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Microsoft versucht mit Skype, auf dem Markt für mobiles Internet fester Fuß zu fassen - wo die Konkurrenz von Apple mit seinem iPhone und von Google mit dem Betriebssystem Android groß ist.

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Skype bringt Microsoft nicht nur neue Kunden und Kommunikationsangebote, sondern auch ein Standbein im lukrativen Geschäft mit Video-Konferenzen.

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In mancher Hinsicht ist Skype der Archetyp eines Internet-Geschäfts: massenhaft Nutzer, immens hohe Bewertungen, aber kein Verdienst. Irgendwie kam die Erfindung des Schweden Niklas Zennström und des Dänen Janus Friis wirtschaftlich nie so recht vom Fleck. Eigentlich ein Abfallprodukt der Musik-Tauschbörse Kazaa, wurde Skype 2003 gegründet, 2005 von Ebay um 2,6 Mrd. Dollar gekauft. Das Auktionshaus wurde nie glücklich damit und verkaufte 2009 zwei Drittel des Internet-Telefonie-Service um 1,9 Mrd. Dollar an Investoren - darunter die Gründer.

Verhandlungen mit Google, Facebook und Cisco

Skype machte zwar 170 Millionen User monatlich happy, seine wechselnden Besitzern hingegen weniger. 2010 verzeichnete es 860 Mio. Dollar Umsatz und 264 Mio. Dollar operatives Ergebnis - aber unterm Strich sieben Mio. Dollar Verlust. Die Investoren drängten darum auf einen Börsengang, der eine Mrd. Dollar bringen sollte.

Es ist die größte Übernahme in der 36-jährigen Firmengeschichte des Windows-Herstellers

Dazu kam es jetzt jedoch nicht. Nach Verhandlungen mit Google, Facebook und Cisco, möglicherweise um den Preis hochzutreiben, erhielt Microsoft den Zuschlag. Um 8,5 Mrd. Dollar (5,9 Mrd. Euro) in Cash tätigte Microsoft die teuerste Akquisition seiner 36-jährigen Geschichte, berichtete das WallStreet Journal.

Überhöht

Nur einmal zuvor griff Microsoft annähernd so tief in die Tasche, als es 2007 um sechs Mrd. Dollar die Online-Werbefirma aQuantive kaufte. Ein unerwünschtes 48-Mrd.-Dollar-Angebot für Yahoo vor drei Jahren kam hingegen nicht zustande - heute ist Yahoo nur noch die Hälfte wert. Hinter vorgehaltener Hand sollen Microsoft-Manager die Summe für Skype als überhöht kritisieren.

Bing

Microsoft-CEOSteve Ballmer zeigt mit dem Kauf jedenfalls, dass ihm die Internet-Ausrichtung des Konzerns sehr viel Geld wert ist. Die Milliardeninvestitionen in die Suchmaschine Bing zeigen Erfolge, der Internetbrowser ist wieder konkurrenzfähig, und nach Onlineservices für Private startet mit Office 365 eine große Online-Produktoffensive für Firmen.

Skype soll in das Outlook-Mailprogramm, die Spielkonsole Xbox und Windows Smartphones integriert werden, kündigte Ballmer an. Skype-CEO Tony Bates wird künftig Präsident einer eigenen Abteilung bei Microsoft.

Skype ist den Mobilfunkern ein Gräuel

Bisher gibt es Skype für Windows-Handys (WP7)  nicht. Dabei geht es nicht nur um Telefonie - eigentlich ist Skype am Handy Mobilfunkern ein Gräuel, da es durch Gratisverbindungen und billige Ferngespräche ihr Geschäft bedroht -, sondern um Videocalls. 40 Prozent aller Skype-Minuten (207 Mrd. Minuten im Vorjahr) sind bereits per Video. Facebook könnte letztlich größter Nutznießer des Deals werden: Dank Anteilseigner und Partner Microsoft erhält es Skype-Zugang ohne Investition. Und Microsoft ist wild entschlossen, Facebook in seine eigenen Dienste zu integrieren, vom Handy bis zur PC-Kommunikation.

Gewinner

Klare Gewinner sind jedenfalls die Gründer, die ihre Skype-Anteile gleich zweimal um Milliarden verkauften, Ebay, das letztlich mehr bekam, als es investierte - und kanadische Pensionisten. Zusammen mit anderen Investoren casht der Pensionsfond CPPIB 4,8 Mrd. Dollar für den vor zwei Jahren um 1,3 Mrd. erworbenen Anteil ab. (spu, DER STANDARTD Printausgabe, 11. Mai 2011)