Aus der von Sotheby's in New York versteigerten Sammlung des Galeristen Allen Stone: Wayne Thiebauds "Candies", die sich ein asiatischer Privatsammler für 2,7 Millionen Dollar sicherte.

Foto: Sotheby's

Das Prädikat "glanzlos" bekommt man schneller verpasst, als den Protagonisten des Kunstmarktes lieb sein kann. Die Schätzwerte seien, gemessen an der Qualität der am Abend des 10. Mai in New York ins Rennen geschickten zeitgenössischen Kunstwerke, völlig überzogen gewesen, tönte es Richtung Sotheby's. Dabei wirkt die Bilanz auf den ersten Blick einwandfrei: Die Verkaufsquote lag bei 84,5 Prozent, der Umsatz bei 128, 1 Millionen Dollar, zwei der 49 versteigerten Kunstwerke hatte man sogar über die 15-Millionen-Barriere gestemmt - nur dass man dafür eigentlich mehr erhofft hatte, konkret bis zu 30 Milliönchen.

Etwa für Andy Warhols posthum von seiner Foundation konfektionierte Jackie-Kennedy-Serie (Sixteen Jackies), für die der Hammer zur unteren Taxe von 20,24 Millionen Dollar fiel. Die größere Enttäuschung lieferte jedoch Jeff Koons Pink Panther. Laut Medienberichten stammt die Porzellanskulptur aus dem Besitz von Benedikt Taschen, dem Sotheby's den Verkauf mit einer Preisgarantie versüßt hatte.

Der naiv-sardonische Appeal zog nur bedingt, konkurrenzlos sicherte sich ein einzelner Telefonbieter zum Limit von 16,88 Millionen die Skulptur. Dass dies sowohl den bisherigen Höchstwert für diese Edition markierte (Christie's 1999: 1,8 Mio.) als auch den für eine Koons-Porzellanskulptur (Sotheby's 2008: Naked, neun Mio.), interessierte niemanden. Der erzielte Preis lag nun mal sehr deutlich unter der angesetzten Taxe von 20 bis 30 Millionen Dollar.

Und vermutlich könnte man solche Niederlagen leichter wegstecken, hätte das Team von Christie's am nächsten Abend nicht eine derart brillante Vorstellung geliefert. Dort hatte man nicht nur die bessere, weil vernünftigere Taxenstrategie, sondern wurde dafür auch noch überaus offensichtlich belohnt. Mehr als 230 Millionen hatte sich das Team zum Ziel gesetzt, ein bescheidenes, angesichts der am Ende für 62 Besitzerwechsel eingespielten 301,6 Millionen Dollar: Vier Zuschläge erteilte man jenseits der 25-Millionen-Barriere, deren zwei hob die angestachelte Klientel sogar über die 30-Millionen-Marke. Ganz ohne Eintrag im Werkverzeichnis schaffte es das bislang unpublizierte Untitled No. 17 über die angesetzte Taxe (18- 22 Mio.) auf 33,68 Mio. Dollar.

Der höchste Zuschlag war auch für Auktionator Christopher Burge eine Herausforderung. 16 Minuten dauerte das Match zweier hartnäckiger, in ihren Gebotssprüngen allerdings unberechenbarer Bieter. Am Ende fiel der Hammer für die frühe Selbstporträtserie Andy Warhols bei 38,44 Mio. Dollar.

Wiener Missverhältnise

Eine Lektion punkto überzogener Erwartungen erteilte diese Woche aber auch der heimische Markt. Auf fünf bis neun Millionen Euro hatte "im Kinsky" die Erwartungen für die 84. Kunstauktion im Vorfeld beziffert - nur dass mehr als 65 Prozent der "Meisterwerke" an den viel zu hohen Limits der Einbringer scheiterten.

4,64 Millionen lautet die offizielle Bilanz, die allerdings auch die unter Vorbehalt erteilten Zuschläge inkludiert. Gemessen daran blieb selbst der im Zuge dieser laschen Performance verzeichnete Rekord für ein Jugendstilobjekt (Hoffmann/Czeschka, Spieltisch WW (1906), 486.500 Euro) nur ein kleiner Trost und bescherte Auktionator Nikolaus Schauerhuber einen deutlich weniger glamourösen Einstand, als ihn sich der neue Geschäftsführer vermutlich erhofft haben dürfte.

Die nächste Zwischenprüfung für den heimischen Marktplatz steht kommende Woche auf dem Programm. Dann gelangen im Dorotheum anlässlich der zweiten Auktionswoche 2011 1960 Kunstwerke zur Versteigerung. Bitte um Verständnis, die monetären Erwartungen möchte man nicht mehr veröffentlichen, das würde ja doch nur zu Missverständnissen führen. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.5.2011)