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Obwohl er unter Ryan McDonagh zu liegen kam, ist Rafael Rotter, gegen die USA einer der besseren Österreicher, für das Spiel gegen Schweden fit. Blessiert sind Thomas Koch und Marco Pewal.

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Die Frage ist legitim, und sie lautet: Hat Österreich etwas verloren bei der Eishockey-A-WM? Die Antwort lautet Ja, Österreich hat schon etwas verloren, das Auftaktspiel gegen die USA mit 1:5. Österreich wird wohl noch mehr verlieren. Heute, Montag (20.15 Uhr, ORF Sport Plus), geht es in Kosice gegen die Schweden, die sich dringend rehabilitieren müssen nach ihrer überraschenden Auftaktniederlage gegen Norwegen. Österreichs Hoffnung, die Zwischenrunde zu erreichen, ist nicht größer geworden, Teamchef Bill Gilligan sagt: "Wir brauchen mehr Konzept."

Auf dem Papier sieht es und auch im ersten Spiel sah es so aus, als wäre Österreich in vielen bis allen Positionen nicht wirklich konkurrenzfähig. Der Einsatz stimmt, die Klasse fehlt. Den Stürmern geht die Zielstrebigkeit und Schusskraft ab, den Verteidigern die Übersicht und Härte, dem Goalie die Routine und Sicherheit. Der österreichische Eishackler ist, ohne dass er flinker oder wendiger wirken würde, im Schnitt um einige Zentimeter kleiner und einige Kilogramm leichter als sein Gegenspieler. Das mag einerseits Zufall sein, weil Kaliber wie Pöck oder Vanek für die WM abgesagt haben. Andererseits liegt die Wurzel tiefer, im Nachwuchs, wo große, zunächst vielleicht statische Spieler zu kurz kommen und auf der Strecke bleiben.

Mit Konzept freilich bezieht sich Gilligan allein auf das Spiel seiner Mannschaft. Dafür ist er zuständig, daran kann er feilen. Weniger Nervosität, weniger Scheibenverluste, mehr Forechecking, mehr Selbstvertrauen, mehr Kaltschnäuzigkeit, so sehen seine Vorgaben für das Schweden-Spiel aus. Der schwedische Teamchef Pär Marts sagt, er habe "Respekt vor Österreich", weil man "vor jedem Team Respekt haben muss". Gegen Norwegen hatten die Schweden nach 3:1-Führung ihr Tempo und den Faden verloren. Marts hofft, die Niederlage kam "zum richtigen Zeitpunkt". Natürlich ist mit den Schweden nach wie vor zu rechnen, niemand soll ausschließen, dass sie um die Medaillen mitspielen.

Denn insgesamt, daran ändert auch die erste WM-Niederlage gegen Norwegen nichts, steht das schwedische Eishockey ganz hervorragend da. Während die Zahl europäischer Cracks in der nordamerikanischen Liga (NHL) generell zurückgeht, wächst jene der schwedischen NHL-Legionäre von Jahr zu Jahr. 63 Schweden waren und sind heuer in der NHL unterwegs, weit abgeschlagen folgt Tschechien (42) als zweite europäische Nation.

Der Aufschwung kommt nicht von ungefähr, die Schweden halten sich seit Jahren an ein ausgeklügeltes Nachwuchskonzept. Die Liga ist auf hohem Niveau ausgeglichen, davon profitiert letztlich auch Norwegen, das viele Spieler bei schwedischen Klubs untergebracht hat. Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen - schon nach den ersten WM-Spieltagen zeichnet sich eine Abstiegsrunde mit Slowenien (Gruppe A), Frankreich (B), Österreich (C) und Dänemark (D) ab. Alles andere wäre eine Überraschung.

Die Franzosen übrigens hätten insofern fast nichts verloren gehabt in Kosice, als sie versehentlich nicht hierhin, sondern nach Krakau geflogen sind. Krakau, einige Autostunden entfernt, war aber noch Glück im Unglück. Es hätte schlimmer kommen können, Kuala Lumpur beispielsweise beginnt ebenfalls mit K.

Die Österreicher konnten nichts dafür, dass sie bei der Akkreditierung kurz für Australier gehalten wurden - AUS statt AUT. So oder so wird Norwegen am Mittwoch ihr dritter Gruppengegner sein. Vielleicht finden sich die Norweger mit der Favoritenrolle weniger gut zurecht denn als Außenseiter wie gegen Schweden. Die Österreicher jedenfalls hoffen noch, sich die Relegation zu ersparen, in der zwei Absteiger ermittelt werden. Frage: Hat Norwegen bei der WM etwas verloren? Antwort: Nein, noch nicht. (Fritz Neumann aus Kosice, DER STANDARD Printausgabe 02.05.2011)