"Ready to race" samt Straßenzulassung gibt es jetzt um 79.215 Euro.

In der Früh dreht einsam ein KTM X-Bow R seine Runden auf dem gerade erst eröffneten Red Bull Ring in Spielberg. "Der Wagen ist nagelneu, und wir fahren ihn ein paar Runden ein", erklärt Manfred Wolf, Pressesprecher der KTM Power Sports AG.

Foto: Guido Gluschitsch

Lassen wir Bremsmanöver gegen feststehende Hindernisse einmal außer Acht, ist ein Rennstreckentag wohl das Schlimmste, was man einem straßenzugelassenen Serienfahrzeug zumuten kann. Der Red Bull Ring ist da ein besonderer Serienautoschinder.

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Am Ende der Start-Ziel-Geraden hat der X-Bow-R mehr als 200 km/h auf dem Tacho, bis er unglaubliche 70 Meter vor der Kurve angebremst wird. Im Scheitel zählt nur mehr Vollgas. Mit über 200 km/h bremst man den Rechtsknick so hart an, dass einem fast die Augen aus dem Gesicht fallen.

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Jedes sportliche Serienfahrzeug braucht nach spätestens 30 ambitionierten Runden neue Reifen und allerspätestens nach einem Tag neue Bremsen. Der X-Bow R ist den ganzen Tag unentwegt auf der Strecke. Alles, was der braucht, ist Sprit. Der Rest sind medizinische Behandlungen, die auf Fehler zwischen Lenkrad und Pedalerie zurückgehen.

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Nach etwas mehr als drei Jahren X-Bow Street und Clubsport und einer Wirtschaftskrise, die sich im Automobilbereich gewaschen hat, schärft KTM seinen X-Bow nach. Er bekommt, wie wir es schon von den KTM-Motorrädern kennen, ein "ready to race"-R.

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300 PS holt KTM aus Audis 2,0-TFSI-Motor. Das ist der Turbo-Reihenvierzylinder, der im Audi S3 265 PS und im TT-S 272 PS leistet. Für den X-Bow R wird er mit einem größeren Turbo aufgeladen und über eine geänderte Einspritzanlage versorgt. In unter vier Sekunden schnalzt er den puristischen Sportler mit einem Trockengewicht von 790 Kilogramm aus dem Stand auf 100 km/h.

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Wie schon im X-Bow Street gibt es im R weder ESP noch ABS. Elektronische Fahrhelfer wurden aus dem Wagen genauso verbannt, wie alles andere, was mit Autofahren im engeren Sinne nichts zu tun hat. Die wenigen Bedienknöpfe sind am Lenkrad angebracht, das Mulitfunktionsdisplay kennen wir von der Supersport-Maschine RC 8, ein Schalthebel, eine verstellbare Pedalerie und ein Vierpunktgurt sind alles, woran man spielen kann.

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Dafür sitzt man in einem Carbon-Monocoque und freut sich über noch höhere Querbeschleunigungskräfte von über 1,5 g, die am Körper zerren dürfen, weil der Schwerpunkt des R um 15 Millimeter tiefer ist als beim Street.

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Den Spagat zwischen Straße und Rennstrecke versuchen einige Hersteller zu schaffen und legen den Fokus dabei auf die Alltagstauglichkeit - nicht so KTM mit dem X-Bow R. Der ist aus der Kiste raus ein Rennstreckengerät, das auch eine Straßenzulassung hat. Der Spaßfaktor am Rundkurs ist grenzenlos, was das Fahrzeug wegsteckt unglaublich. Er ist perfekt ausgewogen, und selbst Slides lassen sich herrlich kontrollieren.

Foto: Guido Gluschitsch

Der Bremspunkt wandert Runde für Runde nach hinten, die Kurvengeschwindigkeit wird höher. Plötzlich ein Dreher, Kies spritzt durch die Luft, knallt auf das Visier, die Leitplanke kommt bedrohlich nah. Jenem, der dem X-Bow R frech kommt, erteilt er sofort Lektionen in Demut. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Automobil/20.05.2011)

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