Thomas Malloth: "In absoluten Toplagen sind zusätzliche Zuckerln selten nötig."

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Incentives werden eingesetzt, wenn es am Markt einen Angebotsüberhang gibt, erklärt Thomas Malloth, Obmann der Immobilientreuhänder der WKÖ, im Gespräch mit Wojciech Czaja.

STANDARD: Seit wann gibt es Incentives in der Immo-Branche?

Malloth: Schwer zu sagen. Als Marketing-Instrument gibt es Incentives schon seit Jahrzehnten in allen Branchen. Zunehmend werden sie jetzt auch in der Immobilienwirtschaft genutzt. Während am US-Markt Incentives auch bei Wohnimmobilien üblich sind, werden sie in Österreich nur im gewerblichen Bereich eingesetzt.

STANDARD: Zum Beispiel?

Malloth: Am häufigsten sind Mietfreistellung über einen befristeten Zeitraum oder gestaffelte Mieten. In Einzelfällen kann es aber auch eine Sonderausstattung sein, die auf Mieterwunsch im Innenbereich ausgeführt wird.

STANDARD: Inwiefern hängen Incentives mit Angebot und Nachfrage zusammen?

Malloth: Incentives werden besonders dann eingesetzt, wenn es einen Angebotsüberhang gibt. In absoluten Toplagen sind zusätzliche Zuckerln selten nötig.

STANDARD: In welchen Lagen kann man mit besonders großen Incentives rechnen?

Malloth: Zum Beispiel in Bürotürmen, in großen Gewerbe- und Industrieparks, in älteren Immobilien, die nicht immer am neuesten Stand der Technik sind, sowie im Stadtzentrum, wenn es sich um große, schwierig verwertbare Flächen handelt.

STANDARD: Gibt es auch branchenfremde Lockungen?

Malloth: In Österreich hängen Incentives in der Regel unmittelbar mit der Immobilie zusammen. In Amerika werden zum Hauskauf auch schon mal Autos verschenkt.

STANDARD: Entsteht durch Incentives nicht eine optische Täuschung, was die tatsächliche Attraktivität von Objekten am Markt betrifft?

Malloth: Nein, sicher nicht. Es ist bei uns durchaus üblich, dass gehandelt wird. Der Mieter beziehungsweise Käufer hat durch die Incentives ein zusätzliches positives Erfolgserlebnis. Nur aufgrund von Incentives werden so wesentliche Entscheidungen wie Anmietung oder Ankauf einer Immobilie ja sowieso nicht getroffen. Sie können aber das Zünglein an der Waage sein, wenn man zwischen zwei Objekten schwankt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.4./1.5.2011)