Wien - "Wir haben überlegt, vielleicht starten wir wieder eine gemeinsame Zukunft. Wir waren einfach happy und haben uns super verstanden. Ich war total glücklich." Das ist die Version von Philipp K., wie die letzten gemeinsamen Stunden in der Nacht zum 2. Juli 2010 mit seiner Ex-Freundin Stefanie P. abgelaufen seien. Wenig später wurde die 21-Jährige in seiner Wohnung mit 200 Messerstichen getötet und zerstückelt. Der 23-jährige Angeklagte sagt, er sei so betrunken gewesen, dass er eingeschlafen sei.

"Ich denke seit neun Monaten jeden Abend darüber nach, wie Steffi ums Leben gekommen sein könnte" , erklärte Philipp K. am Mittwoch, seinem zweiten Prozesstag im Wiener Straflandesgericht. Sie müsse, als er schwer alkoholisiert eingeschlafen sei, jemanden in die Wohnung gelassen haben: "Ich kann es mir nur so erklären, dass Steffi den einen oder anderen reingelassen hat. Wenn die Steffi nur ein bissl was getrunken hat, ist sie leider so, dass sie sehr schnell jemandem vertraut."

"Ausgezuckt"

Philipp K. mutmaßte weiters: "Vielleicht wollte dieser Mann mit ihr schlafen und ist ausgezuckt, weil sie nicht wollte." Er zeigte sich überzeugt, dass auch sein älterer Freund Oliver D., den er zu sich eingeladen hatte, zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung und "dabei" war.

Die beiden Freunde hatten sich schon am Vortag im Gerichtssaal gegenseitig schwer belastet. Oliver D. berichtete im Zeugenstand, dass ihm Philipp K. am Tag danach die Tat gebeichtet habe.

Schon am Tag vor dem Mord sei er von K. eingeladen worden. "Er meinte, er habe Damenbesuch. Da hab ich es mir schon denken können" , so D. vor Gericht. Diese "Einladung zur Gruppensexparty" schlug er jedoch aus. Er sei nach einem Geschäftstermin müde und schlecht gelaunt gewesen.

Am 2. Juli habe ihn Philipp K. dann wieder angerufen: Er solle kommen, es sei etwas Schreckliches passiert. Dort angekommen, habe er gleich beim Eingang die blutdurchtränkte Matratze entdeckt. "Altes Haus, was hast du angerichtet" , habe er zu dem Studenten gesagt. Philipp habe erzählt, dass er mit dem Mädchen Sex hatte und dass unter Alkoholeinfluss etwas dumm gelaufen sei.

Philipp K. habe ihm weiters berichtet, dass Stefanie bei Sexspielen geschlagen werden wollte. Und nachdem er sie nicht zufriedenstellen konnte, sei er "ausgeflippt" . Die Leiche habe er entsorgt, denn ohne Leiche gäbe es keinen Mord, so D.

Ganz anders die Aussagen von Philipp K.: Er sei auf der Couch aufgewacht, Stefanies Leiche sei zerstückelt nahe der Küchenzeile gelegen. "Das Bett war blutdurchtränkt" , sagte der 23-Jährige.

Er habe "Olli" zu sich geholt, um zu klären, was am Vortag passiert sei. "Aber er ist einfach dagesessen, als ob nichts wäre" , so Philipp K. Er sei völlig kalt gewesen. "Da war mir klar, dass da ein Mörder vor mir sitzt." Bevor die Polizei kam, habe D. ihm gedroht: "Er meinte, sei froh, dass das nicht deiner Mutter passiert ist" , so K. Deshalb habe er ursprünglich die Schuld auf sich genommen, um seine Familie zu schützen.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. (APA, frei, DER STANDARD Printausgabe, 5.5.2011)