Das Baufeld D13 (rote Umrandung) ist für die Baugruppen reserviert. (Planauszug aus den Ausschreibungsunterlagen.)

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Für die Baugruppen, die in Aspern gemeinschaftlich bauen wollen, wird es nun langsam ernst: Der Wohnfonds Wien hat am Donnerstag die Ausschreibungsunterlagen für die Bebauung des für die Baugruppen reservierten Bauplatzes D13 veröffentlicht (siehe unten). Damit ist das zweistufige Verfahren zur Bebauung des ca. 0,8 Hektar großen Bauplatzes eröffnet.

"Für die erste Entwicklungsetappe haben wir für Baugruppen ein sehr attraktives Baufeld - gleich neben einem Stadtteilpark und gegenüber dem zukünftigen Bildungscampus - reserviert", erklärt Josef Lueger, Prokurist der Entwicklungsgesellschaft für aspern, der Wien 3420 AG. "Wir sind überzeugt davon, dass diese aktiven, engagierten Gemeinschaften ausgezeichnet zu uns passen und freuen uns auf ganz unterschiedliche Konzepte." Wichtig sei den Entwicklern, dass die Erdgeschoßzonen "lebendig und bunt werden", so Lueger. Auch für die Baugruppen gelte deshalb, dass die Erdgeschoßbereiche eine Raumhöhe von mindestens vier Metern haben müssen. Idealerweise bringt die Gruppe selbst schon ein Konzept für deren Nutzung mit - vom Geschäftslokal über ein Büro, eine Werkstatt oder Arztpraxis bis hin zur Kindergruppe. Wir sind auch gerne behilflich bei der Suche nach Mietern." Die Nutzung für einen Gastronomiebetrieb und eine Apotheke sind auf diesem Baufeld bereits vordefiniert.

Baugruppen in den Startlöchern

Wie berichtet, scharren die drei dafür in Frage kommenden Baugruppen - "Seestern", "B.R.O.T. Aspern" und "Ja:spern" - bereits in den Startlöchern. Ursprünglich schon für Mai erwartet, werden die Konzepte nun erst bis spätestens 14. Juli einzureichen sein. Im August wird die Jurysitzung der 1. Stufe (die Beurteilung der Gruppenkonzepte) stattfinden, im September soll das Grundstück aufgeteilt werden und dann wahrscheinlich im November die 2. Stufe, in deren Verlauf dann auch schon die Architekturentwürfe abgegeben werden müssen, beginnen. Die Jurysitzung zweiter Stufe soll voraussichtlich im März oder April 2012 stattfinden.

Beim "Seestern" hat man die nötige Zahl von zehn Vereinsmitgliedern noch immer nicht erreicht, weshalb man sich dort über die kurze Verzögerung nicht unglücklich zeigt. Koordinatorin Petra Hendrich hofft aber darauf, dass es dann zu keinen weiteren maßgeblichen Verzögerungen kommt, wie sie im Gespräch mit derStandard.at erklärt.

Die "B.R.O.T."-Gruppe hat, wie berichtet, bereits die nötige Größe erreicht und kann ihr Konzept nun aus der Schublade holen. "B.R.O.T." will übrigens auf das Angebot der Stadt, lediglich das Baurecht zu erhalten, eingehen. Bei der Gruppe Seestern ist diese Frage noch nicht entschieden.

"Ja:spern" mit Arzt und Apotheker

Die dritte Baugruppe, die sich um das Areal bewirbt, ist "Ja:spern", die von Fritz Oettl (POS Architekten) koordiniert wird. Diese Gruppe plant ein Eigentumsobjekt und peilt dafür eine Größe zwischen 15 und 20 Mitgliedern an. "Gruppen von 10 bis maximal 20 Wohneinheiten sind gut, weil darunter individuelle Eigenheiten zu dominant sind, und darüber die Gruppe nicht mehr so gut handelbar ist", wie Oettl gegenüber derStandard.at erklärt. "Ja:spern" plant eine Apotheke im Erdgeschoß mit ein, außerdem kann im ersten Stock des noch zu bauenden Mehrparteienhauses wahrscheinlich eine Arzt-Ordination zur Verfügung gestellt werden.

"Baugruppen werden von Menschen getragen, die urban und individuell leben möchten, hohe Ansprüche an ihr Zuhause und ihr Umfeld haben, gelebte Nachbarschaft schätzen und ihren Lebensraum aktiv mitgestalten wollen", betont Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) in einer Aussendung. Potenzielle Mitstreiter müssen in diesem Sinne bei den einzelnen Baugruppen auch deren "Werte" mitgestalten bzw. -leben. Wie die Gemeinschaftsflächen gepflegt werden, und dass es einmal im Jahr ein von allen finanziertes Fest geben soll, das wird etwa im Wohnungseigentums-Vertrag von "Ja:spern" drinstehen, so Oettl. Auch auf Regeln zur Vermietung der eigenen Wohnung im Fall einer längeren Abwesenheit, "mit einer Option für Hausbewohner, zu mieten oder zu kaufen", hat man sich hier bereits verständigt. Außerdem schon in den Wertekatalog aufgenommen ist ein Punkt bezüglich freilaufender Hunde (wird nicht toleriert) und Rauchen im Haus - dafür soll es eigene Bereiche geben.

Noch nicht entschieden hat die Gruppe "Ja:spern", ob sie sich als Verein oder als Gesellschaft (GesmbH oder GesbR) konstituieren wird. Bis September, wenn die Konzepte eingereicht werden müssen, will man hier eine Lösung finden. Die zur Einreichung nötige Größe hat die Gruppe zwar bereits, Mitstreiter werden aber auch hier - so wie bei den beiden anderen Gruppen - noch gesucht. (map, derStandard.at, 12.5.2011)