TYLER, THE CREATOR
Goblin
(XL Recordings)
Tyler Okonma ist ein 20-jähriger Produzent und Rapper aus Los Angeles,
der seit geraumer Zeit durch die Blog-Welt zieht und aufgrund seines
düsteren, brutistischen Produktionsstils allseits abgefeiert wird. Nach
seinem Gratis-download-Debüt Bastard veröffentlicht er nun ein Bezahlalbum. Darauf hört man neben etwas kindischen Weltabwendungen wie Radicals
("Kill people, burn shit, fuck school!") grimmige Sichtungen seines
persönlichen Umfelds unter besonderer Berücksichtigung von
Schimpfwörtern. Das ist nicht ganz neu, immerhin produzierte die
HipHop-Crew Insane Clown Posse schon in den 1990er-Jahren einen
deckungsgleichen Track namens Fuck The World. Aber das sind wohl
Feinheiten, die in diesem Genre nur wenig zählen. Seine homophoben
Texte, die er natürlich abstreitet, weil er laut eigener Aussage mit
"faggot" oder "gay" einfach nur Sachverhalte umschreibt, die er Scheiße
findet, mindern den Hörgenuss allerdings entschieden.
COLIN STETSON
New History Warfare Vol. 2: Judges
(Constellation/Trost)
Der US-amerikanische Basssaxofonist spielte und spielt sonst für Acts
und KünstlerInnen wie Laurie Anderson, David Byrne, The National, LCD
Soundsystem, Tom Waits, TV On The Radio oder Arcade Fire. Mit dem
zweiten Teil von New History Warfare entwickelt Stetson, live im Studio
solo nur durch elektronisch verfremdete Live-Loops des eigenen
Instruments begleitet, allerdings eine eigene musikalische Sprache.
Zwischen Minimal, Tom-Waits-Blues und exaltierten Freistilausbrüchen
erzeugt er einen hypnotischen Drall, der von zeitweiligen Vokalbeiträgen
Laurie Andersons gekrönt wird. Selbst für Saxofonhasser eine tolle
Sache.
THURSTON MOORE
Demolished Thoughts
(Ecstatic Peace!/Matador)
Der Gitarrist von Sonic Youth schlägt mit einem Akustikalbum eine
überraschende Volte. Die zarten, melodiösen Songs sind zwar nach dem
klassischen Muster seiner Stammband gestrickt. Es eiert also auch
durchaus auf sechs- und zwölfsaitiger Westerngitarre ganz ordentlich.
Unter der Produktionsregie von Beck ergeben sich aber mit Violin- und
Harfenbegleitung hübsche neue Facetten im Werk des alten Königs von New
York. (Christian Schachinger / DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2011)