Foto: Festival Retz

Retz - Mit Benjamin Brittens "Die Jünglinge im Feuerofen" gelangt beim Festival Retz (7. bis 17. Juli) wieder eine Kirchenoper des 20. Jahrhunderts zur Aufführung. Intendant Alexander Löffler hat das Detailprogramm des Festivals am Donnerstag in Wien präsentiert. Exil, Integration und kulturelle Identität sind die zentralen Themen, die auch bei den zahlreichen Lesungen von Autoren mit Migrationshintergrund von Bedeutung sind.

"Wir haben den Begriff 'Offene Grenzen' heuer etwas weiter gefasst", erklärte Löffler und bezog sich damit nicht nur auf Brittens Oper: "Was dort Gegenstand ist - das Verharren auf religiösen und kulturellen Werten -, ist etwas, das heute in höchstem Maße irritiert", zieht er Parallelen zum Zeitgeschehen. Schauplatz der von Monika Steiner inszenierten Opernaufführungen (Premiere: 7. Juli) ist die Retzer Stadtpfarrkirche St. Stephan. Andreas Schüller hat die musikalische Leitung inne, die Vokalpartien übernehmen Stephen Chaundy, Michael Kraus, Günter Haumer, Alexander Pinderak, Stefan Cerny und Wolfgang Resch, es singt das Labyrinthe-Vocalsensemble.

Das Literaturprogramm steht 2011 unter dem Motto "Meine Heimat heißt Babylon". Beim Lesereigen im Bürgersaal des historischen Retzer Rathauses zu Gast sind Michael Stavaric, Dimitre Dinev, Eleonora Hummel, Marica Bodrozic und Julya Rabinowich. Auch in den Konzerten wird der inhaltliche Schwerpunkt spürbar: Die Sopranistin Anna Maria Labin bringt in ihrem Liederabend "Kennst Du das Land" Werke von Liszt und Mahler zu Gehör, das Merlin Ensemble tritt an zwei Abenden auf ("Die dunkle Nacht der Sinne", "Kreutzersonate" mit Hermann Beil). Beim traditionellen Festgottesdienst in St. Stephan erklingt Schuberts "Deutsche Messe", der Vienna Vocal Consort begibt sich in der Dominikanerkirche auf den Spuren der alten Meister ins 14. bis 16. Jahrhundert. Zu spätabendlicher Stunde wird im Festivalgarten des Althofs viermal zum musikalischen Tagesausklang geladen. Die Mitwirkenden sind Breinschmid & Gansch, das Diknu Schneeberger Trio sowie die Gruppen "bratfisch" und "netnakisum".

Seit 2005 wird auch die grenzüberschreitende Festivalpartnerschaft mit dem tschechischen Znaim (Znojmo) gepflogen. Diesmal steht das Ouevre von Josef Myslivecek anlässlich des 230. Todestages des Komponisten im Mittelpunkt, den Höhepunkt bildet am 16. Juli die Premiere der Oper "Montezuma" im Arkadenhof des Südmährischen Museums im Minoritenkloster Znojmo. Schon am 8. Juli findet das "Gassenspektakel" in der historischen Altstadt seinen symphonischen Abschluss bei einem Konzert in der Reitschule des Klosters Louka. Ebenfalls bereits zur Tradition geworden ist das Zymbalkonzert beim Heiligen Stein direkt an der österreichisch-tschechischen Grenze am 9. Juli.  (APA)