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Foto: APA/EPA/Erichsen

Der US-Dollar hat in den letzten Tagen - befeuert von der soften EZB und den Gerüchten um eine griechische Umschuldung - einen kleinen Rebound hingelegt. Doch auf längere Sicht ist der Greenback nur ein Schatten seiner selbst. Gegen einen handelsgewichteten Korb der größten Währungen (darunter Euro, Yen, Pfund) hat der US-Dollar im vergangenen Jahr knapp 13 Prozent abgewertet (siehe Grafik) und notiert mit 75 unweit von dem Rekordtiefststand von knapp 71,5 im April 2008. Selbst gegen den Euro ist eine Notierung von 1,41 alles andere als hoch.

Diese Dollarschwäche ist schon eine besondere Leistung, bedenkt man etwa die Diskussionen um eine Umschuldung in Griechenland, oder dass Portugal erst kürzlich unter den Rettungsschirm schlüpfen musste; dass Großbritannien fiskalpolitisch nicht sonderlich gut dasteht und zudem mit massiven Wachstumsproblemen kämpfen muss; und dass Japan gerade eine Jahrhundertkatastrophe erlebt hat.

Für diese Abwertung des Dollar werden mehrere Gründe herangezogen. Der Hauptgrund dafür ist laut vielen Marktteilnehmern schnell gefunden. Look no further than Washington. Die US-Notenbank Fed mit ihrer Politik des Niedrigstzinses und der Ausweitung der monetären Basis hat in den vergangenen Monaten mehrere Signale gesetzt, dass die geldpolitischen Zügel weiter locker bleiben werden. Hingegen hat auf der anderen Seite des Atlantik die Europäischen Zentralbank (EZB) bereits kräftig angezogen. Die 25 Basispunkte, die bereits erhöht wurden, werden von den weiteren 75 in den Schatten gestellt, die am Markt bereits eingepreist werden. Dass die EZB erstmals vor der Fed mit ihrem Straffungszyklus liegt, hat zur Euro-Stärke sicherlich beigetragen (siehe Grafik).

Marktbeobachter wie der Dollar-Bär Axel Merk sehen wegen der Fed-Politik, dass der „Dollar in größerer Gefahr als der Euro“ ist (Financial Times). Auch Sandro Merino, Leiter des Wealth Management Research Europa der UBS, ist der Meinung, dass der Euro die beste Alternative der vier Hauptwährungen Dollar, Euro, Yen und Pfund ist: „Der Euro ist solider als der Dollar, die Währungsstabilität ist gegeben, die Preisstabilität auch“, sagte er jüngst bei einem Gespräch in Wien. Die EZB sei damit durchaus glaubwürdiger. Zudem seien auch Investoren unsicher wie die Konsolidierung des US-Budgets von sich gehen könnte. Laut Merino könnte es erst in der nächsten Amtsperiode eines Präsidenten in Richtung Konsolidierung geht.

Bekräftigt wird das Argument der Euro-Bullen von den jüngsten Konjunkturdaten aus den USA und Europa. Deutschland zieht als Konjunkturlokomotive die Eurozone nach vorn (aktuelle Wirtschaftsentwicklung). Die Daten aus Europa überraschen positiv, jene aus den USA derzeit eher negativ.

Das Paradoxe könnte aber sein, dass gerade schlechte Daten aus den USA einen stärkeren Dollar bringen könnten. Denn in den vergangenen Monaten haben sich die Märkte weiterhin nach dem Motto „Risk on, risk off“ verhalten. Weniger Wachstum in den USA könnte daher zu einem Flucht in den sicheren Hafen der US-Staatsanleihen führen. Ähnlich geht das Argument von Gavekal. Deren Analystenteam sieht hinter der US-Dollar-Stärke besonders die ausländischen Käufer, die ihre Export-Dollars recyclen müssen, und derzeit vor den Euro-Anleihenmärkten zurückscheuen.

Am Ende des Tages könnten die Argumente gegen den US-Dollar zu kurz greifen. Denn nicht nur ist die Schuldenproblematik im Euroraum noch nicht „geklärt“. Die Nachfrage nach Anleihen aus dem Euroraum (und damit nach Euros) könnte noch deutlich erschüttert werden. Zudem ist die Gemeinschaftswährung auch fundamental immer noch ein „Teuro“. Denn nach Kaufkraftsgesichtspunkten ist er überbewertet und sollte bei rund 1,2 gegen den Dollar stehen (twitpic).

 

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