Menschenmassen bereits zum Auftakt rund um die neue "Seebühne" am Karlsplatz

Foto: Nikolaus Ostermann

Wien - Trotz ziemlich niederer Temperaturen war der Wiener Karlsplatz bereits am Auftaktsabend des zweiten Wiener Popfests dicht gefüllt. Mindestens 10.000 Besucher, lautet die offizielle Einschätzung von Popfest-Initiator Christoph Möderndorfer. Die wichtigste logistische Neuerung war dieses Jahr die erhöhte Seebühne und der bessere, weil auch bei größerer Entfernung von der Bühne, gut wahrnehmbare Sound der beiden Acts Skero und Gustav. Die Probleme von 2010 wurden laut Möderndorfer trotz Verdoppelung der Infrastruktur "sensibel gelöst". Die Soundanlage sei inzwischen fähig, einiges zu leisten - "unter Einhaltung der strengen behördlichen Auflagen", wie der Initiator betont.

Hip-Hop ab Mitternacht

Eine der wichtigsten Aufgaben des Wiener Popfests ist für Kurator Robert Rotifer, den noch vorherrschenden Snobismus in der Wahrnehmung heimischer Popmusik zu brechen. "Es gibt noch so viele Bands und es gibt immer noch zu wenig Publikum, das sich dieser Bands gewahr ist. Das Popfest allein kann das nicht tragen", sieht Rotifer dabei Bedarf auf weitere Veranstaltungen. Ein Popfest allein sei noch zu wenig: "Ich glaube, dass es noch mehr mediale Aufmerksamkeit braucht und zwar auch gute und kritische, die sich tiefergehend damit befasst und nicht nur sagt: 'Da gibt es wieder ein neues Album und das ist super.' Ich glaube, dass Österreich doch - und das muss man bei allem Enthusiasmus, den es gibt, sagen - einen Nachholbedarf in der Pop-Wahrnehmung hat."

Für den Kurator stellte sich für den Auftakt mit Skero und Gustav die Frage, wie man die Bandbreite mit zwei Acts darstellen kann, ohne den roten Faden zu verlieren. "Beides sind Leute, die sehr bewusst, wenn auch unterschiedlich, mit der deutschen Sprache arbeiten. Aber es sollte kein Statement sein, dass man nur zeitgemäß sein kann, wenn man Deutsch singt. Als solches sollte es nicht missverstanden werden."

Dass der Labelschwerpunkt heuer nicht mehr im Programm ist, hat für Rotifer durchaus einen logischen Grund: "Es gibt inzwischen viel zu viele Leute, die ihre eignen Labels machen. Dieses Jahr war es klar, dass es daher weniger um Labels, sondern mehr um Themen gehen wird. Das Hip-Hop-Thema kam letztes Jahr kaum vor, daher war es so, dass es bei einer Neuauflage wichtig sein wird, dies aufzugreifen." Skero von Texta hat hier das Programm gestaltet. "Ich muss mich der Tatsache stellen, dass ich mich nicht überall gleich gut auskenne und es gibt einfach Kulturen und Subkulturen innerhalb der Popkultur, die mehr brauchen, als dass man sich nur ein bisserl umschaut", erläutert Rotifer.

Während letztes Jahr also der Elektronikabend mit Affine Records mehr oder weniger im Alleingang von einem Label gestaltet wurde, ging am Freitag im Prechtlsaal ab Mitternacht der von Skero gestaltete Abend an den Start des zweiten Wiener Popfests. (APA)