Washington - Der getötete Al-Kaida-Chef Osama bin Laden hat nach US-Einschätzung Helfer in Pakistan gehabt. "Wir gehen davon aus, dass es ein Netzwerk an Unterstützern für Bin Laden in Pakistan gegeben hat", sagte US-Präsident Barack Obama dem Sender CBS laut einem in Auszügen vorab veröffentlichten Interview am Sonntag. Die USA wüssten allerdings noch nicht, wie diese Hilfe ausgesehen habe. Obama forderte die Regierung Pakistans auf, dies zu untersuchen. Islamabad habe den USA signalisiert, ein profundes Interesse daran zu haben, die Hintergründe aufzuklären. Bin Laden kommandierte nach Einschätzung der USA die Extremistenorganisation bis zum Schluss aus seinem Versteck in Pakistan.

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Tom Donilon, hatte zuvor in der Sendung "Meet the Press" von NBC gesagt, die USA hätten bis dato keine Beweise dafür, dass die pakistanische Regierung, das Militär oder die Geheimdienste über den Aufenthaltsort Bin Ladens informiert gewesen seien. Allerdings müsse die jahrelange Residenz Bin Ladens "untersucht" werden, forderte Donilon. Pakistan ist von milliardenschweren US-Finanzhilfen abhängig und steht stark unter Druck, den Amerikanern zu erklären, wie Bin Laden so viele Jahre unentdeckt bleiben konnte. Der Kampf gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida sei mit dem Tod seines Gründers Osama bin Laden nicht vorbei. Die USA könnten Al-Kaida "nicht für strategisch besiegt" erklären, sagte Donilon.

Das Terrornetzwerk sei "weiter eine Bedrohung für die Vereinigten Staaten". Der Tod Bin Ladens sei aber "ein wirklich wichtiger Meilenstein" auf dem Weg, Al-Kaida zu zerstören. Donilon verwies auch darauf, dass den USA bei der Kommandoaktion gegen Bin Laden in Pakistan große Mengen Dokumente und Daten über Al-Kaida in die Hände gefallen seien. Es sei "das größte Lager von Informationen", das jemals bei einem einzelnen Terroristen gefunden worden sei, sagte er. "Die CIA sagt uns, dass es ungefähr die Größe einer kleinen College-Bibliothek hat."

"Absoluter Quatsch"

Pakistan wies die US-Darstellung, Osama Bin LAden habe bis zum Schluss aus seinem Versteck in Pakistan kommandiert als "lächerlich" zurück. "Das ist absoluter Quatsch", sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Ein hochrangiger Mitarbeiter des pakistanischen Geheimdienstes sagte zu der US-Darstellung: "Das klingt lächerlich. Es klingt nicht so, als ob er ein Terror-Netzwerk betrieben hat." In dem Haus gab es weder Telefon noch Internet. Pakistan bezweifelt schon allein deswegen, dass Bin Laden von dort aus Al-Kaida leitete. (Reuters/APA)