Die Schnecken und ihr Flugwerkzeug im Sa Domu Sardu

Sa Domu Sarda
Via Sassari 51
Cagliari/Sardinien
0039070653400
Dreimal drei Gänge, Wein, Kaffee, Wasser: 105 Euro.

Foto: Harald Fidler

Noch einmal genauer: Sitzigorrus cun bagna

Foto: Harald Fidler

Nein, das hat in dieser Form noch nicht gelebt: Maloreddus, eine interessant geformte sardische Nudel

Foto: Harald Fidler

Culurgiones, schon wieder so eine Teigwarenspezialität, verwandt der Kasnudel

Foto: Harald Fidler

So sieht der Esel aus, wenn er lange in Wein & Co baden durfte

Foto: Harald Fidler

Die Mitesser wirkten zufrieden: Panna Cotta, wenn ich mich recht entsinne, hier mit Schoko

Foto: Harald Fidler

Eigentlich war mir ja nach Cordula. Aber die ist gar nicht so einfach zu finden, wenn man für ein paar Tage auf Sardinien vorbeischaut - die touristische Presseeinladung einer Airline und eines für örtliche Verhältnisse durchaus günstigen Hotels im Süden der Insel, das gerne jeden Abend selbst für - durchaus sehr anständige - Verpflegung sorgen will. Doch wenn Cordula ruft, ist der Fidler nicht zu halten. Nur zierte sich die.

Ein Italiener, der aussah, als würde er gern auch etwas deftiger essen, empfahl an der Hotelbar das Sa Domu Sardu in Cagliari. Der Osteriaführer tut das auch. Des Italieners zweite Empfehlung hätte noch weiter weg geführt von Pula, nördlich von Cagliari: Sa Mesa in Decimomannu, gleich ums Eck vom Militärflughafen. Bisschen abgelegen, wie ich noch (leider abseits der Öffnungszeiten) erkunden werde, ein Lokal irgendwo zwischen Wirtshaus, Bauernhof und Backhendelstation, von dem man sich auch im vormittäglichen Schlummermodus vorstellen kann, dass hier am Abend ordentlich Bier, Wein und Fleisch über die Budel gehen. Erfahrungsberichte immer willkommen!

Buio Buio!

Drei neugierige Esser aus unserer Reisegruppe klinken sich also in Cagliari aus dem offiziellen Programm aus, nehmen noch einen ordentlichen Kaffee oder zwei im angenehmen Cafe Svizzero, und sind auch schon pünktlich um halb neun im sardischen Haus, wenn ich den Lokalnamen richtig deute. Es wird ein langer Abend.

Das liegt nicht an den gewohnt schonenden Weinpreisen von etwa 12 Euro für eine Flasche Carignano, den der Werber unter den Eigentümern des sardischen Weinguts mit dem lustigen Namen "Buio Buio" und einem Etikett versehen hat, das möglicherweise die Perspektive des übermäßigen Konsumenten vorwegnimmt.

Für drei Gänge, unter Berücksichtigung von Desserts meinetwegen vier, brauchten wir drei bis 00.30 Uhr. Kein unangenehmer Abend, aber halt schon richtig Slow Food. Das schnellste waren die Schnecken, und sie erhielten den Preis für den besten Namen.

Sitzigorrus

Sitzigorrus nämlich heißt hier die Landschnecke, serviert "cun bagna", also in einer dicken, würzigen, scharfen Sauce (eher ein Brei) von Paradeisern, Minze und Peperoncini. Ein Berg von Schnecken ist da abzuarbeiten. Das ist nicht immer schön anzusehen und eine Gefahr für jede Hemdbrust, wenn man die von Paradeisern recht rutschigen Häuser fixieren und die kleinen Racker mit dem Stäbchen aus dem Häuschen bringen will. Da hebt die sonst ja nicht für ihre Flugfähigkeit bekannte Schnecke auch mitsamt einem Batzen von ihrem Bade ab. Ich vermute ja, dass ihr Grant über meinen Hausfriedensbruch nachts meinen Magen auf Trab hielt. Egal: Hier und jetzt waren die kleinen Kriecher schon recht fein.

Maloreddus

Ihr erster Platz im Namensranking war keine einfache Entscheidung, hart die Konkurrenz insbesondere aus der Teigwarenabteilung: Culurgiones etwa, die sardische Interpretation der Kasnocke, gern etwa mit Minze. Fregola, stellt sich heraus, ist nicht nur ein nicht mehr aufzutreibender Film mit Marika Rökk (ich kenne Menschen, die den wirklich suchen), sondern auch ein Teigbällchen unter Backerbsengröße, das gerne Venusmuscheln in der Suppe Gesellschaft leistet. Probiert und für gut befunden im Restaurant Italia in Cagliari, von dem wir wohl auch noch lesen werden. Und, der härteste Konkurrent um den schönsten Essensnamen an diesem Abend: Maloreddus. Erinnert optisch stark an Raupe oder Engerling, ist aber eine Teigware, die im sardischen Haus ein Sugo aus Paradeisern, Wurst, Pecorino und Fenchel begleitet. Nicht wirklich schön, aber schon gut.

Statt Cordula den Esel

Optisch auch keine rechte Freude ist mein Esel, aber: wirklich viel, zuviel nach Schnecken und Teigmaden. Und eigentlich auch recht gut, wenn auch etwas sehr säuerlich, das Grautier. Hat womöglich der in der Nacht noch rumort?

Stracotto vom Huftier, geschmort in Wein (Nuragus), mit Petersilie und Peperoncini. Der Esel wurde mir empfohlen, ich wollte mir ja eigentlich den örtlichen Hirsch schmoren lassen, Filet vom Pferd wäre noch auf der Karte gestanden, aber das geht derzeit leider nicht. Und Cordula? Hatte just an dem Abend keine Zeit für mich. Aber ich krieg sie schon noch. Bleiben Sie dran.