Mit "The Line of Fate" wird Tacita Dean seit Anfang März (und bis Ende Mai) im Museumsquartier im MUMOK gewürdigt - durch eine Ausstellung mit grafischen Arbeiten und filmischen Künstlerporträts. Für die Präsentation eines hochberühmten Teil ihres Oeuvres, ihrer 16mm-Filme, kommt  Dean am 5. und 6. Mai ins Österreichische Filmmuseum - jeweils ab 21 Uhr, mit Publikumsgesprächen mit Ausstellungskurator Achim Hochdörfer und Alexander Horwath.

Tacita Dean, 1965 in Canterbury in eine Künstlerfamilie geboren, war 1995 eine der in Venedig präsentierten "Young British Artists". Sie emanzipierte sich freilich schnell von diesem Label, mit ihrem Interesse für Kulturgeschichte und multimediales Arbeiten, mit ihrem Umzug 2000 nach Berlin - und im Grunde schon mit ihrer ersten Soloausstellung im slowenischen Maribor, auf die sich auch der 16mm-Dreizehnminüter "The Martyrdom of St Agatha" (1994, li.) bezieht.

 

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Tacita Dean Filmarbeiten widmen sich konsequent der Materialität und ihrer Brüchigkeit, gerne macht sie Studien über Architekturen und ihre Verfallsprozesse, etwa anhand eines Leuchtturms ("Disappearance at Sea", 1996, o.) oder, besonders meditativ, in ihrer Hommage an den Ost-Berliner "Fernsehturm" (2001, u.).

Großes Aufsehen erregte Dean mit ihrem im "Guardian" veröffentlichten Aufruf zur Bewahrung des 16mm-Formats wegen dessen Eignung für filmkünstlerische (Handwerks-)Arbeit ("Save celluloid, for art's sake"), und im Finale des Filmuseums-Specials widmet sie sich denn auch in einer Nahaufnahme dem Herstellerwerk "Kodak" (2006).

 

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Eingebettet sind diese Abende in das (noch bis 11. Mai) laufende Monatsprogramm, das sich als Korrektiv zur auf Regieführende ("Autoren") fixierte Filmbetrachtung in Fallbeispielen der Bedeutung von Schauspiel-Persönlichkeiten für die Kinogeschichte annimmt - aktuell etwa anhand von "Affliction" und Nick Nolte  (9.5., 21:00), "There’s Always Tomorrow" und Barbara Stanwyck (5.5., 19:00), "Saikaku ichidai onna" / "Das Leben der Frau Oharu" und  Tanaka Kinuyo (7.5., 21:00), "My Darling Clementine" und  Henry Fonda (7.5. 19:00).

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Ein spezielle Tipp gilt dem Sonntagabend (8.5.), den ab 20:30 die beiden Kanadier Daïchi Saïto und Karl Lemieux bestreiten, die eben erst am Donaufestival gastierten - und nun im intimen Rahmen des Filmmuseums

In einer Zusammenarbeit mit Sixpackfilm und im Rahmen der Initiative "What’s Up Vienna! What’s Up Montréal!" (die dann noch bis 10.5. im Echoraum weitergeführt wird - ausführliches unter whatsupviennawhatsupmontreal.net) zeigen die als "Alchemisten im Reich von 'Sight and Sound'" Beschriebenen erst ihre Filmarbeiten, bevor sie eine Live-Performance mit vier 16mm-Projektoren und den Musikern David Bryant, Kevin Doria und Jonathan Parent bieten.

Hinweis: Wegen des erwarteten großen Interesses keine telefonische Online-Reservierung möglich, Tickets im Vorverkauf erhältlich.

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Als längerfristige Vorschau: Am 12. Mai startet eine umfangreiche Filmschau zum Thema des 150-jährigen Jubiläums der Vereinigung Italiens. Unter dem Titel "La Storia. Visionen der Geschichte Italiens" wird bis 19. Juni die behauptete wie brüchige politische wie gesellschaftliche Identität des Landes mit einem großen Spielfilmreigen unter die Lupe genommen.

Und eröffnet wird gleich mit zwei markanten Beispielen: In Bernardo Bertoluccis "Strategia del ragno" ("Die Strategie der Spinne", 1970, o.) spürt ein junger Mann einem Fall von gefeiertem politischen Heldentum nach, nur 
um auf Verrätertum und Inszenierung eines eigenen Märtyrertums zu stoßen (12.5. 19:00); und in "Anni difficili" ("Schwierige Jahre", 1948, u., 12.5.  21:00) warf Luigi Zampa eine neorealistischen Blick auf eine opportunistische Beamtenfamilie unter Mussolini - was ihm prompt als "Beleidigung der nationalen Ehre“ angekreidet wurde.

Ausführliches Programm unter www.Filmmuseum.at

Foto: Österreichisches Filmmuseum