Schaumstoff, Eisen & Fleece verarbeitet von Cosima Bonin.

Foto: Dorotheum

Die in den vergangenen Jahren seitens des Dorotheums sukzessive betriebene Internationalisierung trägt Früchte, und zwar solche von besonders draller Beschaffenheit, wie die Bilanz der diese Woche abgehaltenen Auktionen vor Augen führt. Das Netzwerk der Niederlassungen außerhalb Österreichs, speziell jene in Deutschland und Italien, ermöglicht ein Angebotsspektrum, für das sich auch Klienten aus Italien, Großbritannien, Frankreich, den USA oder Russland ins Bietergetümmel stürzen.

So auch zum Auftakt der zweiten Auktionswoche 2011: Die zehn höchsten Zuschläge der Sparte Silber (16. 5.: 1,5 Mio.; 2010: 1,86 Mio.) wurden allesamt und teils über den angesetzten Taxen für Objekte internationaler Provenienz bewilligt. Für die Louis XIV. Ecuelle war der Schätzwert bei 2000 bis 4000 Euro gelegen, am Ende wanderte das Wöchnerinnen-Terrinchen erst für 32.020 Euro Richtung Niederlande ab. Das Match um einen großen Moskauer Deckelbecher (14.000- 18.000) endete gar erst bei 104.000 Euro zugunsten eines Bieters aus Großbritannien.

Auf Augenhöhe mit Jawlensky

Bei Design (17. 5.: 1,02 Mio. Euro; 2010: 1,41 Mio.) deponierten wiederum Käufer aus Frankreich die Höchstpreise, etwa 96.960 Euro für Ross Lovegroves Lautsprecherpaar Muon oder 49.100 Euro für einen Schreibtisch von André Dubreuil aus den späten 1980er-Jahren. Anderntags stand die Sektion Klassische Moderne auf dem Programm, in der Kunst heimischer Herkunft der Internationale die Stirn zu bieten imstande war. Fifty-fifty, wie der Blick auf die Top Ten belegt: Alexej Jawlensky ( Landschaft mit Häusern, 593.800) gefolgt von Alfons Walde (Aufstieg, 582.300), Rudolf Hausner (Alter Billardspieler) blieb wiederum auf Augenhöhe (191.300) mit Óscar Dominguez (La Couturière) und vor Paul Klee (Seeufer bei Regen, 179.800). Mit 4,1 Millionen Euro verbuchte man am Ende des Abends gar ein historisches Spartenergebnis (2010: 3,24 Mio. ).

In der stark von Italienern frequentierten Auswahl zeitgenössischer Kunst (19. 5.: 3,86 Mio.; 2010: 2,55 Mio.) blieben die Top-Anwärter im Bereich der angesetzten Taxen, etwa Enrico Castellanis 1963/64 ausgeführtes Superficie bianca n. 22 (467.300) oder Tancredis Mischtechnik von 1955 (202.800). In das Team der zehn Spielmacher schaffte es aktuell auch Hermann Nitsch, für dessen kleinformatiges Schüttbild (1963) der österreichische Käufer mit 82.555 Euro ein Vielfaches des Schätzwerts (14.000- 22.000) zu zahlen bereit war, während die Kreuzwegstation (1990) bei 69.905 Euro (32.000- 40.000) via Sensalin einen neuen Besitzer fand.

Die am gleichen Tag offerierte Kunst des Jugendstils bilanzierte mit 1, 03 Millionen Euro deutlich besser als im Vorjahr (823.546). Dort gefiel eine seltene sechsflammige Tiffany-Lampe (Oriental Poppy) einem Amerikaner bis zu 202.800 Euro, während Josef Hoffmanns seltene Zuckerdose einen deutschen Käufer bis zu 85.700 Euro zu motivieren verstand. Am Ende der Woche notierten genannte Sparten mit 11,51 Millionen Euro deutlich mehr Umsatz als zum Vergleichstermin 2010 (9,89 Mio.). (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.5.2011)