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Homescreen des Motorola Xoom: Individualität - und verwirrende Vielfalt des User-Interfaces.

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Foto: Motorola

Das Motorola Xoom ist endlich gelandet. Endlich, weil das schon im Vorjahr präsentierte Android-Tablet als erster "richtiger" iPad-Konkurrent gilt, mit der Tablet-Version von Googles Betriebssystem "Honeycomb". Aber zwischen stolzer Ankündigung und Verkaufsbeginn in den USA (Februar), in diesen Tagen auch in Österreich, kam das iPad 2 dazwischen. Seither wirkt das Xoom beim ersten Kontakt wie ein Schritt zurück, nämlich zur ersten, dickeren Version des iPads.

Hardware-Stärken und Design-Fehler

Der erste Eindruck wird der Hardware nur teilweise gerecht: Xoom hat einen etwas höher auflösenden 10-Zoll-Bildschirm, je eine Kamera vorn und (eine bessere als am iPad 2) hinten. Ein Micro-SD-Kartenslot ist bis zu einem Software-Update funktionslos, drei Stecker dienen für Micro-USB, HDMI und Akkuladung. Die erste Inbetriebnahme führt zur Irritation: Wo ist der Einschaltknopf? Aus unerfindlichen Gründen haben die Designer diesen auf der Rückseite neben der Kamera platziert - man muss das Gerät hochheben, Zeigefinger größerer Hände landen dabei auch immer wieder auf dem Objektiv.

Das Display im 16:10-Format hat Vor- und Nachteile. Die Tastatur im Querformat wird damit etwas größer, leichter zu bedienen - was sich beim Hochformat umkehrt: schmäler und schwerer zum Tippen. Das gilt auch für Textanzeigen: geringere Texthöhe im Querformat, mehr im Hochformat. Dafür gewinnen Filme im Breitleinwand-Modus, was jedoch zu einer der großen Android-Schwächen führt: Es fehlt an einem iTunes-vergleichbaren Film- und Musikangebot. Für selbst importierte Filme im MPEG4-Format gibt es hingegen schon einen Player.

Android fehlt der Feinschliff

Android im Tabletformat sieht auf den ersten Blick nett aus, lässt sich sehr individuell gestalten und punktet mit seinen Benachrichtigungen gegenüber dem iPad. Dafür wirkt es in fast allen anderen Dingen noch sehr ungeschliffen. Die Gestaltung des Home-Bildschirms verwirrt durch eine Vielzahl von Zugängen: Sowohl einzelne Apps als auch "Widgets" mit Benachrichtigungen als auch eine Gesamtübersicht aller Apps ist vorhanden - irgendwie fällt es aufgrund dieser Promiskuität schwer, sich für die eine oder andere Benutzungsroutine zu entscheiden. Die Verstreuung von 24 Apps beim Start auf vier Bildschirme - von denen jeder 48 Apps zeigen könnte - schreit dringend nach einer Verbesserung des User-Interfaces.

Sucht man nach der Mail-App, um Konten einzurichten, kommt einem zuerst die GMail-App entgegen. Für andere Konten gibt es eine Mail-App, die man in der Gesamtübersicht suchen muss. Allerdings kann die Mail-App auch für GMail benutzt werden.

Googles Chrome-Browser bietet Tabs für mehrere offene Webseiten an, was übersichtlicher ist als die Fenster in Safari am iPad. Häufig landen Webseiten jedoch auf den Mobil- statt Vollversionen.

Mit Flash aber wenigen nativen Apps

Anders als am iPad funktioniert auf dem Xoom Adobes Multimedia-Technologie Flash, das aber erst installiert werden musste. Youtube in Flashform, Webseiten mit Flash funktionieren jetzt - sind aber Stromfresser: Flash (auch im Hintergrund) reduziert die Laufzeit um die Hälfte von sonst neun bis zehn Stunden.

Den größten Nachteil verzeichnet das Xoom in der App-Kategorie: Es mangelt an Android-Apps, die für den großen Bildschirm bereit sind. Dieses Ökosystem - etwa Flipboard für soziale Medien, ein wachsendes Medienangebot, Tonnen an Fotoprogrammen, nicht zuletzt iTunes - blüht derzeit vor allem auf Apples Plattform. Das Xoom soll in den nächsten Wochen in den Handel kommen und preislich dem iPad entsprechen. (Helmut Spudich, DER STANARD/Printausgabe, 18.5.2011)