Früher brauchte Michael einfach ein paar prächtige Flieder-Zweige daheim brocken oder sonst wo fladern und die Muttertagspflicht war schon zum Großteil erledigt.

Foto: David

Mein Freund Michael hat mit dem Klimawandel eine ganz persönliche Rechnung offen. Und jedes Jahr aufs Neue ist Zahltag am Muttertag. Denn seit einiger Zeit muss er die Blumen kaufen. "Früher hab' ich meiner Mutter immer Flieder zum Muttertag geschenkt. Sie hat ihn geliebt", berichtet er verbittert. Und so war es nicht nur einfach, sondern auch billig, Freude zu bereiten - einfach ein paar prächtige Flieder-Zweige daheim brocken oder sonst wo fladern und die Muttertagspflicht war schon zum Großteil erledigt.

"Aber jetzt geht das nicht mehr. Wegen des Klimawandels blüht ja jetzt alles viel früher." Und in der Tat: Die Wiener Fliederflundern schauen schon ziemlich jämmerlich aus. Sogar in einem Jahr wie heuer, wo die Vegetation aufgrund der langen Kälteperiode erst relativ spät ansprang. Dann aber umso massiver - im übrigen die nächste Unbill für den heuschnupfengeplagten Michael.

Verlängerte Vegetationsperiode

Tatsächlich ist diese persönliche Beobachtung Michaels durch Untersuchungen belegt. In einem Bericht der Österreichischen Bundesforste zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Österreich heißt es etwa: "Für Europa wurde eine Verlängerung der Vegetationsperiode seit 1960 um rund elf Tage festgestellt." Und speziell für Österreich heißt das: Während die Forsythienblüte in den 1950er Jahren noch Anfang April begann, blühen die Forsythien jetzt schon Anfang März." Und wenn die Forsythien schon einen Monat früher blühen, dann der Flieder erst recht.

Michael hat natürlich schon längst zurückgeschlagen und zahlt's dem Klimawandel heim. Bringt er die Kinder in die Schule und in den Kindergarten, steigt er nicht ins Auto, sondern geht zu Fuß. Das Haus ist wunderbar eingepackt und wird mit einer kontrollierten, unterm Garten vorgewärmten Frischluftzufuhr versorgt. Und das ist längst nicht alles - Michael ist da sehr gründlich.

Faire CO2-Bilanz

Nur die Blumen, die muss er am Muttertag jetzt kaufen. Dass er zu Fairtrade-Rosen greift, muss ich ihm wohl nicht extra raten. Soweit ist der Klimawandel noch nicht gediehen, dass regionale Freilandrosen jetzt schon blühen. Und die aus Kenia importierten Fairtrade-Rosen haben eine weit bessere CO2-Bilanz als jene aus holländischen Glashäusern. Das sei bereits in mehreren Untersuchungen festgestellt worden, versichert Fairtrade Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner. Und für die soziale Nachhaltigkeit kann man da auch gleich etwas tun. (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 6.5.2011)