Ätherisch, eloquent und international
Wolfgang Waldner ist kein Töner. Er spricht diplomatisch, gut aufgelegt und eher leise. Grundsätzlich scheint er gewinnbringend vernetzt zu sein. Im Inland hat er genügend alte Seilschaftsbekannte und die Schwester im ORF ("Report" vom 19. 4., moderiert von Gabi Waldner, präsentierte die Neuzugänge, darunter Bruder Wolfgang). Im Ausland gibt es einflussreiche Freunde und Altkontakte auf internationalem Parkett, und in seinem Herzen wohnt die Kunst.
Im Nationalrat präsentierte sich Kurz als Vater. Dass eine seiner beiden Töchter dieser Tage maturierte, macht ihn angeblich ebenso stolz wie der Umstand, ins Außenamt zurückzukehren. Der neue Staatssekretär wirkt eher ätherisch, neben der "Hands-on-Politik" der ÖVP-Ladys Fekter oder Mikl-Leitner. Überhaupt scheint es so, als wären auf der Regierungsbank die Östrogen- und Testosteronwerte zeitweise vertauscht worden. Sanfte Männer wie Töchterle, Waldner, Faymann und Spindelegger neben resoluten, lauten Kampfrhetorikerinnen samt Law-and-Tax-Politik.
Kommunikationsstrategisch fällt bei der Analyse der Neubesetzung auf, dass sich die ÖVP mit Waldner und Töchterle definitiv internationaler als bisher präsentiert.
Der neue Staatssekretär gibt eher den höchsten Beamten im Ministerium als den gestaltenden Politiker. Er tritt eloquent, aber vorsichtig auf. Dem Jobprofil als Repräsentant, Gastgeber und Zuarbeiter des Vizekanzlers scheint er gewachsen zu sein. Der neue Staatssekretär im Außenamt tut niemandem weh und fällt auch nicht weiter auf. Beides ist in der österreichischen Politik nicht immer ein Nachteil.