Genf, Benghazi- In Libyen geht den Aufständischen gegen das Gaddafi-Regime allmählich das Geld aus. Von westlichen Staaten wollten sie daher zwei bis drei Milliarden Dollar (bis zu zwei Mrd. Euro) geliehen bekommen, erklärte ein Finanzbeauftragter der Aufständischen am Dienstag in Benghazi (Bengasi). Er nannte insbesondere Frankreich, Italien und die USA als Geberländer. Die Kredite sollen mit eingefrorenem libyschen Vermögen abgesichert werden.
Die vorhandenen Mittel reichten nur noch für höchstens vier Wochen, sagte Ali Tarhouni, der den Finanzausschuss des Nationalrates leitet, die von den Aufständischen eingesetzte Übergangsregierung. Mit den genannten Hilfen kämen die Aufständischen drei Monate über die Runden. Nach Angaben Tarhounis haben die Rebellen einen täglichen Bedarf von umgerechnet 43 bis 86 Millionen Dollar (bis zu 58,0 Mio. Euro).

Die libysche Wirtschaft ist größtenteils von Ölexporten abhängig. Den Aufständischen ist es bisher nicht gelungen, diese dauerhaft wieder hochzufahren und damit an frisches Geld zu kommen. Dieses ist nötig, um Nahrung, Medizin und die staatlichen Zuwendungen zu zahlen, von denen der Großteil der Bevölkerung abhängig ist.

Umkämpfte Küstenstadt Misrata

Unterdessen gingen in der Gebirgsregion im Westen Libyens sowie der verbissen umkämpften Küstenstadt Misrata die Gefechte zwischen den Rebellen und den Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi weiter. Aufständische berichteten von Raketenbeschuss der Stadt Zintan am späten Montagabend. Flüchtlinge zeichneten ein dramatisches Bild der Lage. Sollte die Belagerung der Stadt Jafran anhalten, würden dort binnen Wochen Tausende von Kindern verhungern, sagte eine Frau, die nach ihrer Flucht aus Jafran in einem Flüchtlingslager in der tunesischen Grenzstadt Dehiba lebt. Libysche Berberstädte in den Bergen nahe der Grenze zu Tunesien sind unter Beschuss von Regierungstruppen, nachdem sie sich den Aufständischen angeschlossen hatten. Wie in anderen Landesteilen fordern die Rebellen auch dort mehr Hilfe durch Kampfflugzeuge der NATO.

Nach Angaben eines Sprechers der Aufständischen gab es auch Kämpfe in den östlichen Vororten von Misrata (Misurata). NATO-Flugzeuge seien über der Stadt zu sehen. Er könne aber nicht sagen, ob sie Angriffe geflogen hätten.Die Schweizer Regierung hat 360 Millionen Franken (280 Millionen Euro) eingefroren, die der Familie von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi gehören. Diese Summe nannte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey bei einem Besuch in Tunesien, wie ein Sprecher des schweizerischen Außenministeriums am Montagabend mitteilte.

360 Millionen Franken eingefroren

 

Die Schweizer Regierung hat 360 Millionen Franken (280 Millionen Euro) eingefroren, die der Familie von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi gehören. Diese Summe nannte Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey bei einem Besuch in Tunesien, wie ein Sprecher des schweizerischen Außenministeriums am Montagabend mitteilte.

Den nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali eingefrorenen Betrag bezifferte sie demnach auf 60 Millionen Franken. Im Falle des durch Proteste zum Rücktritt gezwungenen ägypischen Präsidenten Hosi Mubarak und seines Umfeldes sind es 410 Millionen Franken.  (APA/Reuters)