Das X7 kommt mit Symbian Anna im Juni nach Österreich.  

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Symbian Anna ist zwar eine Verbesserung gegenüber früheren Symbian-Versionen, im Vergleich zu iOS oder Android ist es jedoch noch immer zu kompliziert.

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Auch wirkt beispielsweise die Kalenderansicht mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund unübersichtlich.

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Blackberry-Konkurrent E6

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Im Frühsommer bringt Nokia mit dem X7 und dem E6 zwei Smartphones auf den österreichischen Markt, die auf die neue Symbian-Version Anna setzen. Das Unternehmen will damit die Zeit bis zu den ersten Geräten mit Windows Phone überbrücken, die für Ende 2011/Anfang 2012 angekündigt wurden. Das Microsoft-System soll die primäre Smartphone-Plattform des Herstellers werden. Für die aktuellen Smartphones setzt Nokia somit auf ein System mit Ablaufdatum.

Blackberry-Konkurrent E6

Die Hardware der beiden neuen Geräte kann sich durchaus sehen lassen. Das E6 folgt im Blackberry-Format dem Nokia E72 und bietet neben dem 2,46 Zoll großen Touchscreen eine vollwertige QWERTZ-Tastatur. Hinzu kommen eine 8-Megapixel-Kamera, 8 GB interner Speicher, Exchange- und SharePoint-Unterstützung sowie hardwaregestützte Datenverschlüsselung. Das Gerät kommt im Juli um 439 Euro auf den Markt.

X7 mit "provokativem Design"

Mit dem X7 will das Unternehmen eine jugendliche Zielgruppe ansprechen. Der 4 Zoll große Touchscreen mit einer Auflösung von 640 x 360 Pixel und die 8-Megapixel-Kamera entsprechen der aktuellen Highend-Klasse. Die Games "Asphalt 5" und "Galaxy on Fire" sind bereits vorinstalliert. Beim Gehäuse aus Glas und Edelstahl setzt Nokia auf ein ungewöhnliches Design, das bewusst "provokativ" sein soll und schafft es damit, das Gerät stark von anderen Smartphones abzuheben. Das X7 wird im Juni um 469 Euro erhältlich sein.

Symbian Anna

Auf beiden Geräten ist die neue Symbian-Version Anna installiert, die per Update in den nächsten Monaten auch auf die Modelle N8, E7, C7 und C6-01 landen soll. Symbian Anna will Nokia nutzerfreundlicher gestaltet haben. So wurde die Texteingabe überarbeitet mit einer SplitView beim Tippen und der Unterstützung der virtuellen QWERTZ-Tastatur im Hochformat. Auch die Performance des Browsers wurde verbessert. Mit neuen, abgerundeten Icons will man verdeutlichen, dass es sich um eine neue Symbian-Version handelt. Auch Drittentwickler werden aufgefordert, neue Icons für ihre Apps zu kreieren, um einen einheitlichen Look zu erzeugen.

Besser, aber nicht gut

Der WebStandard konnte bei der Präsentation der Geräte Anfang Mai in Wien das X7 mit Symbian Anna kurz ausprobieren. Gegenüber früheren Symbian-Versionen zeigt Anna in die richtige Richtung und ist nun durchaus etwas nutzerfreundlicher geworden. Auch bei den eigenen Apps hat Nokia nachgebessert. So kann man zum Kartendienst Ovi Maps direkt über die App neues Kartenmaterial herunterladen und für die offline Nutzung speichern. Zudem können Nutzer in verschiedene Social Networks wie Facebook, Twitter oder Foursquare einchecken.

Unübersichtlich

Dennoch ist das System im Vergleich zu iOS oder Android noch zu kompliziert. So muss man, um zu den installierten Apps zu gelangen, zuerst auf den Menü-Button am Gerät klicken und dann noch auf das "Programme"-Icon. Bei iOS sind alle Apps direkt am Homescreen zugänglich. Unter Android gelangt man zu den Anwendungen direkt über die Menü-Taste. Bei den beiden Systemen werden vorinstallierte Apps und jene von Drittanbietern gleichberechtigt angezeigt. Der Zwischenschritt über eine weitere Menüebene wird eingespart. Die bunten Icons wirken auf dem schwarzen Hintergrund zwar sehr leuchtend und hübsch, allerdings ist ihr Zweck am Homescreen nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, da dort der App-Name fehlt. Auch wirkt beispielsweise die E-Mail- oder Kalenderansicht mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund unübersichtlich. Man merkt dem System an, dass es nur als Übergangslösung angelegt ist.

Beste Kombination

Für die Entscheidung auf Windows Phone zu setzen, erntete Nokia unter anderem Kritik vom Intel-Chef persönlich. Laut Paul Otellini wäre es sinnvoller gewesen auf die eigene Plattform MeeGo oder zumindest Android zu setzen. Nokia betont, dass Microsofts Plattform nach langen Überlegungen als beste Kombination gewählt worden sei. Mobilfunker und Entwickler würden eine dritte, große Alternative neben iPhone und Android-Smartphones fordern. Der Software-Riese aus Redmond könne zudem die Business-Welt besser bedienen.

Symbian nicht mehr zu retten

Symbian soll noch eine Zeit lang weitergeführt werden, doch am Horizont taucht bereits das Ablaufdatum auf. Auf der D9-Konferenz erklärte CEO Steven Elop laut Golem, dass Symbian nicht mehr zu retten gewesen sei und der Aufwand zu hoch sei, das System wettbewerbsfähig zu halten. Zuvor hatte Elop bekannt gegeben, dass es zumindest bis 2016 noch Updates für das System geben soll. Für einige Beobachter ist das durchaus länger als erwartet, berichtet All About Symbian.

Wie genau Symbian und Windows Phone nebeneinander weitergeführt werden sollen, ist unklar. Vor kurzem gab der Konzern bekannt, dass Symbian an Accenture ausgelagert wird. 3.000 Mitarbeiter weltweit sollen noch 2011 zu dem Managementberatungs- und Technologiedienstleistungs-Unternehmen wechseln. Dort werden die Symbian-Entwickler laut Nokia Austria Country Manager Martin-Hannes Giesswein auf Windows Phone umgeschult. "Es wird ein Punkt kommen, an dem es Symbian nicht mehr gibt, sondern nur mehr Windows Phone Handys von Nokia.", so Giesswein. (Birgit Riegler/derStandard.at, 7. Juni 2011)