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Wer die Kärntner Sozialleistung "Babygeld" von 500 Euro erhalten will, soll künftig einen 20-stündigen Kurs absolvieren.

Foto: Patrick Pleul dpa/lbn

Klagenfurt - Der Kärntner Soziallandesrat Christian Ragger (FPK) plant, das Pilot-Projekt "Eltern-Diplom" in Zukunft an das vom Land gewährte Babygeld in der Höhe von einmalig 500 Euro zu koppeln. So sollen nur mehr Eltern das Babygeld erhalten, die den zwanzigstündigen Kurs, in dem pädagogische, psychologische und auch "technische" Fertigkeiten zur Kindererziehung vermittelt werden, absolvieren, sagte Ragger am Montag vor Journalisten. Ab Juni startet der erste Turnus, vorerst noch freiwillig und kostenlos.

"In Kärnten sind 716 Kinder in Heimen untergebracht, 230 sind bei Pflegeeltern", erklärte Ragger, Kärnten liege hier österreichweit "leider" an erster Stelle. Um dem entgegenzuwirken, rief der FPK-Politiker in Zusammenarbeit mit der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärnten (AVS) das "Eltern-Diplom" ins Leben. Christine Gaschler-Andreasch, Leiterin der Jugendwohlfahrt des Landes Kärnten meinte, junge Familien würden sich oft alleingelassen fühlen und nicht wissen, wohin sie sich mit Fragen der Kindererziehung wenden sollen. "Nur gut informierte Eltern können sich liebevoll um ihre Kinder kümmern", sagte die Expertin.

Vernachlässigung und seelische Misshandlung

Kurt Kurnig, Leiter des Psychologisch-Psychotherapeutischen Dienstes für Kinder, Jugendliche und Familien des AVS, erklärte, dass Vernachlässigung und seelische Misshandlung die meistgenannten Probleme seien, die Familien heutzutage hätten. "Die Kinder sollen das Gefühl haben, dass die Eltern an einem Strang ziehen und dass sie sich auf sie verlassen können", sagte der Psychologe. Der Kurs soll dem entgegenwirken.

In dem Kurs sollen den Eltern von Pädagogen, Ärzten und Psychologen sogenannte "Soft Skills" vermittelt werden. Drei Termine sind vor der Geburt - zwischen der 16. und der 27. Schwangerschaftswoche - vorgesehen, zwei etwa sechs bzw. neun Monate nach der Entbindung. Vorerst läuft das Pilotprojekt nur in Klagenfurt, Ragger möchte es aber auf das ganze Land ausweiten.

Freiwilliger Fürherschein

Auch andere Bundesländer machen sich Gedanken, wie sie Eltern bei der Erziehung unterstützen können. So bietet die Elternwerkstatt Salzburg etwa den "Elternführerschein" an. Dies allerdings auf freiwilliger Basis. In Wien wird der Elternführerschein ebenfalls angeboten, dafür sind allerdings 160 Euro pro Kursteilnehmer zu entrichten. Jene Erziehende, die eine solche Unterstützung jedoch am dringendsten benötigen würden, sind mit diesen Maßnahmen schwer zu erreichen. (APA/red)