Bärige Lampe an Wiese: Für die sieben Meter hohe Skulptur des Schweizers Urs Fischer erwarten Experten in New York ein Auktionsergebnis jenseits der 1,8-Millionen-Euro-Marke.

Foto: Must acc. Image

In einem Stadion wäre Leonardo di Caprios Adjustierung mit Kapuzenpulli und Basecap vermutlich weniger aufgefallen als inmitten des doch meist in Ausgehuniform gezwängten Publikums im New Yorker Auktionssaal von Christie's. Laut Medienberichten soll er den Ablauf des Abends vom 4. Mai mit recht stoischer Miene verfolgt haben, jedenfalls emotionsloser als sonst ein Match der Knicks. Nein, offiziell zählt der Filmschauspieler nicht zu den siegreichen Käufern.

Die im Laufe des Evening-Sales erzielten Top-Preise bewilligten mehrheitlich Telefonbieter, etwa für Claude Monets Les Peupliers, das zum Limit von 22,48 Millionen Dollar in eine amerikanische Privatsammlung wechselte. Ob Acquavella gleichauf den neuen Vlaminck-Weltrekord (22,48 Mio., Paysage de banlieue) für einen Kunden oder die eigene Gallerie bewilligte, ist wiederum nicht bekannt.

Am Ende des Abends hatte sich die Bietersause auf ein Total von knapp 156 Millionen Dollar summiert, deutlich weniger als die zumindest erhofften 162, wenn nicht im Idealfall 232 Millionen, nur dass die Verkaufsquote von 82 Prozent immerhin deutlich höher lag als bei der Konkurrenz am Vortag. Das Team von Sotheby's setzte (nur) 74,6 Prozent des Angebots allerdings zum Gegenwert von 170,47 Millionen Dollar, der damit wenigstens über den Mindesterwartungen lag (159-230 Mio.). Zum Limit ergatterte ein asiatischer Saalbieter Picassos Femmes lisant (21, 36 Mio.) und gönnte sich dazu noch ein Landschaftsbild von Camille Pissaro (4,28 Mio.). Für Paul Gaugins Jeune tahitienne (1893) aus bemaltem Holz reichte ein einzelnes Telefongebot (11,28 Mio.) für einen neuen Künstlerweltrekord.

Spielgeld für Urs' Bärchen

Am Ende des Abends trugen acht der insgesamt zehn angebotenen Picasso-Werke mit 58,5 Millionen Dollar jedenfalls einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtergebnis. Und dennoch kräuseln sich bei Insidern vereinzelt die Stirnfalten, liegen diese Umsätze (exklusive der nachfolgenden Tagesauktionen) doch deutlich unter jenen des Vorjahres, als Christie's 335,6 und Sotheby's 195,7 Millionen Dollar notieren konnten.

Drücken die amerikanischen Wirtschaftsprognosen derart die Stimmung? Oder benötigt die launische internationale Klientel bloß ausreichend Spielgeld für kommende Woche? Könnte sein, denn in den Abendauktionen der Sparte Contemporary lauern zuerst bei Sotheby's (10. 5.) und anderntags bei Christie's imposante Verführer, die sich im Idealfall mit 176 (Sotheby's) oder stolzen 230 (Christie's) Millionen zu Buche schlagen sollen. (kron / DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.5.2011)