Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou und Magistratsdirektor Erich Hechtner gaben den Startschuss für die Initiative Wien radelt zur Arbeit. Zur Pressekonferenz am 10. Mai im Wiener Rathaus-Hof kam Vassilakou mit dem Dienstrad, Hechtner mit dem Dienstauto angerollt.

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Armando radelt zur Arbeit. Über den Downloadbereich auf der Webseite der Initiative kann man das "Ich radel zur Arbeit"-Schild runterladen, ausdrucken und Fotos machen.

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Klare Sache: Das Hermes-Team radelt zur Arbeit.

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Gruppeninspektorin und Revierinspektor radeln zur Arbeit.

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Im innerstädtischen Bereich ist das Fahrrad das schnellste Verkehrsmittel auf Distanzen bis zu fünf Kilometern. "Radfahren bringt sehr viel im Sinne einer menschenfreundlicheren Verkehrspolitik. Bei zunehmendem Radverkehr sinkt die Unfallhäufigkeit", beruft sich Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou auf aktuelle Studien. Und weiter: "Alle Wege führen aufs Fahrrad. Wer den Weg zur Arbeit damit zurücklegt, fördert seine Gesundheit, ist schneller am Ziel und schont das Geldbörsl sowie die Umwelt."

Spielerischer Wettstreit

Was ist der Anlass für solch Loblied auf das Fahrrad? Die bundesweite Initiative der Interessensgemeinschaft Fahrrad (IGF) "Radelt zur Arbeit", hat nun auch in Wien Einzug gehalten und Maria Vassilakou rührt die Werbetrommel. Wien radelt zur Arbeit ist ein spielerischer Wettstreit, bei dem es ab 1. Juni die täglich zurückgelegten Radkilometer zwischen Zuhause und Arbeitsstätte zu sammeln gilt. Womit man sich damit den eingesparten CO2-Ausstoß vor Augen führen und darüber hinaus von Sponsoren zur Verfügung gestellte, fahrradbezogene Preise gewinnen kann.

Das Ziel: Mindestens 50 Prozent aller tatsächlich gearbeiteten Tage sollen mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Bis zum 25. Mai können sich Unternehmen und Teams zwischen zwei bis vier Personen für das Projekt anmelden. Die Idee zu "Wien radelt zur Arbeit" kommt von der IG Fahrrad, die das Konzept bundesweit angeboten und die Kampagne initiiert hat. "Bike to work-Programme sind in mehreren europäischen Ländern bereits Standard", weiß Alec Hager von der IGF.

Von sechs auf zehn Prozent

Wien ist im Vergleich zu Salzburg oder Graz keine "Radfahrerstadt", hat aber in den letzten zehn Jahren den Fahrradanteil beinahe verdreifachen können. Derzeit fahren 34.000 Menschen in Wien mit dem Rad zur Arbeit, 2001 waren es 12.000. Das Ziel von IGF und Stadt Wien ist es nun, in den nächsten vier Jahren den Anteil des Radverkehrs von derzeit sechs auf zehn Prozent zu erhöhen. Doch wie bringt man Arbeitnehmer und ihre Chefs aufs Fahrrad? "Motivation, Motivation, Motivation!", ruft Vassilakou. "In jedem Unternehmen finden sich ein paar Leute, die mit dem Rad unterwegs sind, und Radfahren ist ansteckend. Wer sich bei schönem Wetter einmal aufs Rad schwingt, wird nicht mehr drauf verzichten wollen", verspricht die Verkehrsstadträtin, die meistens selbst mit dem Rad in die Arbeit fährt.

100 Gründe

Ein Papier der Radlobby ARGUS aus dem Jahr 2008 hält hundert Gründe fest, die Menschen daran hindern, für kurze Wege in der Stadt auf das Fahrrad umzusteigen. "Zu schnelle und zu knapp überholende Autos, fehlende sichere Radverkehrsanlagen, zu lange Wartezeiten an den Ampeln, Negativ-Image in den Medien, das Rad kann gestohlen werden", lauteten einige davon. Es ist zu hoffen, dass sich mit den 450.000 Euro, die die Stadt Wien alleine in diesem Jahr in den Ausbau von elf Kilometern Radfahranlagen, 3.000 Radabstellanlagen und Bewusstseinsbildung investiert, ein paar davon erübrigen.

Als Voraussetzung betrachtet Hans Doppel von der ARGUS allerdings eine Befragung der Radfahrer. "Derzeit ist kein stressfreies Radfahren in Wien möglich. Am Beginn positiver Veränderungen müsste eine empirische Erhebung stehen: Was wollen die Radfahrer wirklich? Anhand der Ergebnisse müsste seitens des Rathauses entschieden werden: Wir setzen das um." Eine zentralistische Straßenplanung sieht Doppel als Notwendigkeit um die Lücken in den Fahrradanlagen zu schließen. "Das Hauptnetz gibt es in Wirklichkeit nicht", regt er zu einem bereits von der ARGUS in Angriff genommenen "Lückenschlussprogramm" an.

"Das ist erst der Anfang"

Ob mit den 450.000 Euro die Investitionen in den Ausbau des Fahrradverkehrs für die kommenden Jahre schon wieder erledigt sind? "Das ist erst der Anfang", betont Vassilakou. "Unser Weg ist der, den alle Europäischen Städte verkehrspolitisch gehen müssen. München ist hier ein großes Vorbild." Auch die StVO-Novelle ist für sie kein Grund zur Resignation. "Die Vision, Fahrradstraßen entstehen zu lassen, ist immer noch aktuell. Wir werden jetzt gemeinsam mit den einzelnen Bezirksvertretern ausloten, wo solche möglich und sinnvoll sind." Über die Benutzungspflicht der Fahrradanlagen soll weiter diskutiert werden. Darüber hinaus sollen in den nächsten Jahren an allen großen Bahnhöfen Fahrradstationen - eine Art betreuter Garagen - errichtet werden. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 15.05.2011)