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Manches ist zu zweit oder zu mehrt einfach leichter - man muss nur aufpassen, dass man niemandem am Rockzipfel hängt. Auch KMU können aus Kooperationen auf verschiedenen Ebenen durchaus profitieren.

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Zusammen ist man weniger allein, so heißt ein Buch, ein darauf basierender Film und eine Binsenweisheit. Manchmal ist das Nächstliegende eben auch das Sinnvollste. Gemeinsam statt einsam, das gilt nämlich nicht nur für den zwischenmenschlichen Bereich. Nein, auch Unternehmen können von diesem unschlagbar einfachen Prinzip profitieren.

Selbstverständlich ist "Einsamkeit" keine passende Kategorie im betriebswirtschaftlichen Sinne. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind ob ihrer Betriebsgröße aber in manchen Bereichen schlechter aufgestellt als in anderen, und können so aus Kooperationen ihren Nutzen ziehen. Der Fachmann nennt das die "mangelnde Teilbarkeit von Produktionsfaktoren". Während also einzelne Geschäftsbereiche einwandfrei und wirtschaftlich laufen (z.B. die Produktion), kann es anderenorts innerbetrieblich aufgrund der geringen Unternehmensgröße und der verfügbaren Mittel und Ressourcen eher mager aussehen. Zum Beispiel beim Einkauf.

Kooperationen

Überbetriebliche Zusammenarbeit kann hier Abhilfe schaffen. Der wesentliche Vorteil von Einkaufskooperationen liegt im Einkaufsmachtgewinn, erklärt Dietmar Rößl, Vorstand des Instituts für KMU-Management sowie Leiter des Forschungsinstituts für Kooperationen und Genossenschaften der Wirtschaftsuni in Wien. Die Partnerunternehmen könnten vor allem auf bessere Konditionen hoffen. Die Managemententlastung spielt weiters eine große Rolle. Dadurch, dass beispielsweise Marktbeobachtung oder Verhandlungen mit Lieferanten auf die Kooperation ausgelagert werden können, ergeben sich auch Kostenersparnisse. Außerdem könnten gerade KMU damit ihr Grundproblem, dass eben einzelne Betriebsbereiche, wie z.B. die Beschaffungsabteilung, einfach zu klein sind, kompensieren.

Beispiel Bäcker

Um die österreichischen Bäcker und Konditoren kümmert sich in Einkaufsfragen zum Beispiel die BÄKO, eine Einkaufsgenossenschaft mit Sitz in Linz. Schon im Jahr 1929 hätten sich einige Bäcker zusammengetan, erzählt BÄKO-Geschäftsführer Franz Reischl im Gespräch mit derStandard.at. "Die haben sich überlegt, dass es eigentlich mühsam ist, den Einkauf jeder für sich zu organisieren und haben die Genossenschaft gegründet." Im Großen und Ganzen funktioniert die moderne BÄKO immer noch nach demselben Prinzip: Eingekauft wird in großen Mengen - und damit zu besseren Konditionen -, abgegeben nach Bedarf der Mitgliedsbetriebe.

Derzeit hat die BÄKO 1.237 Mitglieder in Österreich und Südtirol, die über einen einmaligen Mitgliedsbeitrag von 150 bis 500 Euro nicht nur ihre Waren dort beziehen, sondern auch Mitspracherecht in allen Belangen haben, erklärt Reischl. Die BÄKO bietet aber nicht nur sämtliche Rohstoffe „von Sonnenblumenkernen, über die Marmelade, Salz oder Zucker" und Maschinen an, sondern auch die Logistik läuft über die Genossenschaft. "Wir fahren zu unseren Bäckern und Konditoren hin und beliefern sie, egal, ob sie in Wien oder im Zillertal sitzen", so Reischl. Dabei setze man auf geprüfte Rohstoffe und bevorzuge heimische Produkte. Durch die Bündelung bei Einkauf und Logistik könnten daher nicht nur große Betriebe profitieren. "Gerade der kleine Bäcker kann daraus Vorteile ziehen", ist sich Reischl sicher.

Schattenseiten

Dass auch in und mit einer Kooperation nicht alles rosig sein muss, versteht sich von selbst. Nachteile könnten sich vor allem dann ergeben, wenn die Kooperation zerbricht, und den einzelnen Unternehmen folglich der Zugang zum Beschaffungsmarkt und die wesentlichen Informationen zum Marktgeschehen fehlen. Auch wenn das nicht allzu oft vorkomme, brauchten Unternehmen mitunter sehr lange, um in diesem Bereich wieder Fuß fassen zu können, meint KMU-Experte Rößl.

KMU seien - relativ zu ihrer Betriebsgröße - einem stärkeren Wandel ausgesetzt als große Unternehmen, so Rößl. Veränderungen verlangen gerade von KMU große Anpassungsleistungen. Das gehe auch im Einkauf nicht spurlos an ihnen vorüber. Nichtsdestotrotz sei eine Kooperation nur dann sinnvoll, wenn sie jedem Beteiligten auch etwas bringt. "Wenn die Unternehmer sehen, da gibt es eine Chance, Geld zu sparen oder den Einkauf zu vereinfachen, dann kann das durchaus rasch auf die Beine gestellt werden und funktioniert auch gut." Rößl schränkt aber ein, dass die Kostenersparnis im Einkauf branchenabhängig sehr unterschiedlich hoch sei. "Die Managementersparnisse stehen da in Vordergrund. Die meisten sind einfach happy, dass sie sich im Einkauf um nichts mehr kümmern müssen."

Detailfragen können bremsen

Rößl warnt auch davor, sich in Detailfragen zu verzetteln. "Nehmen wir zehn Tischler, die sich zusammenschließen und ihren Einkauf gemeinsam organisieren wollen. Da wird dann wahrscheinlich eine Firma den Einkauf für alle machen. Da muss man sich dann fragen: Was zahlen die anderen neun für dieses Service?", führt Rößl ein Beispiel an. In der Regel einige man sich auf einen gewissen Prozentsatz vom Einkaufsvolumen, der von allen abgeführt werde, um die Kosten des Unternehmens, das den Einkäufer stellt, zu kompensieren. Andere Kooperationen würden mit Mitgliedsbeiträgen arbeiten, erklärt Rößl weiter. Problematisch könne es zum Beispiel werden, wenn im angeführten Beispiel acht kleine und zwei größere Unternehmen beteiligt wären. Fangen sich die kleinen mit den großen darüber an zu streiten, wer mehr oder weniger von der Kooperation profitiere, dann kann das Ganze schnell zu einer Kostenfalle werden. "Wenn man alles bis ins kleinste Detail regeln will, dann können durchaus hohe Verwaltungskosten für so eine Kooperation anfallen."

Ein "Pool" für KMU

Kooperationen zwischen KMU müssen sich aber nicht nur auf den Einkauf beschränken. Die Wirtschaftskammer Wien bietet mit "Pool" ein kostenloses Kooperationsservice für ihre Mitglieder an. Vor 14 Jahren ursprünglich in der Sparte Handel gegründet, ist aus Pool mittlerweile eine branchenübergreifende Kooperationsplattform geworden. Sie funktioniert nach dem Prinzip einer Partnervermittlung: Ein Unternehmen meldet sich mit seiner Kooperationsanfrage und äußert seine spezifischen Wünsche. Über Pool wird diese Anfrage dann innerhalb der Wirtschaftskammer weitergeleitet. Findet die Anfrage Anklang, so meldet sich der Interessent - Suchender und Gesuchter schnapsen sich ihre Kooperation aus.

Dabei reichen die Kooperationswünsche vom gemeinsamen Einkauf bis hin zu gemeinsamer Forschung und Entwicklung, gemeinsamen Marketing, oder aber auch der Bürogemeinschaft. Die Hauptzielgruppe der WK Wien sind Ein-Personen-Unternehmen und KMU. Nach der Anbahnung einer Zusammenarbeit hält sich Pool eher raus, steht aber mit Rat und Tat zur Verfügung. Im vergangenen Jahr haben sich 81 Kooperationen über das Service der WK Wien zusammengefunden. (Daniela Rom, 15.5.2011)