Josef Pillhofer, "Erzengel" (1970), hochpolierte Bronze.

Foto: Kovacek

Der Einzug in den Weihetempel ist geschafft: Aufatmen bei den Händlern der Art Austria, die heuer nicht mehr im Zelt, sondern erstmals im Leopold-Museum ihre Ware feilbieten dürfen. Rudolf Leopold selbst gefiel die Idee der Einmietung, durch die auch reguläre Ausstellungsbesucher in die Kojen auf zweieinhalb Etagen drängen. Das durchwachsene Angebot der Messe umfasst freilich viele Künstlernamen aus der Museumskollektion und sogar Werke, die der im letzten Juni verstorbene Sammler irgendwann einmal besessen haben soll. Wer einen "echten Leopold" will, wird etwa bei der Galerie Kaiblinger mit Schieles theatralischem Aquarell Frau mit blauem Haar fündig.

2006 machte die Gründung der Viennafair der nationalen Messe Kunst Wien im Mak den Garaus. Mit beigen Wänden und purpurnem Teppich befriedigt dieses Messeformat (bis 8. 5.) nun zum vierten Mal das Bedürfnis nach einem rein nationalen Marktplatz. Initiator Manfred M. Lang sieht das nicht als Konkurrenz zur Zeitgenossenmesse. Die Viennafair (ab 11. 5.) dürfte über diesen Zeitvorsprung trotzdem nicht erfreut sein, zumal Galerien wie Krinzinger oder Nächst St. Stephan ihre Kunden so knapp davor ins Museumsquartier locken.

1960er im Keller

Insgesamt hat sich die Offerte hier verjüngt, Kunst ab 1960 wartet im zweiten Untergeschoß. Im Lichthof des Atriums bremst eine Handvoll Galerien den Transit, darunter Fotospezialist Johannes Faber mit Rudolf Koppitz' Bewegungsstudie (145.000 Euro) als Highlight. Aus seiner Auswahl wechselten drei Arbeiten Heinrich Kühns zu moderaten Preisen (6000 bis 18.000) an heimische Klienten - ebenso günstig wie Frühwerke Heimo Zobernigs bei Julius Hummel, von denen das Belvedere ein Objektbild (7000) ankaufte. Gegenüber diesen Kleinformaten der 1980er wurden, dramaturgisch spannend, Werke der Kinetisten und frühe Papierarbeiten Günter Brus' platziert. Auch Walter Pichler hat mehrere Auftritte, besonders markant mit dem mausoleumsartigen Projekt Bett bei Thoman.

In die aufgewertete Kunst der Zwischenkriegszeit führt die Galerie Schütz mit Egger-Lienz' sechster Version des Mittagessen und Maier aus Innsbruck hat einen Boeckl-Akt von 1929 (285.000) dabei. Ja, die Flachware dominiert hier zweifellos, immerhin glänzt bei Kovacek Spiegelgasse Pillhofers Plastik Erzengel, des Weiteren schickt Chobot Skulpturen von acht Wotruba-Schülern gegeneinander ins Rennen. (Nicole Scheyerer / DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.5.2011)