7.45 Uhr, gähnende Leere vor dem Armin Szilvinyi Haus, einem Gebäude der Universität für Bodenkultur in der Wiener Muthgasse. Martin Schott, Spitzenkandidat der Fachschaftslisten, und sein Pressesprecher Kilian Stark haben sich vor dem Eingang positioniert. Sie wollen Flyer verteilen, nur: die Studenten fehlen.

Am Tag zuvor hat ein Fest im Türkenschanzpark stattgefunden, das traditionell viele Boku-Studenten anzieht. Auf die Uni gehen am nächsten Tag in der Früh anscheinend wenige.

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Dabei finden schon um 8 Uhr die Vorlesung "Mechanisch-thermische Verfahrenstechnik" und eine Chemie-Vorlesung statt. Das Boku-Gebäude in der Muthgasse gibt es erst seit ein paar Jahren. Zum Großteil werden hier Vorlesungen und Seminare aus der Studienrichtung "Lebensmittel- und Biotechnologie" gehalten. Auch Schott und Stark studieren hier.

"Wir setzen auf den Multiplikator-Effekt", nehmen sie es sportlich, dass kaum Studenten vorbei kommen. "Nächste Woche sind ÖH-Wahlen. Darf ich dir einen Flyer geben?", fragt Schott die wenigen Frühaufsteher.

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Die 18-jährige Conny und der 19-jährige Alex bleiben stehen. Beide studieren Lebensmittel- und Biotechnologie im 2. Semester. Ihre ersten ÖH-Wahlen stehen an. Und ja, sie wollen hingehen, bekräftigen sie im Gespräch mit derStandard.at. "Wenn man das Mitsprecherecht hat, muss man das auch nutzen, sonst darf man sich im Nachhinein auch nicht beschweren", erklärt Alex. Conny weiß noch nicht, wen sie wählen wird. Sicher sei aber, dass sie zur Wahl gehen wird.

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"Ja", sagt auch Luzia, sie wird zur Wahl gehen: "Weil es wichtig ist, seine Stimme abzugeben. Ich muss aber erst überlegen, wen ich wählen werde." Auch Luzia studiert Lebensmittel- und Biotechnologie im 2. Semester. Ihren Hund namens Bea nimmt sie zu fast jeder Vorlesung mit.

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Probleme auf der Boku kennt Schott, der sich schon mehrere Jahre in der Studierendenvertretung engagiert, viele. So gäbe es ein Platzproblem. Vorlesungen für Erstsemestrige finden oft im Kino statt, was auch keine Kostenersparnis darstellt: "Im Gegenteil, die Anmietung der Säle ist sehr teuer."

Ebenso gebe es zu wenige Aufenthaltsräume für Studierende, also zu wenig Platz, um sich auszutauschen und miteinander zu kommunizieren. Wobei Schott hier auf einen Erfolg der Studierendenvertreter auf der Boku verweist. Man habe es geschafft, die Fläche für Studierende um ein Drittel zu erweitern. In der Muthgasse wurde die ÖH-Lounge errichtet. Es stehen Couch-Tische bereit. Auch das TÜWI, ein tradtitionelles Studentenlokal in der Nähe des Boku-Hauptgebäudes, wurde erweitert. Der 2. Stock wurde geöffnet und ein paar Räumlichkeiten übernommen.

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Heute beim Wahlkampf mit dabei ist das Schaf als Maskottchen namens Flömmel. "Normalerweise verwenden wir das auf der Boku nicht, das haben wir uns von der TU ausgeborgt." Pressesprecher Stark erklärt: "Charakterlich ist ein Schaf nicht das, was wir symbolisieren wollen. Wir sind keine Herdentiere, Nachläufer, wir blöken nicht alles nach."

Spitzenkandidat Schott kontert: "Ich finde das Schaf ganz nett."

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Bei der letzten Wahl haben die FLÖ 31,7 Prozent auf der BOKU erreicht. Vor ihnen lagen die Aktionsgemeinschaft mit 35 Prozent, hinter ihnen die GRAS mit 27 Prozent. Wahlziel der FLÖ ist es, dieses Mal die Nummer eins zu werden. Auch bundesweit wollen sie dazugewinnen.

Ein weiteres Ziel ist es, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. 2009 gingen immerhin 36 Prozent aller Boku-StudentInnen wählen. Österreichweit waren es nur 25 Prozent. (rwh, derStandard.at, 19.5.2011)

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