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Deutsche Ausgaben sind in Österreich bei Sammlern beliebt.

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Vor 60 Jahren erschien die deutsche Erstausgabe von Micky Maus - Das bunte Monatsheft mit einer Startauflage von 300.000 Exemplaren im Ehapa-Verlag um 0,75 Mark (0,375 Euro). Heute ist das Magazin nicht nur bei Kindern ein beliebter Zeitvertreib, sondern auch für anspruchsvolle Sammler interessant. Als Wertanlage sind die Comics rund um die berühmte Maus und ihre Entenhausener Freunde aber nur geeignet, wenn sie ganz bestimmte Kriterien erfüllen.

Gerhard Krusche, Dorotheum-Experte für Comics und Comic Art, spricht von einem "sehr schwierigen Markt". Geld werde nur für solche Hefte geboten, die in einem Topzustand sind. Sammler suchen in der Regel nach Comics der Qualitätskategorie eins, was beinahe druckfrischen Exemplaren entspricht, die ein- bis zweimal gelesen wurden und nur bei ganz genauem Hinsehen kleine Fehler zeigen. Eine preisliche Orientierungshilfe für Comichefte aller Art bildet der erste allgemeine deutsche Comicpreiskatalog, der jedes Jahr herausgegeben wird.

Der Katalogwert der ersten Ausgabe des Micky-Maus-Magazins aus dem Jahr 1951 liegt hier bei stattlichen 12.000 Euro. Das gilt allerdings nur für Hefte der Qualitätskategorie eins, die sehr schwer zu finden sind. Für Ausgaben der Kategorien zwei und drei werden immerhin 4000 bzw. 1500 Euro veranschlagt. Krusche bezeichnet diese Preisvorschläge als "absurd". Kein Sammler wäre seiner Meinung nach heute noch bereit, solche Summen zu bezahlen.

Der Wiener Comichändler Günther Polland sieht das anders. "Wer das Glück hat, tatsächlich Hefte aus den 1950ern zu besitzen, die in einem perfekten Zustand sind, wird damit auch sehr hohe Preise erzielen können." Manche Sammler wären sogar bereit, mehr zu zahlen, als der Katalog vorschlägt, sagt Polland.

Hefte aus den 1950er-Jahren sind laut Katalog zwischen 200 und 300 Euro wert. Geht man vom damaligen Verkaufspreis von umgerechnet rund 40 Cent aus, entspricht das einer mehr als 600-fachen Wertsteigerung.

Nostalgischer Sammlerkreis

Trotz dieser astronomischen Renditen beschränke sich der Micky-Maus-Sammlerkreis auf einige wenige Liebhaber, erklärt Krusche. "Manche von ihnen suchen nach ganz bestimmten Ausgaben und verschwinden vom Markt, sobald sie diese gefunden haben."

Der typische Micky-Maus-Magazin-Sammler sei männlich und zwischen 40 und 60 Jahre alt. Die meisten hätten bereits als Kinder begonnen und einfach nicht aufgehört zu sammeln. Im Vergleich zu anderen Comic-Heften ist aber Micky Maus bei Sammlern immer noch am beliebtesten und - so glaubt Krusche - wird dies auch weiterhin bleiben. Wer Hefte aus den Siebzigern, Achtzigern oder Neunzigern zu Hause liegen hat, sollte auf jeden Fall gut darauf aufpassen. Möglicherweise erzielen sie in einigen Jahren auch hohe Sammlerpreise.

Geschichten über Bieter, die sechsstellige Beträge für alte Erstausgaben auf Ebay zahlen, seien mit Vorsicht zu genießen, erklärt Krusche. Wenn Händler und Bieter anonym agieren, könne das ein Versuch sein, die Preise für die Hefte künstlich in die Höhe zu treiben. Vorsichtig sollte man auch beim Kauf der ersten Ausgabe sein. Davon gebe es zahlreiche Nachdrucke aus den 1980ern, die nicht viel mehr wert seien als die aktuellsten Micky-Maus-Hefte.

Bevor man zu sammeln beginnt, gilt es also, sich genau einzulesen und zu erkundigen. Oder man lässt das Sammeln bleiben, hört auf Dagobert Duck und behält sein Geld, denn "Leute, die Geld ausgeben, verstehen nichts von den wahren Freuden eines Kapitalisten" - wie die Ente mit dem Goldspeicher einst sagte. (Laura Petschnig, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 19.5.2011)