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Auch die New Yorker Börse musste ihre Anfangsgewinne wieder abgeben.

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New York/Frankfurt  - "Alle fühlen sich ganz gut nach der Nachricht. Eine große Auswirkung auf die Wirtschaft wird sie aber nicht haben", fasste Jerry Harris vom Finanzmakler Sterne Agee die Stimmung nach dem Tod Osama bin Ladens zusammen. Zwar gab es am Montag zu Handelsbeginn an den Aktienmärkten in New York ein kurzes Strohfeuer, in Frankfurt sogar anfängliche Kursanstiege von einem Prozent. Im Verlauf schmolzen die Zugewinne aber ab. Der Dollar büßte seine Gewinne zum Euro gar komplett wieder ein.

Die Tötung bin Ladens sei für die Entwicklung am Markt einfach zu unbedeutend, sagte Marcus Hettinger von der Credit Suisse. Die Preise für die als "Sicherer Hafen" geltenden US-Staatsanleihen sanken, weil geopolitische Risiken für die Anleger zunächst nur noch eine etwas untergeordnetere Rolle spielten.

Sorge vor neuen Anschlägen

In die Erleichterung am Markt über den Tod des meist gesuchten Mannes der Welt mischten sich aber Sorgen vor neuen Anschlägen, die von den Taliban bereits angedroht wurden. An den US-Aktienbörsen notierten die wichtigsten Indizes Dow-Jones und S&P-500 am Montagabend kaum verändert. Der Index der Technologiebörse Nasdaq lag gar im Minus. Zu Handelsbeginn hatte die Wall Street noch freundlicher tendiert. Dazu hatten auch Fusionsspekulationen beigetragen. So kündigte der israelische Pharmakonzern Teva an, seinen US-Rivalen Cephalon für knapp 7 Mrd. Dollar zu kaufen. In Tokio rückte der Nikkei-Index 1,6 Prozent vor.

Die Wiener Börse hat die Sitzung am Montag bei schwachem Volumen mit höheren Notierungen beendet. Der ATX stieg 20,35 Punkte oder 0,72 Prozent auf 2.866,40 Einheiten. In Deutschland ging der Dax 0,2 Prozent fester mit 7.527 Punkten aus dem Handel, nachdem er kurzzeitig über die 7.600-Punkte-Marke gesprungen war. Der Aktienstratege Wolfgang Duwe von der der Bremer Landesbank sagte, er bezweifele, dass bin Ladens Tod an den deutschen Märkten längere Zeit Wirkung entfalte. "Politische Börsen haben in der Regel kurze Beine." Für steigende Kurse dürften aber weiterhin das im Markt reichlich vorhandene Geld und gute Unternehmensergebnisse sorgen. Auch dem Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Fitschen zufolge dürfte bin Ladens Tod an den Finanzmärkten weniger Spuren hinterlassen als die Revolution in der arabischen Welt. Zwar könne es kurzfristig etwas mehr Nervosität und Spannung geben. Entscheidender seien aber die politischen Umwälzungen in Nordafrika und Nahost. "Das ist noch längst nicht zu Ende. Das wird sich fortsetzen."

Öl- und Goldpreis wieder fester

Die Tendenz zum billigeren Öl hielt sich am Montag ebenfalls nicht lange. In einem Marktkommentar der Commerzbank hatte es zunächst geheißen, es bestehe offensichtlich die Erwartung, dass durch den Tod bin Ladens die Terrorgefahr zurückgehen und damit auch die Risikoprämie beim Ölpreis sinken könne. Das für Europa wichtige Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich aber ebenso nur kurzzeitig um 1,3 Prozent wie US-Öl der Sorte WTI . Am Abend lagen die Preise fast wieder auf dem - hohen - Niveau vom Freitag.

Nahezu identisch verlief der Tag am Goldmarkt - einem anderen Hafen für risikoscheue Anleger. Auch hier gab der Preis zunächst rund 1,5 Prozent nach. Am Abend kostete die Feinunze mit 1.564 Dollar dann aber wieder mehr als noch am Freitag.

Der Dollar erholte sich kurzzeitig, fiel aber wieder zurück und war zu den großen Währungen so billig wie seit 2009 nicht mehr. Mit dem robusten Einkaufsmanagerindex für die Euro-Zone war das Interesse an Euro-Käufen rasch wieder aufgekommen. Der US-Einkaufsmanagerindex war dagegen gefallen, wenn auch geringer als erwartet. Ein Euro kostete 1,4870 Dollar. "An der Tatsache, dass ein Ende der lockeren Fed-Geldpolitik bis auf weiteres nicht in Sicht ist, hat sich nichts geändert", sagte der Händler Katsunori Kitakura von Mitsui Trust. Ein deutlicherer Kursrutsch wurde nur dadurch verhindert, dass die Finanzlage Griechenlands wieder in den Blick rückte. Das Land fordert eine längere Rückzahlungsfrist für die von EU und IWF gewährten Kredite. (APA)