Foto: Reiner Wandler

Ja, Nordafrika hat Lebensqualität. Wer es nicht glaubt, dem sei ein Gang zum Friseur empfohlen. Jahrelang hatte ich einen marokkanischen Coiffeur hier in der Altstadt von Madrid. Ich ging einmal die Woche zum Rasieren. Es war eine lange, entspannende Prozedur. Nicht der kleinste Stoppel blieb über. Dazu gab es entweder Al Jazeera - auf Arabisch, versteht sich - oder irgendwelche Seifenopern aus Ägypten per Satelliten-TV. Leider hat der Friseur aufgehört zu rasieren. Obwohl sein Messer mit austauschbaren Klingen funktionierte und der Barbershop auch sonst sehr hygienisch war, hatte das spanische Gesundheitsamt irgendwelche Einwände.

Seither lege ich wieder selbst Hand an meinen Bart und genieße die Ruhe im Barbershop nur ab und an, wenn ich auf Reise durch Nordafrika bin.

Ein Besuch beim Friseur hat mir sogar einmal eine Reportage gerettet. Ich war in El Aaiún, der Hauptstadt der von Marokko besetzten, ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara. Es war schwer mit jemandem zu reden, ohne dass sofort ein Spitzel auftauchte und sich dazugesellte. Bis ich den kleinen Friseurladen auf der Hauptstraße entdeckte. Der Besitzer und ein Freund, Sahrauis meines Alters, hatten keine Kunden. Schwupp ging's hinein und auf den Stuhl. Während er mir die Haare schnitt und mich rasierte, redeten wir. Nervös beobachteten sie durch das Schaufenster die Straße. Aber wir blieben unter sechs Augen.

Beim Surfen im Netz stieß ich auf ein Video, das sehr anschaulich zeigt, wie eine wirklich komplette Rasur auszusehen hat. Der Film ist vom US-amerikanischen Reisereporter Rolf Potts in Ägypten aufgenommen. Aber in Marokko, Algerien oder Tunesien geht es nicht so viel anders zu.