Glinzendorf - Gerhard Zoubek geht aufs Ganze. Oder besser gesagt: Er geht aufs Ganzheitliche. Biologische Lebensmittel herzustellen allein reicht da noch nicht.
Seit dem Jahr 2000 hat er den Direktvertrieb mit den Gemüse- und Ostkistln von seinem Biohof Adamah aufgebaut. Mit großem Erfolg: Insgesamt 90 Hektar werden in seinem Betrieb bereits von 80 Mitarbeitern bewirtschaftet.
6000 Kistln pro Woche
"Begonnen hatte es damit, dass wir in der Familie alles selbst gemacht haben", erinnert sich Zoubek. War es am Anfang nur eine Tour pro Woche mit 30 Kistln - so sind es inzwischen 6000 Kistln pro Woche, die an 8500 Kunden geliefert werden. "Diese Zahlen sind kein Fehler", lächelt der Adamah-Gründer: "Manche Kunden bekommen das Kistl ja nur 14-täglich oder alle drei Wochen."
Wichtig ist Gerhard Zoubek dabei, dass er sich als "freier Bauer und nicht als Sklave der Konzerne" sieht. Und daher sagt er auch: "Qualität ist nicht Uniformität, sondern innere Werte." Mit seinen Kistln will er auch "Kultur in die Stadt bringen und zum Beispiel alte Sorten den Menschen wieder näher bringen." Aber auch neue: Derzeit werden gerade "Karottensorten entwickelt, die der Region entsprechen".
Die Region, das ist das Marchfeld mit seinem "pannonischen Klima und den schweren, tiefen Böden". Das Marchfeld, von dem Zoubek noch in der Schule gelernt hatte, dass es "die Kornkammer Österreichs" sei. Jetzt würden allzu viele Bauern ohne jede Perspektive vor sich hinwerken - "ich will ihnen zeigen, wie es anders gehen kann".
Den Kistl-Pionier interessiert allerdings auch das Rundherum. So hat etwa eine Untersuchung gezeigt, dass der Direktvertrieb mit seinen Kistln am wenigsten CO2-Ausstoß verursacht.
Und dann hatte es sich Zoubek zum Ziel gesetzt "die großen Sonnenstunden im Marchfeld zu nutzen". Denn der Sonnenstrom sei speziell für einen Landwirt "eine wunderschöne Energie: Sie geht mit den Hühnern schlafen und steht mit den Hühnern wieder auf."
2007 wurde die erste Adamah-Fotovoltaik-Anlage auf ein Dach montiert. Eine mit fünf kWp. 2009 kam bereits die zweite Sonnenstromanlage dazu. Und vor wenigen Tagen ging die dritte und mit Abstand größte PV-Anlage in Betrieb - eine, die sich nun über 200 Quadratmeter auf dem Dach der Verpackungshalle erstreckt.
Autark an Sonnentagen
In Summe sind das nun schon 52 kWp. Und allein das jüngste Kraftwerk soll pro Jahr knapp 40.000 kWh Sonnenstrom erzeugen. "An Sonnentagen sind wir jetzt energieautark" - da ja die meiste Energie am Hof tagsüber verbraucht wird und gerade an Sommertagen die Kühlhäuser am meisten Energie verbrauchen.
Möglich war der rasche Ausbau der Sonnenkraftwerke allerdings nur über ein Beteiligungsmodell. Denn es war im Zuge der Planung zwar ein Einspeisetarif von 33 Cent in Aussicht gestellt worden - vielleicht ab 2015. "Da hab ich mir gedacht: Wenn ich auf die Politiker wart', bin ich ein alter Mann."
Neues Beteiligungsmodell
Also hatte er begonnen, "Adamah Sonnenstrom-Bausteine" zu je 100 Euro zu verkaufen. Dafür bekommen die Kunden zehn - wertgesicherte - Lebensmittelgutscheine zu je 15 Euro. Dazu kommt nun die Möglichkeit, in eine neue "Sonnenstrom-Beteiligung" für Beträge ab 3000 Euro zu investieren. Die Rückzahlung des Investitionsbetrages erfolgt in zehn gleichen Jahrestranchen. Und dazu kommt eine Rendite von fünf Prozent in Form von Lebensmittelgutscheinen.
Von seinen Gesprächen mit Kunden weiß Zoubek, dass das Bedürfnis nach krisensicherer Versorgung mehr und mehr wächst. Nicht nur deshalb plant er nun, einerseits die PV-Anlagen weiter auszubauen - aber auch die Transporte nach und nach auf Elektromobilität umzustellen. "Da wissen dann die Kunden und Investoren: Egal, was passiert - mein Essen werd' ich bekommen."(Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 12.5.2011)