Alles wird der Haute Couture geopfert. Sogar das Öffnen der hinteren Seitenfenster. Dafür steht jeder, der sich exponieren möchte, mit Citroëns DS4 schick am Boulevard. Und freut sich auf die Kurven der Peripherie

Im Feuer, das der DS3 entfachte, schmiedeten die Franzosen den DS4, wobei sie bei der Motor Show in Schanghai auch gleich das Tuch vom DS5 zogen.

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Mit schnellen Schritten nähert sich Citroën der einstigen Domäne, die eine Göttin gebar, bevor die Sachzwänge, die allgemeine Demokratisierung des Autofahrens und die Fraktion der rotstiftbewehrten Controller die Glaubensrichtung der Ästhetik zugunsten einer Anbetung des rational Funktionellen zu Fall brachte.

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Seither konstruierte Citroën verzweifelt den Deutschen hinterher, die das neue Metier nachweislich besser beherrschten, wozu auch das schöpferischen Höhenflügen bleischwer anhängige Gewicht der Qualität zählte.

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Nachdem die C-Baureihe Citroën aus dem Keller der Mängel- und Pannenstatistik geholt hat und blendende Verkäufe in Europa und in den neuen Märkten Russland, China und Co ein finanzielles Fundament aufgeschüttet haben, konnte der Selbstfindungsprozess starten.

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Die Designabteilung gibt seit dem DS3 wieder den Ton an, und der Applaus des Publikums bestätigt den Weg.

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Dabei will das DS-Kürzel nicht die einstige Symbolfigur wiedererstehen lassen, sondern nur eben jene gestalterisch avantgardistische Verve als Kern der Marke anrufen. Auf Basis der C-Modelle entstehen Designschmuckstücke.

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Bei der Metamorphose des C3 zum DS3 ging das noch hübsch auf - ein knalliger Kleinwagen mit nach oben gebürsteten Fahreigenschaften und Fahrleistungen. Beim DS4 wirkt das heftige Bemühen um Stilistik schon etwas krampfiger.

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Klar fährt er sich präziser und kraftvoller als der gewöhnliche C4, aber der dreifache Salto eines erhabenen 5-türigen Coupés mit SUV-Anleihen und Limousinenkomfort endet hart an hinteren Seitenfenstern, die sich nicht öffnen lassen.

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Schönheit muss leiden, lautet der achselzuckende Kommentar der DS4-Schöpfer, wobei man auf die weit nach hinten gezogene Frontscheibe verweist, die einen Ausgleich schaffen soll. Wem dabei die Sonne ins Auge sticht, der kann die Schutzblenden nicht nur herabklappen, sondern auch noch einen Dezimeter weit nach unten schieben.

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An der Qualität gab's bei erstem Augenschein nix zu rütteln, der DS4 ist so fest gefügt wie nur irgendein Deutscher, ebenso dringt kein unnötiger Lärm von Motor, Fahrwerk, Wind und Straße an das lauschend aufgerichtete Ohr.

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Überhaupt die Motoren: fein. Sowohl der zur Verkostung gereichte 160-PS-Diesel als auch der 200-PS-Benziner, der wie alle Ottos (120 und 155 PS) bei BMW in Auftrag gegeben wurde, überzeugen durch Laufruhe, Elastizität und bestem Ansprechverhalten.

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Warum nur der kleinere HDI (110 PS) mit Start-Stopp-System versehen ist, bleibt ein Geheimnis. Die im Vergleich zum C4 um zehn Prozent härtere Federung und eine Richtung Straffheit überarbeitete Lenkung setzten den DS4 punktgenau auf die Straße, obwohl im Sinne französischer Gelassenheit auf ultimativ harte Abstimmung verzichtet wurde.

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Natürlich finden sich alle relevanten Fahrassistenzsysteme an Bord, was zusammen mit vielen Komforteinrichtungen schickes Leben im DS4 ermöglicht. Hinten möchte man dabei aber nicht unbedingt sitzen, überhaupt wenn man großgewachsene Vorderleute dabei hat. Und damit ist nicht nur das starre Fenster gemeint. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/06.05.2011)

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