Amman/Kairo - Bei Gesprächen mit US-Präsident Barack Obama über den Friedensprozess und die arabischen Revolten konnte König Abdullah II. auf zunehmend labile Verhältnisse bei sich zu Hause verweisen. In Jordanien hat der diesjährige, von den Palästinensern sogenannte Tag der Nakba (Katastrophe), an dem der Staatsgründung Israels und der Flucht und Vertreibung vieler Palästinenser gedacht wird, seine Nachwehen in der Innenpolitik. Die propalästinensischen Demonstrationen von Sonntag gingen zu Wochenbeginn weiter - allerdings gegen die Regierung gerichtet.

Am Sonntag hatten sich etwa 800 palästinensische "Nakba"-Demonstranten in Karamah auf der jordanischen Seite des Jordantals versammelt; eine kleine Gruppe versuchte, über die Allenby (King Hussein)-Brücke ins Westjordanland vorzudringen, wurde jedoch - anders als in Syrien und Libanon - von jordanischen Sicherheitskräften daran gehindert.

Gleichzeitig kam es auch zu Clashes zwischen Demonstranten und "lokaler Bevölkerung", das heißt Angehörigen des dort ansässigen jordanischen ursprünglich beduinischen Adwan-Stammes: Zwischen den beiden Volksgruppen in Jordanien fließt böses Blut, der Hass auf die Palästinenser, die die Mehrheit der Bevölkerung bilden, wird größer und hat sich auch schon in Verbalattacken "echter" Jordanier auf die palästinensisch-stämmige Königin Rania entladen. Die Adwan, einer der Schlüssel-Stämme für das haschemitische Königtum, stellt mit Taher Odwan den Kommunikationsminister - der sich auf seiner Facebook-Seite bitter über die Regierung, der er selbst angehört, beschwert. Auch Journalisten wurden verprügelt. (guha)