt G3 - für die Dachkonstruktion werden derzeit 710 jeweils bis zu zwanzig Meter hohe Betonsäulen errichtet - verhindern konnten.

Heute werden nur mehr Initiativen in Orten zugelassen und teilweise mitfinanziert. Die Nafes hat seit 1998 insgesamt 534 Projekte mit mehr als zehn Millionen Euro gefördert. Immer wichtiger werden dabei auch Projekte zur Erhaltung der örtlichen Nahversorgung. "Das geht vom Einzelhandel über Wochenmärkte bis hin zur Hilfe bei der Errichtung eines Parkplatzes", erklärt Alexandra Schlichting. Vor allem Letzteres ist ein Schlüsselkriterium für den Erfolg eines Unternehmens im verbauten Gebiet.

Kirchstettner Genossenschaft

Größere und kleiner Nahversorungszentren haben in den vergangenen Jahren unter anderem in Tulln, Wieselburg und St. Leonhard am Forst eröffnet, in Neunkirchen ist eines in Bau, in Reichenau an der Rax eines geplant. In Nussdorf ob der Traisen eröffnet kommende Woche das hier Marktzentrum genannte Gebäude, in dem die kleine Marktgemeinde auch Raum für die Jugend untergebracht hat.

Die Marktgemeinde Kirchstetten im Wienerwald ging zur Rettung der Nahversorgung einen bisher einzigartigen Weg: Der Gemeinderat beschloss die Gründung einer Genossenschaft, um ein Lebensmittelgeschäft im Ort zu erhalten. Viele Bewohner von Kirchstetten gehen jetzt im Geschäft, an dem sie Anteile halten, einkaufen. Oder kommen auf einen Stehkaffee vorbei. (Michael Simoner, DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2011)