Jerusalem/London/New York/Brüssel - Der Kampf gegen den Terror ist nach den Worten von US-Außenministerin Hillary Clinton mit dem Tod Osama bin Ladens nicht vorbei. "Wir müssen diese Gelegenheit ergreifen, um unsere Entschlossenheit zu erneuern und unsere Anstrengungen zu verdoppeln", sagte sie am Montag in Washington.

An die Adresse militanter Gegner der USA gerichtet sagte die Ministerin, das Ende bin Ladens habe gezeigt: "Ihr könnt uns nicht besiegen." Terroristische Kräfte wie die radikal-islamischen Taliban hätten aber die Wahl, "sich von der Al-Kaida abzuwenden und an einem friedlichen Prozess teilzunehmen".

"Obwohl wir einen Meilenstein erreicht haben, sollten wir nicht vergessen, dass der Kampf gegen die Al-Kaida und dessen Syndikat des Terrors nicht mit dem Tod bin Ladens endet", betonte sie.

Die Anschläge des Terrornetzes seien nicht allein Attacken gegen die USA, sondern Angriffe gegen die gesamte Welt gewesen, sagte Clinton. Die Partnerschaften der Vereinigten Staaten mit anderen Ländern im Kampf gegen den Terror hätten den Druck auf das Terrornetz bin Ladens in den vergangenen Jahren erheblich verstärkt.

NATO: Rasmussen beglückwünscht Obama

NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat US-Präsident Barack Obama zur Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch ein US-Spezialkommando beglückwünscht. "Das ist ein bedeutender Erfolg für die Sicherheit der NATO-Verbündeten und aller Staaten, die sich unseren Bemühungen angeschlossen haben, die Geißel des weltweiten Terrorismus zu bekämpfen und die Welt zu einem sichereren Ort für alle zu machen", erklärte Rasmussen am Montag in Brüssel. "Ich beglückwünsche Präsident Barack Obama und alle, die den Einsatz gegen Osama bin Laden möglich gemacht haben."

Rasmussen kündigte an, dass die NATO und ihre Verbündeten ihren Einsatz in Afghanistan fortsetzten, damit das Land "nie wieder ein sicherer Zufluchtsort für Extremismus wird". Durch den Terrorismus seien tausende Unschuldige in Afghanistan und weltweit gestorben.

EU-Kommission rechtfertigt US-Operation

Die EU-Kommission hat die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan durch US-Spezialkräfte indirekt gerechtfertigt. Die Welt werde durch dessen Tod ein sichererer Platz, sagte eine Kommissions-Sprecherin am Montag in Brüssel. Dass ein derartiges Vorgehen mit der Ablehnung der EU der Todesstrafe im Widerspruch stehen könnte, wies sie zurück. Bei der Tötung bin Ladens habe es sich "natürlich nicht" um die Vollstreckung eines Todesurteils gehandelt, sagte sie.

Es sei hier um etwas "gänzlich anderes" gegangen. Über Details der US-Operation könne man keine Angaben machen, sagte die Sprecherin. Betreffend der Todesstrafe habe man seitens der EU die Haltung keinesfalls geändert.

Gefragt, ob die Terrorgefahr durch die Tötung bin Ladens nicht auch ansteigen könnte, sagte die Sprecherin: "Wir müssen natürlich wachsam sein." Mit bin Ladens Tod sei aber ein "Feind" von der Bildfläche verschwunden. Unglücklicherweise sei damit zwar noch kein Ende des Terrorismus erreicht, aber es sei ein "Schritt" auf diesem Weg. Die Sicherheitsbestimmungen in den EU-Institutionen werden jedenfalls nicht erhöht, hieß es am Montag seitens der Kommission.

Der Anti-Terror-Koordinator der Europäischen Union, Gilles de Kerchove, erklärte in einer Aussendung, er begrüße die "erfolgreiche Operation der US-Spezialtruppen", die das Ziel gehabt habe, Osama bin Laden der Gerechtigkeit zuzuführen. Dies sei ein "signifikanter zusätzlicher Schritt in unseren gemeinsamen Bemühungen, der Ausdehnung des Terrorismus Einhalt zu gebieten". Kerchove erklärte, nach vorläufiger Informationslage hätten es die Umstände der "schwierigen Operation" verunmöglicht, Osama bin Laden lebend zu fangen. Der Tod des Terrorpaten schwäche den Kern der Al-Kaida weiter. Gleichzeitig mahnte auch de Kerchove, weiterhin wachsam zu bleiben.

Israel und Großbritannien begrüßen Tod

Israel hat sich erfreut über den Tod von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden gezeigt. "Israel ist nach der Liquidierung Bin Ladens in Freude mit dem amerikanischen Volk vereint", teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am Montag mit. Netanyahu gratuliere US-Präsident Barack Obama zu "diesem Sieg der Gerechtigkeit, der Freiheit und der gemeinsamen Werte der demokratischen Länder, die Seite an Seite gegen den Terrorismus gekämpft haben", hieß es.

Auch Israels Präsident Shimon Peres erklärte, der Tod Bin Ladens sei ein "großer Erfolg, nicht nur für die USA, sondern auch für die freie Welt". Nach Angaben des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman wurde die israelische Botschaft in Washington eine halbe Stunde vor der offiziellen Ansprache Obamas über den Tod des Chefs des Terrornetzwerks informiert.

Großbritanniens Premierminister David Cameron erklärte, der Tod des Al-Kaida-Chefs bedeute eine "große Erleichterung für die Menschen überall auf der Welt". Es sei ein "großer Erfolg, dass er gefunden wurde und nicht mehr in der Lage ist, seinen Feldzug des globalen Terrorismus fortzusetzen", teilte Cameron mit. Bin Laden sei für die "schlimmsten terroristischen Gräueltaten verantwortlich, die die Welt gesehen hat". Unter den tausenden Toten seien auch viele Briten gewesen. Er gratuliere Obama und den für die Aktion Verantwortlichen, fügte Cameron hinzu.

Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg bezeichnete den Tod von Terroristenchef Osama bin Laden als einen bedeutenden Sieg. Zugleich drückte er in der Nacht auf Montag die Hoffnung aus, dass die Entwicklung den Angehörigen der Opfer vom 11. September inneren Frieden bringe. "Die Tötung von Osama bin Laden verringert nicht das Leid, das die New Yorker und Amerikaner durch seine Hände erfahren haben", erklärte Bloomberg. "New Yorker haben fast zehn Jahre auf diese Nachricht gewartet. Es ist meine Hoffnung, dass sie etwas inneren Frieden und Trost für all jene bringt, die ihre Lieben am 11. September 2001 verloren haben." (APA/AFP)