Am Mittwoch haben die Staatsbahnen den Testbetrieb auf der Strecke zwischen Peking und Shanghai aufgenommen. Das Riesenprojekt ist ein Leistungsbeweis chinesischer Ingeniosität -  Den Eisenbahnminister hat die Prestigeroute dennoch den Kopf gekostet

23 Milliarden Euro Investitionskosten, drei Jahre Bauzeit, die längste Brücke der Welt und ein veritabler Korruptionsskandal: Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und der Industriemetropole Shanghai ist eines der größten und zugleich umstrittensten Bahnprojekte der Volksrepublik China. Am Mittwoch haben die chinesischen Staatsbahnen den Testbetrieb auf der 1318 Kilometer langen Strecke aufgenommen.

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Mit der neuen Verkehrsverbindung verkürzt sich die Reisezeit von derzeit zehn (bzw. 18 Stunden) auf unter fünf Stunden. Das Prestigeprojekt versteht sich als Teil einer milliardenschweren Bahnoffensive, die sich China in der kommenden Dekade verordnet hat. Allein dieses Jahr betragen die Investitionen des chinesischen Eisenbahnministeriums umgerechnet 80 Milliarden Euro.

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Nicht zuletzt das Hochgeschwindigkeitsnetz - mit 8400 Kilometern bereits jetzt das längste der Welt - soll davon profitieren. 2020 sollen in China 16000 Kilometer Highspeed-Strecke im Vollbetrieb stehen. Das ehrgeizige Expansionsprogramm der quasi monopolistisch agierenden Staatsbahnen ist nicht unumstritten. 

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Um Kritiker angesichts der sündteuren Ausbauprojekte ruhig zu stellen, verzichtete das Ministerium im ersten Quartal 2011 sogar  freiwillig auf 402 Millionen Euro. Angesichts der enormen Summen, die in den nächsten Jahren bewegt werden, eine eher symbolische Summe.

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Zweifellos der Prestigeträger der neuen Bahnverbindung zwischen Peking und Shanghai ist der Hochgeschwindigkeitszug CRH380, dessen Typenbezeichnung auf den möglichen Top-Speed von 380 km/h verweist. Entgegen früheren Ankündigungen wird das Flaggschiff des chinesischen Herstellers CSR die Strecke jedoch bloß mit höchstens 300 km/h absolvieren.

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Luft nach oben ist auf alle Fälle: Bei einer Testfahrt im Jänner markierte ein modifizierter CRH380 eine Höchstgeschwindigkeit von 487 km/h. Was die braven Arbeiter in den Fabriken von CRS sicher gefreut hat.

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Eine Zuggarnitur des CRH380 besteht auf der Strecke Peking-Shanghai aus 16 Waggons und wird etwa 1000 Passagiere transportieren. Während der Hauptverkehrszeiten wird die Taktfrequenz auf fünf Minuten reduziert, 220.000 Passagiere täglich sollen von dem Angebot Gebrauch machen. Die alte Strecke (siehe Bild) wird noch weiter betrieben.

Die Nationale Reform Kommission und die Nationale Planungsagentur tüfteln gerade an den Ticket-Preisen. Details dazu sind noch nicht bekannt. Gewiss ist bloß, dass es drei Kategorien geben wird. Die bereits angekündigte VIP-Klasse entfällt.

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Keine Kompromisse gingen die Ingenieure bei der durchaus luxuriösen Streckenführung ein: 85 Prozent des Gleiskörpers wird überirdisch oder auf Stelzen geführt. 244 Brücken wurden gebaut, eine davon, das 164 Kilometer lange Danyang-Kunshan-Viadukt, ist ab sofort die längste Brücke der Welt.

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Eher weniger lang hielt sich Eisenbahnminister Liu Zhijun (Bildmitte), nachdem ruchbar wurde, dass er bei der Vergabe von Schienenprojekten 85 Millionen Euro an Kickbacks eingestreift hatte. Zudem wurden unstatthafte amouröse Verquickungen bekannt.

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Die Kommunistische Partei ließ den Bahnmanager im Februar fallen.

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Dessen ungeachtet nimmt der chinesische Superzug am 9. Juni den Betrieb auf. Detail am Rande: Die Eröffnung der Strecke wurde zwei Mal verschoben. Und zwar nach vorne. Geplant war die Inbetriebnahme der Trasse erst für Anfang 2012. Fleißig, diese Chinesen. (ssc, derStandard.at, 11.5.2011)

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