ModeratorIn: Wir begrüßen die GRAS-Spitzenkandidatin Maria Clar im Chat und bitten Sie, liebe UserInnen um Fragen.

Maria Clar: Hallo ich freue mich schon auf den Chat.

andreas weissnicht: Sehr geehrte Frau Clar! Ich habe noch nie von Ihnen gehört. Wer sind sie und wofür stehen sie?

Maria Clar: Ich bin ein Teil des SpitzenkandidatInnenteams der grünen und alternativen StudentInnen GRAS und ich bin hier als Sprachrohr der GRAS und stehe für die Grundsätze, wie Feminismus, Antirassismus, Basisdemokratie, Bildungspolitik und anderes. Ich studiere Genderstudies im Master in Wien und hab meinen Bachelor in Soziologie abgeschlossen.

Rüdiger_S: Du warst die letzten Jahre ja auf der ÖH aktiv. Was habt ihr erreicht?

Maria Clar: Wir haben sehr viel erreicht, wie heute bei der Pressekonferenz der ÖH die Bilanz vorgestellt wurde. Die Broschüre wird auch auf der Homepage der ÖH abrufbar sein und umfasst relativ viele Seiten, weswegen es schwer ist das zusammenzufassen. Ein Beispiel ist das eben erschienene bildungspolitische Gesamtkonzept unter dem Titel "Wessen Bildung?", in welchem Positionen und Ideen zur Diskussion über Hochschulpolitik zusammen gefasst sind.

rot weiß rot: Wie wollen sie die größte Wählerfraktion, die Nichtwähler dazu animieren ihre Stimme für die GRAS abzugeben?

Maria Clar: Wir sind eine basisdemokratische Fraktion und stehen daher ganz stark für Partizipation von Studierenden und hoffen damit auch viele anzusprechen. Weiters wollen wir natürlich mit unseren Inhalten durchkommen und Studierende dazu bringen uns zu wählen.

Rüdiger_S: Wollt ihr eine Mindestsicherung für Studierende?

Maria Clar: Ja, wir wollen eine Grundsicherung in der Höhe von 753 Euro, denn es ist wichtig, dass Studierende die Möglichkeit haben sich auf ihr Studium konzentrieren zu können, sich mit Inhalten kritisch auseinandersetzen zu können. Im Moment müssen 60% der Studierenden durchschnittlich 20 Stunden die Woche arbeiten um sich ihr Leben und ihr Studium überhaupt leisten zu können. Verbunden mit unstudierbaren Studienplänen und schlechten Studienbedingungen erhöht das den Leistungsdruck und dem entsprechend ist eine soziale Absicherung aller Studierenden unumgänglich.

O Sullivan: Was halten sie von den Forderungen des neuen Wissenschaftsminister, Töchterle, nach der Wiedereinführung von Studiengebühren? Würde diese Maßnahme in ihren Augen nicht Qualität der Studien erhöhen?

Maria Clar: Wir sind klar gegen Studiengebühren. Diese würden unserem Grundsatz nach offenem Hochschulzugang widersprechen. Außerdem lösen Studiengebühren nicht die Probleme der Hochschulen und sind weiters sozial selektiv.

Tobias Lechner: Mit Ihren Forderungen um 753 Euro Grundsicherung monatlich begeben Sie sich auf eine sehr populistische Ebene. Warum machen Sie sowas? Wir wissen alle, dass das nicht realistisch ist.

Maria Clar: Wir denken schon, dass das realistisch ist. Es ist auch absurd, dass viele erwachsene Menschen abgesehen von Studierenden Anspruch auf eine Mindestsicherung haben. Das Modell der Grundsicherung ist auch an das Modell der Grundsicherung angelehnt, schlussendlich geht es nur um eine Prioritätensetzung und einen Willen für was Geld ausgegeben wird und für was nicht.

Theatre of Tragedy: In Bezug auf den Chat mit Herrn Polak, der sagt, "dass sie sich weigern, ihn zu erklären, warum Alice Schwarzer rassistisch sein soll". Lassen wir mal Kontext und den Versuch der Schuldverschiebung, der hier versucht wurde, außer acht - ist Frau Sch

Maria Clar: Wenn Texte von Frau Schwarzer gelesen werden, indem sie die Sprache des Feminismus in eine rassistische Diskussion setzt, dann muss ich Ihre Frage wohl mit Ja beantworten. Es kann nicht sein, dass AusländerInnenfeindlichkeit an der Rolle der Frau aufgehängt wird.

emtscho: Was halten Sie persönlich von Aufnahmetests an allen Universitäten und FH's in Österreich? Wäre dies eine Möglichkeit um wieder eine Generation junger Leute zu motivieren Ihr Bestens abzurufen?

Maria Clar: Aufnahmetest im Sinne von Zugangsbeschränkungen lehnen wir kategorisch ab. Diese halten nur Leute davon ab ein Studium was sie interessiert zu beginnen. Außerdem zeigte beispielsweise der EMS-Test für Medizinunis, dass besonders Frauen und Personen aus sozial schwächer gestellten Familien schlechtere Chancen haben das Studium zu beginnen.

Julian Bashir: Sie studieren Gender Studies und ihre Fraktion fordert die Einbeziehung von Genderaspekten in allen Studienplänen. Könnten Sie einem NaWi-Studenten wie mir kurze Beispiele geben, wie sowas z.B. in Geologie, Astronomie, Physik oder z.B. den Montanwis

Maria Clar: Wir fordern Feminismus als Querschnittsmaterie in allen Studien. Wer sich damit beschäftigt sieht, dass es wichtig ist, jegliche Form von Wissen kritisch zu hinterfragen und gerade eben die feministische Wissenschaftskritik gibt da sehr viele Möglichkeiten.

jack johnson: Was sind die aktuellen Probleme an den Hochschulen, abgesehen von zuwenig Geld?

Maria Clar: Verschulte Studienpläne, wenig freie Wahlfächer, zu wenig Zeit für Studierende sich mit Inhalten kritisch auseinanderzusetzen, zu wenig Lehrveranstaltungen und Plätze, ein zu schlechtes Betreuungsverhältnis, die Unterrepräsentiertheit von Frauen in der Wissenschaft, zu wenig StudienanfängerInnen und AkademikerInnen im internationalen Vergleich,... Es gibt noch viel zu tun.

Rüdiger_S: Warum seid ihr 2 Spitzenkandidatinnen?

Maria Clar: Da wir eine basisdemokratische Gruppierung sind, bilden 2 Personen ein besseres Sprachrohr. Es hat auch eine gewisse Tradition, dass die GRAS ein Team stellt. Außerdem macht es mehr Spaß zu zweit :-)

Julian Casablancas: frau clar wie ist ihr verhältnis zum rfs? gerüchten zufolge soll es ja immer wieder haarsträubende auseinandersetzungen zwischen ihrer fraktion und dem rfs geben!

Maria Clar: Wir haben sehr wenig mit dem RFS zu tun und wollen ihnen auch nicht den Raum geben, sondern lieber über unsere Inhalte reden.

Theatre of Tragedy: Frau Clar, Ihre GRAS fordert kostenlose Öffi-Tickets für alle. Wie soll das finanziert werden?

Maria Clar: Die Freifahrt für den öffentlichen Verkehr für Studierende hat es bereits Mitte der 70er bis Mitte der 90er gegeben. Damals konnte es finanziert werden, warum also auch nicht heute?

rudolf schladming: wie steht die gras (insbesondere die gras boku) zur forschung mit gentechnisch veränderten organismen?

Maria Clar: Ich kann nicht für die GRAS Boku reden, aber ich bin mir sicher, wenn die Frage per E-Mail oder im Plenum gestellt wird, wird es eine Antwort der GRAS Boku geben.

5bf4ffd0-3a10-43e8-b1ca-ddc42120238e: Sie treten als Spitzenkandidatinnenduo auf. Wäre es nicht im Sinne der Gleichberechtigung, ein Duo bestehend aus Mann und Frau zu bestellen? Und wie überhaupt machen sie Männern Ihre Bewegung schmackhaft?

Maria Clar: In öffentlichen und höheren Positionen sind Frauen unterrepräsentiert. Dem entsprechend ist es für die GRAS klar, dass Frauen die repräsentative Rolle übernehmen. Die Positionen die wir nach außen hin vertreten, kommen von der gesamten Gruppe in welcher auch Männer sind. Alle Geschlechter sollen die Wichtigkeit des Feminismus wahrnehmen und dem entsprechen gibt es auch keine Einschränkungen der Geschlechter um in der GRAS aktiv zu sein.

el xorxe: GRAS hat 35.000 euro wahlkampfbudget hauptsächlich für materialien und drucksachen ausgegeben. ist es nicht ökologisch unverantwortlich dermaßen viel papier und farbe etc. zu ver(sch)wenden nur damit die studenten die flyer gleich wieder in den mist

Maria Clar: Wir hoffen doch, dass die Flyer und Folder nicht gleich in den Mistkübel geschmissen werden. In einem Wahlkampf braucht es nun mal verschiedenste Materialien und Wege um unsere Inhalte darstellen zu können.

Rüdiger_S: Warst du schon im "Studibeisl" der ÖH Uni Wien?

Maria Clar: Ja, mittlerweile schon drei Mal seit der Eröffnung am Samstag. Und Cafe Rosa (so heißt das Studibeisl) ist großartig und sehr gemütlich. Ich werde sicher noch öfter hingehen :-)

Julian Bashir: Wie können Sie es verantworten, mit den ÖH-Geldern ein Nischencafé querzufinanzieren, das bereits in seiner Satzung einen Großteil der Studentenschaft schlichtweg ausschließt (Sprichwort: Anti-Heteronormativ)

Maria Clar: Es ist kein Nischencafe, sondern soll einen konsumzwangfreien Raum für alle Studierenden darstellen. Bereits Mitglieder der Aktionsgemeinschaft und des Cartellverbands, die sich vor der Eröffnung mit dem gleichen Argument dagegen aussprachen, schienen sich in den letzten Tagen sehr wohl zu fühlen und sind auch in den letzten Tagen öfter im Cafe Rosa zu sehen gewesen. Es geht bei den Grundsätzen darum, dass keine Person die den Raum aufsucht diskriminiert oder beleidigt wird. Es soll ein Freiraum sein indem sich alle wohl fühlen.

Jonny W1: Wieso glaubst du, dass die ÖH sich mit Asylpolitik beschäftigen sollte? Geht das nicht an der Aufgabe der ÖH vorbei?

Maria Clar: Nein, geht es nicht. Es gibt auch Studierende die tag täglich damit konfrontiert sind in Schubhaft genommen oder abgeschoben zu werden. Dadurch ist es auch ganz klar Aufgabe der ÖH sich mit der menschenverachtenden Fremdenpolitik zu beschäftigen.

fpro: Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen GRAS, VSStÖ und den kommunistischen Splittergruppen?

Maria Clar: Die GRAS ist basisdemokratisch und antihierarchisch strukturiert. Dies wollen wir auch in die ÖH einbringen, damit alle Studierenden die Möglichkeit haben in der Hochschulpolitik mitzubestimmen. Weiters verbindet sie Gesellschaftspolitik und Bildungspolitik und sieht es als Ganzes und untrennbar.

Patrick Korber1: Würden Sie die unibrennt Bewegung als gescheitert bezeichnen?

Maria Clar: Nein, wir finden die #unibrennt-Bewegung war sehr wichtig und notwendig um Bildung gesamtgesellschaftlich wieder zum Thema zu machen. Dem entsprechend sind sie auch nicht gescheitert. Es gibt noch immer aktive Leute in der Bewegung die sich für bessere Studienbedingungen einsetzen.

riot_act: Mich würde ihr Modell der Grundsicherung interessieren. Wer bekommt die Grundsicherung mit welchen Voraussetzungen und wie lange? Wie schützen sie das Modell vor Missbrauch? Und denken Sie nicht dass das die derzeitigen (überlasteten) Uni-Kapazitäte

Maria Clar: Es sollen alle Studierenden die Möglichkeit bekommen sich auf ihr Studium und dessen Inhalte konzentrieren zu können. Es soll sich an das Modell des Bezugs der Familienbeihilfe anlehnen, das bedeutet, dass die Studierenden in Durchschnittsstudienzeit bzw. Mindeststudienzeit mit Toleranzsemester bleiben um die Grundsicherung zu bekommen. Das Modell würde das bisherige Beihilfen- und Stipendiensystem ersetzen, damit würde dieses Geld dafür frei werden. Weiters fordern wir eine Reformierung des Steuersystems. Mit vermögensbezogenen Steuern können Milliarden eingebracht werden, welche für Bildung verwendet werden können. Die Diskussion über Bildung soll sich auch insofern ändern, als dass es ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein muss, dass möglichst viele Menschen den Zugang zu Bildung bekommen.

Julian Bashir: Ihre Kollegin, Janine Wulz, wurde des Amtsmissbrauchs verdächtigt, Mails sind aufgetaucht, in der sie zu einem "sehr kreativen" Umgang mit den gesetzlichen Budgetbestimmungen aufruft (es geht um Beträge jenseits der 100,000 Euro); was sagen Sie zu d

Maria Clar: Die Vorwürfe sind völlig haltlos. Die E-Mails kommen von einem internen Gespräch. Wie die E-Mails an die Öffentlichkeit gekommen sind, ist strafrechtlich relevant, der Inhalt allerdings völlig konform mit der Gesetzeslage und beruht auf einen Beschluss der Universitätsvertretungssitzung der ÖH Uni Wien. Dies ist auch in den Protokollen jener Sitzung nachzulesen.

Jonny W1: Wrum wollt ihr nicht mit der AG koalieren?

Maria Clar: Wir werden mit keiner Fraktion koalieren, welche studierendenfeindliche Politik betreibt, sprich sich für Zugangsbeschränkungen und Elitenbildung nach dem ÖVP-Modell ausspricht.

f l o: feminismus, antirassismus - das sind ja alles gute und wichtige dinge. die ÖH wird aber wohl auch in zukunft keinen direkten einfluss auf österreichs sozialpolitik haben. warum stehen solche themen so im vordergrund? wäre es nicht sinnvoller, konkre

Maria Clar: Es schließt sich nicht aus beides zu behandeln. Gerade die letzten 2 Jahre haben gezeigt, dass es möglich ist sowohl in bildungspolitischen Diskussionen wie auch bei zivilgesellschaftlichem Engagement und gesellschaftspolitischer Arbeit eine wichtige und engagierte Playerin zu sein. Service und Politik gehören für uns so untrennbar zusammen wie Gesellschaftspolitik und Bildungspolitik.

shangl: wie erklären sie sich die zensurvorwürfe der ag gegenüber gras und vsstö http://www.univie.ac.at/ag-jus/drupal/?q=node/35

Maria Clar: Die Zensurvorwürfe beziehen sich auf einen LeserInnenbrief, welcher sexistischen Inhalts ist. Es gibt eine Satzung der ÖH Uni Wien, welche es nicht erlaubt Studierendengelder für Druckwerke mit sexistischem, rassistischem oder diskriminierendem Inhalt zu verwenden.

Voronwe: Ein Grundstipendium für alle Studis, kostenloses Öffi-Tickets, verpflichtende Gender-Module in allen Curricula - bei den Forderungen der GRAS könnte man glauben, an den Unis gibts eigentlich gar keine "echten" Probleme, schon gar nicht finanzieller

Maria Clar: Wie schon oben gesagt, geht es vor allem um eine Prioritätensetzung in der Gesellschaft und der Politik. Es gibt sehr viele Probleme an den Hochschulen, für welche Lösungen gefunden werden müssen. Die Ausfinanzierung ist ein sehr wichtiger Punkt. Dass es Gelder gibt, zeigen Projekte wie der Koralmtunnel, der Milliarden verschluckt. Österreich ist eines der reichsten Länder und Bildung muss einfach wichtiger genommen werden.

Winkeladvokat: Die Hochschulplanungsprognose des bmwf besagt, dass es in Zukunft weniger Studienanfänger geben wird. Was wollt ihr - vorausgesetzt ihr seid wieder in einer ÖH Exekutuve - tun damit sich das ändert?

Maria Clar: Wir haben bereits in den letzten 2 Jahren die Studien- und MaturantInnenberatung ausgebaut, dies ist eine sehr wichtige Sache um junge Menschen zum Studieren zu motivieren und den Beginn des Studiums zu erleichtern. Es ist prinzipiell wichtig Studienbedingungen so zu gestalten, dass sie wieder studierbar sind und weiters Bildung zu einem wichtigen Thema zu machen. Es muss allen Menschen die studieren wollen ermöglicht werden dies auch zu tun.

ModeratorIn: Wir danken Maria Clar für ihren Besuch im Chat. Leider konnten wir nicht alle Fragen stellen. Morgen ist Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle von 12 bis 13 Uhr bei uns im Chat zu Gast.

Maria Clar: Vielen Dank für die vielen Fragen. Bis vielleicht am Samstag bei der GRAS-Party im Fluc und bitte alle wählen gehen ;-)