Allein Anwälte von Raiffeisen, WAZ und Dichands saßen am 5. Mai um den Tisch. Die Eigentümervertreter von Raiffeisen und der deutschen WAZ Mediengruppe wollten ihren gegen die Dichands gefassten Beschluss vom März lieber nicht selbst zurücknehmen.
Gegen die Dichands beschlossen sie, auch den Preis der Krone zu erhöhen. Dafür hoben sie wie berichtet den Syndikatsvertrag der Krone-Eigentümer auf. Krone-Herausgeber Christoph Dichand und Anwältin Huberta Gheneff erwirkten dagegen eine einstweilige Verfügung. Deshalb zogen Raiffeisen und WAZ ihren Beschluss nun zurück. Vorerst jedenfalls. Das Match geht auf zwei Spielfeldern erst richtig los:
WAZ und Raiffeisen gehen vor ordentlichen Gerichten gegen die einstweilige Verfügung vor.
Und ob die Mitgesellschafter gegen die Dichands den Preis der Krone erhöhen dürfen, soll ein Schiedsgericht nach Schweizer Recht klären. Bis zu dessen Entscheidung verbietet die einstweilige Verfügung die Preiserhöhung.
- Preisfrage Das könnte die Familie Dichand teuer kommen: Gibt das Schiedsgericht WAZ und Raiffeisen recht, könnten sie von den Dichands die entgangenen Einnahmen ab 1. Mai 2011 nachfordern. Sie werden auf mehr als eine halbe Million Euro geschätzt - pro Monat. Schiedsgerichte brauchten bisher für Krone-Streitfälle Jahre. Pro Jahr können da sechs bis sieben Millionen Euro zusammenkommen. Bei den Dichands geht man offenbar davon aus, dass die Preiserhöhung kein wesentlicher Grund war, die Syndikatsvereinbarung aufzuheben.
Was der Krone da an Einnahmen entgeht, kommt an jenen monatlichen Fixgewinn heran, den die WAZ den Dichands beim Einstieg 1987 garantierte.
- Garantiegewinn Diesen Garantiegewinn verweigerte die WAZ den Dichands auch schon - insbesondere für das magere Krone-Geschäftsjahr 2008/ 09. Sie beruft sich offenbar auf ein höchstgerichtliches Urteil über Entnahmen bei Gesellschaften. Noch ein Thema für das Schiedsgericht.
- Herausgeberjob Die Schiedsrichter dürften auch prüfen, ob Hans Dichand seinen Sohn Christoph vor seinem Tod am 17. Juni 2010 formal korrekt zum neuen Krone-Herausgeber bestellt hat. Die WAZ soll dafür jedenfalls Nachweise gefordert haben.
- Geschäftsführer Noch eine Jobfrage könnten Schiedsricher klären: Wolfgang Altermanns Vertragsverlängerung als Krone-Manager stimmte offenbar die WAZ nicht zu, sondern allein die Dichands, die Altermann im Gesellschafterausschuss der Mediaprint vertritt. Er berief die Sitzung zur Rücknahme der Preiserhöhung ein.
- "Heute"-Eigentümer Ein Dauerbrenner im Gesellschafterstreit könnte die Schiedsrichter noch beschäftigen: Welche Rolle spielte Hans Dichand bei der Gründung der Gratiszeitung Heute? Ohne Zustimmung der WAZ (um die er vor dem Heute-Start erfolglos bat) durfte er keine Zeitung gründen. Heute gehört einer Stiftung und einem SP-nahen Wirtschaftstreuhänder; dieser und der Stifter erklärten vor Gericht, die Gratiszeitung erscheine auf ihre eigene Initiative und Rechnung.
Vielleicht kein Zufall, dass Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter Heute-Herausgeberin Eva Dichand, Christoph Dichands Frau, gerade nach den wahren Eigentümern fragte: "Komplizierte Stiftungskonstruktionen werden ja gewählt, um klare Verhältnisse zu verschleiern." Der Kurier protestierte über öffentliche Inserate im Boulevard, von denen Österreich und Heute abhängig seien, Dichand schrieb in Heute von VP-Abhängigkeit des Kurier. Die Krone echauffierte sich über Presseförderung für die Raiffeisenzeitung, auch Postler Michael Jeannée nahm sich Brandstätter vor.
Stellungnahmen der drei Eigentümer zum Streit stehen aus. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 17.5.2011)