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Für ewig und noch drei Tage kann unter Umständen schon vor der Hochzeit wieder vorbei sein. In der Schweiz kann man sich gegen einige der möglichen Unpässlichkeiten, die zur Verschiebung der Hochzeit führen, versichern lassen. Nur wenn Braut oder Bräutigam vorm Altar kehrt machen, dagegen hilft auch keine Versicherung.

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Es ist Mai. Für manche ist das einfach der erste echte Sommermonat - nämlich einer ohne "r". Für andere ist es der Wonnemonat. Auch wenn der Begriff historisch betrachtet nichts mit der Wonne und der Liebe zu tun hat - der "Wonnemond" stand eigentlich für "Weidemonat" - , statistisch ist der Mai immer noch der Hochzeitsmonat schlechthin. 2009 heirateten im Mai die meisten Österreicher und Österreicherinnen, dicht gefolgt von August und September.

Für das pragmatische designierte Ehepaar haben die Schweizer nun etwas ganz Spezielles erfunden: Die Hochzeitsversicherung. Seit Jänner 2011 biete man an Kiosken in der deutschsprachigen Schweiz das Paket an, erklärt Franco Tonozzi, Sprecher der Zurich Schweiz, auf Anfrage von derStandard.at. Die Versicherung gelte "selbstverständlich auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften". Mit 69 Franken (umgerechnet knapp 55 Euro) ist man dabei, auf bis zu 20.000 Franken das geneigte Brautpaar dann versichert.

Die Hochzeitsversicherung kommt nach Tonozzis Angaben sehr gut an: "Kein Wunder, sie wurde ja auch auf Wunsch unserer Kunden eingeführt." Zurich habe immer wieder Anfragen bekommen, ob es möglich sei, vor allem teure Hochzeitsfeste zu versichern. Eine Hochzeit koste in der Schweiz im Schnitt 20.000 Franken, die Gäste reisten immer häufiger aus aller Welt an. "Da kann einiges schief gehen. Unter anderem genau darauf ist die Versicherung ausgerichtet. Versichert ist also, wenn das Brautpaar, deren Verwandte oder die Trauzeugen wegen Krankheit oder Unfall nicht an die Hochzeit kommen können. Oder wenn sie gar nicht anreisen können, etwa wegen eines Vulkanausbruchs." 

Keine Nachfrage in Österreich

Zurich Österreich bietet eine Hochzeitsversicherung nach Schweizer Vorbild nicht an. Generell scheint in der Alpenrepublik die Nachfrage nach einem Hochzeitspaket von der Versicherung nicht wahnsinnig groß zu sein. Ein Rundruf bei den größten heimischen Versicherungen zeigt, ein eigenes Heiratsangebot gibt es nirgends. Lediglich über Veranstaltungs(haftspflicht)versicherungen könne man eben auch die Hochzeit versichern lassen, heißt es einhellig aus den Zentralen der Versicherer. Und, nein, auch eine Nachfrage nach einer Hochzeitsversicherung verzeichne man nicht.

Der Wiener Hochzeitsplaner Stefan Lehrner glaubt ebenfalls nicht, dass die Österreicher besonders heiß auf eine Hochzeitsversicherung sind. "Wenn eine Hochzeit wegen eines Todesfalls oder anderen triftigen Gründen verschoben wird, dann versuchen wir auch, das Brautpaar vor allfälligen Stornogebühren zu bewahren." In Österreich sei das wenig problematisch, meint Lehrner, vor allem auch, weil der Hochzeitsmarkt sehr klein und persönlich ist. Terminverschiebungen oder Ausfälle regele man untereinander. Dabei achte Lehner auch darauf, dass tatsächlich keine oder kaum Stornokosten auf das Leider-Nein-Brautpaar zukommen. "Wenn eine Braut aufgelöst zu uns kommt, weil sie der Bräutigam ein paar Tage vor der Hochzeit betrogen hat, dann hat sie andere Probleme."

Wo eine Versicherung unter Umständen sinnvoll sein könnte, wären große Veranstaltungen, die beispielsweise in Hotels stattfinden, meint Lehrner. Aber selbst hier kenne man sich und würde bis zuletzt versuchen, sich gütlich zu einigen.

Teure Veranstaltung

Eine Hochzeit ist nämlich auch in Österreich keine günstige Veranstaltung. Mit 10.000 Euro muss das Paar schon rechnen, darunter wird es eng. Auch Lehrner verzeichnet einen Trend zu immer teureren, immer opulenteren Hochzeiten. Ein Trend, dem auch der Hochzeitsplaner skeptisch gegenüber steht. "Es wird viel zu viel ausgegeben, und es muss immer mehr sein. Die Tafel findet nicht mehr im Restaurant statt. Am besten, es ist ein Schloss. Und wenn's ein Schloss ist, dann muss es einen eigenen Park haben, ab besten auch noch einen See und so weiter. Die Brautpaare geraten in eine Art Rauschzustand. Ich bin mir aber nicht sicher, wie viele sich damit dann auch finanziell übernehmen", plaudert Lehrner aus dem Nähkästchen. Vor allem, es seien nicht nur die reichen, sondern durchaus auch die "normalen" Brautpaare mit einem Nettoeinkommen von 1.500 bis 2.000 Euro pro Monat, die immer mehr ausgeben würden.

Bei der Zurich in der Schweiz ist man jedenfalls sicher, mit der Hochzeitsversicherung eine Marktlücke entdeckt zu haben. "Paare haben das Bedürfnis, auch den schönsten Tag im Leben finanziell abzusichern. Nur die Liebe lässt sich nicht versichern - und das ist gut so." (Daniela Rom, derStandard.at, 17.5.2011)