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Eine 17-Jährige soll hier in der Narkose verstorben sein.

APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Linz - Ein 17-jähriges Mädchen, das nach dem Verdacht des Missbrauchs in Graz durch ihre Großeltern und zwei Nachbarn seit September in der Linzer Landesnervenklinik betreut wurde, ist in der Nacht auf Freitag an Leberversagen gestorben, so der Spitalsbetreiber gespag. Die Mutter kritisierte am Samstag die "Untergrabung der Glaubwürdigkeit ihrer Tochter".

In Absprache mit der Mutter war das Mädchen nach mehreren Suizidversuchen in einen therapeutischen, künstlichen Tiefschlaf versetzt worden. Damit habe man sie schützen wollten, so die gespag. Man habe sie zwar auf Schritt und Tritt beobachtet, zuletzt hätten diese Maßnahmen jedoch nicht mehr ausgereicht. Eine spitalinterne Obduktion ergab, dass die 17-Jährige an Leberversagen verstarb. Experten der Landesnervenklinik waren am Samstag weiterhin überzeugt, dass ein "massives Erlebnis" zu der posttraumatischen Störung des Mädchens geführt habe.

Die zunehmend schlechte Verfassung ihres Kindes sei auch darauf zurückzuführen gewesen, dass den Aussagen zu den Gründen seines Leides nicht gelaubt wurde, so die Mutter. An der Glaubwürdigkeit ihrer Tochter bestehe kein Zweifel. Das Mädchen sei nach den Missbräuchen im Alter von fünf bis zwölf Jahren in ausgesprochen schlechter psychischer Verfassung gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sei sie mit den Beschuldigten konfrontiert worden. "Sie war daher alleine aufgrund der Machtverhältnisse in einer schlechteren Position", sagte die Mutter.

Krankenakt und Leichnam beschlagnahmt

Während es in Deutschland Richtlinien gebe, derartige Opfer vor falscher Vernehmung zu schützen, fehle das in Österreich zur Gänze, so die Mutter. Kritik übte sie auch an der Gutachterin. Sie sei in diesem Fall nicht geeignet gewesen. Für "nicht nachvollziehbar" erklärte die Rechtsanwältin der Mutter, dass die behandelnde Abteilung (Kinder- und Jugendpsychiatrie des Krankenhauses, Anm.) bisher nicht zur Stellungnahme zum Gutachten der Sachverständigen aufgefordert wurde.

Der Krankenakt sowie die Leiche der 17-Jährigen wurden nun beschlagnahmt und eine gerichtliche Obduktion, die vermutlich am Montag stattfinden soll, von der Staatsanwaltschaft angeordnet, so Sicherheitsdirektor Alois Lißl am Samstag. Die Ergebnisse dieser Untersuchung würden dann über die weiteren Ermittlungsschritte entscheiden.

Widersprüchliche Aussagen

Das Mädchen hatte sich Anfang September einer Betreuerin im Spital anvertraut und angegeben, jahrelang von ihren Großeltern und zwei Nachbarn, darunter ein pensionierter Richter, gequält und sexuell missbraucht worden zu sein. Daraufhin wurde Anzeige gegen die vier Personen erstattet und Untersuchungshaft über die Verdächtigen verhängt. Im Oktober kamen sie wieder auf freien Fuß, nachdem das mutmaßliche Opfer immer mehr Widersprüche in den Einvernahmen aufwarf, sowie Gutachten von Sachverständigen erstellt wurden. Der Anwalt des verdächtigten Richters sprach von "bedauerlichen Sexualfantasien eines psychisch kranken Mädchens".

Die FPÖ kündigte am Samstag in einer Aussendung eine parlamentarische Anfrage nach dem "mysteriösen Tod" der 17-Jährigen an. Es gebe anscheinend massiven Klärungsbedarf, etwa warum angeblich keine Anzeige vom Spital erstattet und das tote Mädchen dafür in Windeseile im Krankenhaus obduziert wurde, meinte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky. (APA)