Kairo - Ein Anhänger der bis vor kurzem verbotenen islamistischen Muslimbruderschaft will dem gestürzten ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak im Amt folgen. Er werde bei der Wahl Anfang kommenden Jahres als unabhängiger Kandidat antreten, sagte Abdel Moneim Abul Futuh der Nachrichtenagentur Reuters. Er sei derzeit Mitglied keiner Partei.

Daher bedeute seine Kandidatur auch keinen Widerspruch zu den Ankündigungen der Muslimbrüder, nicht nach der Präsidentschaft zu streben. "Die Bruderschaft als Gruppe bewirbt sich nicht für das Präsidentenamt", sagte Abul Futuh. "Sie trennt ihre Mandate, wie ich es bereits vor vier Jahren gefordert habe", ergänzte er mit Blick auf die neue politische Partei, die die Bruderschaft jüngst gegründet hat.

"Keine Unterstützung der Gruppe"

Auch ein hochrangiger Vertreter der Muslimbrüder erklärte, Abul Futuhs Kandidatur sei dessen persönliche Angelegenheit und werde nicht von der Gruppe unterstützt. Bereits unter Mubaraks rund 30-jähriger Präsidentschaft hatten die Muslimbrüder bei Wahlen immer wieder Kandidaten als unabhängige Vertreter ins Rennen geschickt, um das Verbot ihrer Gruppe zu umgehen.

Insbesondere westliche Länder sind besorgt, dass die islamistische Bewegung nach dem Volksaufstand in Ägypten an Zulauf gewinnen könnte.

Laut einer im April veröffentlichte Umfrage der staatlichen Zeitung Ahram könnte Abul Futuh bei der Präsidentenwahl 20 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Der scheidende Präsident der Arabischen Liga, Amr Mussa, kommt danach ebenfalls auf 20 Prozent. Der Friedensnobelpreisträger und frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mohamed ElBaradei, könnte mit rund zwölf Prozent der Stimmen rechnen. (APA/Reuters)