Wien - Die Experten heimischer Großbanken erwarten für die am Mittwoch anstehenden Ergebnisse für das erste Quartal 2011 der Telekom Austria einen kräftigen Nettoverlust sowie einen starken Rückgang des Betriebsergebnisses (EBIT). Als Gründe nennen die Analysten der Erste Group, UniCredit sowie Raiffeisen Centrobank (RCB) vor allem die Restrukturierungskosten in Höhe von 200 Mio. Euro.

Im Schnitt rechnen die Analysten mit einem Umsatz von 1,12 Mrd. Euro sowie mit einem Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 224,60 Mio. Euro. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Rückgang von 0,42 bzw. einem Einbruch von 47,26 Prozent. Beim Betriebsergebnis (EBIT) und dem Nettogewinn werden noch kräftigere Einbußen gegenüber der Vorjahresperiode gesehen. Beide Ergebnisgrößen werden von den Analysten klar im negativen Bereich erwartet. Nach einem Periodenüberschuss von 91,2 Mio. Euro zum Jahresauftakt 2010 wird für heuer eine deutlicher Verlust von 65,90 Mio. Euro prognostiziert. Ein ähnliches Szenario wird auch beim EBIT gesehen; nach Plus 166,3 Mio. Euro (Q1 2010) wird mit einem Verlust von 39,8 Mio. Euro gerechnet.

Die Analysten der UniCredit legen ihr Interesse vor allem auf die bereits angekündigten Restrukturierungskosten in Höhe von 200 Mio. Euro und wie weit diese im ersten Quartal verbucht sein könnten. Die UniCredit-Schätzungen für das EBITDA enthalten einen Anteil dieser Restrukturierungsaufwendungen von 133 Mio. Euro (180 Mio. Euro bei der Erste Group und 175 Mio. Euro bei der RCB). Auch die Telekom Austria selbst bezeichnete dies als den "größten Einflussfaktor" in diesem Quartal. Ebenfalls von Bedeutung seien die durchschnittlichen Erlöse pro Kunde sowohl in der Mobil- als auch Festnetztelefonie. Sie gelten als wichtige Indikatoren zur mittelfristigen Umsatzstabilisierung.

Die Experten der RCB heben in diesem Sinne hervor, dass der Festnetzsektor seinen ersten Gewinn seit zwölf Jahren verbuchen könnte. Auch CEO Hannes Ametsreiter betonte bereits, dass sich die Festnetzanschlüsse aufgrund zusätzlicher Kombi-Pakete positiv entwickeln könnten. Auch die Einschätzung der Wettbewerbssituation auf dem österreichischen Markt für das erste und zweite Quartal 2011 spielt eine Rolle, da bereits vor Quartalsbeginn Preisanpassungen durchgeführt wurden, so die RCB.

Bezüglich der Länderregionen gehen die Analysten der Erste Group lediglich von einem leichten Umsatzrückgang in Österreich aus. Zur Erinnerung: Der Heimatmarkt ist mit einem Anteil von rund zwei Dritteln des Gesamtumsatzes gleichzeitig auch der Hauptmarkt der Telekom Austria. Die Geschäfte in Weißrussland und Serbien sollten weiterhin zum Umsatzwachstum beitragen. Auch der bulgarische Markt sollte ein leichtes Umsatzwachstum erwirtschaften - die Akquisition von Megalan und Spectrum Net sollte jedoch nur einen kleinen Einfluss haben. Anders sieht die Situation in Kroatien aus: Ein weiterhin schwaches makroökonomisches Umfeld und ein intensiver Wettbewerb könnten im ersten Quartal sogar für eine noch schwächere Performance als in den vergangenen Quartalen sorgen.

Die Experten der Erste Group haben die Restrukturierungskosten bereits in den erwarteten Gewinn je Aktie eingepriesen. Dieser wurde auf Jahresbasis um 45,9 Prozent auf 0,37 Euro je Aktie nach unten revidiert. Die Restrukturierungskosten könnten laut der Erste Group jedoch durch zukünftig niedrigere Personalausgaben komplett kompensiert werden. Der Nettoverlust spiegelt die bereits angenommen verbuchten Restrukturierungskosten von 180 Mio. Euro wider. Auch ohne diese Aufwendungen wäre ein Gewinnrückgang von 17,7 Prozent auf jährlicher Basis zu erwarten, so die Analysten weiter.

Die Experten der Raiffeisen Centrobank (RCB) rechnen ebenfalls mit einem schwachen Quartalsergebnis. Begründet wird dieses unter anderem mit den "aggressiven Strategien der Kundengewinnung", die sich auch in den folgenden Quartalen negativ niederschlagen dürften. Die RCB betont auch, dass sich die Geschäfte in Weißrussland durch eine potenzielle Abwertung der Landeswährung als riskant erweisen könnten, vor allem wenn man bedenkt, dass Weißrussland mit zehn Prozent in das EBITDA eingeht und mehr als 800 Mio. Euro der Vermögenswerte ausmacht. (APA)