Wien -  Übergewicht alleine führt nicht immer zu Diabetes. Übergewichtige Menschen erkranken meist dann an Diabetes, wenn sich die Fettzellen nicht ausreichend vermehren können. Dadurch werden die vorhandenen Fettzellen immer größer. Diese großen Fettzellen sterben ab und locken Fresszellen (Makrophagen) an, welche die abgestorbenen und kranken Fettzellen beseitigen. Sie verursachen aber auch eine chronische Entzündung im Fett, die zu Leber- und Muskelverfettung führt. Die Folge davon ist Diabetes.

Mehr Fettzellen statt Diabetes

Laut neuesten Erkenntnissen von Jelena Todoric aus der Arbeitsgruppe von Harald Esterbauer an der MedUni Wien, können bestimmte Abwehrzellen (zelltoxische T-Zellen) im Fettgewebe positiven Einfluss auf Entstehung und Verlauf von Diabetes haben. Sie schütten in großen Mengen Interferon gamma (IFNg) aus, das die Vermehrung der Fettzellen fördert und damit indirekt verhindert, dass sich die bestehenden Zellen zu sehr vergrößern, erklären die Forscher in einer Aussendung.

Angriffspunkt in diesem Mechanismus ist der "Hedgehog-Signalweg", den Harald Esterbauer gemeinsam mit Andrew Pospisilk und Josef Penninger bereits vor einem Jahr als molekularen "Schalter" zur Bildung von Körperfett identifizierte. Wenn dieser Signalweg überaktiviert ist, führt das zu einem fast vollständigen Verlust von weißem Fettgewebe. Interferon gamma (IFNg) fungiert allerdings als "Störsender" und blockiert die Signalübertragung. Die Fettzellen können sich vermehren und es entstehen neue kleine und gesunde Fettzellen auf die das überschüssige Körperfett verteilt wird. Dadurch wird auch die gefährliche Fettentzündung und die Folgen Diabetes, Muskel- und Leberverfettung vermindert. 

Neue Möglichkeiten für die Krebsforschung?

Die Erkenntnisse könnten auch bei Krebserkrankungen eine Rolle spielen, so die Forscher: Über Hedgehog werden nämlich auch die besonders langlebigen und gefährlichen Tumorstammzellen versorgt. Eine Überlegung ist daher, durch IFNg diese Versorgung zu unterbrechen und die Tumorstammzellen "auszuhungern". (red, derStandard.at, 2.5.2011)