Wien - Auf die Frage aus dem Publikum, ob sein Film schon im ORF gelaufen sei, zieht Stefan Hafner schmunzelnd die Augenbrauen hoch: "Nein, natürlich nicht."

Hafner ist Drehbuchautor, Filmemacher und Kärntner Slowene. Sein Film über die slowenische Minderheit in Kärnten, FAQ (Frequently Asked Questions), wurde am Donnerstag in der Filmreihe des KP-Bildungsvereins prol.kino in Graz gezeigt. FAQ, den Hafner mit Alexander Binder gedreht hat, läuft aber schon seit 2005, als er bei der Diagonale Premiere hatte, auf internationalen Festivals.

FAQ kam im selben Jahr wie Eva Simmlers und Thomas Korschils Doku zur Kärntner Ortstafelblockade, Artikel 7 - Unser Recht, heraus. Wie berichtet, wurde Artikel 7 vom ORF aus dem Programm gekippt, weil er Objektivitätskriterien nicht einhalte - obwohl der Film vom ORF koproduziert worden war. Auch Hafners Film, der erste über die Minderheit aus der Sicht eines Kärntner Slowenen, wurde im ORF angeboten. "Auch gemeinsam mit Artikel 7. Und immer abgelehnt", erzählt Hafner.

Der Film startet mit einer absurden, aber wahren Geschichte: Hafner erwartete als Student in Wien ein Paket seiner Eltern aus seiner Heimatgemeinde Feistritz im Rosental. Auf der Post wurde ihm ein Paket, das Claudia Haider ihrer Tochter Ulli aus Feistritz nach Wien geschickt hatte, ausgehändigt. Den Irrtum bemerkte er, als er einen Damenanorak auspackte.

Im Film kommen Vertreter der Kärntner Slowenen und des Heimatdienstes zu Wort, aber auch Hafners Eltern. Die Ortstafeln sind dabei nicht im Zentrum. Hafner versucht im Film andere Rechte auszuüben. Etwa am Gemeindeamt, wo er probiert, seinen Wohnsitz auf Slowenisch umzumelden, und ihn der Beamte ratlos ansieht.

FAQ ist auch ein Film über das Verschwinden einer Sprache, die als "Windisch" verleugnet wurde. Hafner interviewt Menschen auf der Straße in zweisprachigen Gemeinden auf Slowenisch. Sie verstehen ihn, antworten aber auf Deutsch. Es sei auch nicht ganz leicht gewesen, an Archivmaterial heranzukommen, das Jörg Haider slowenisch sprechend zeigt, erzählt Hafner dem Standard.

Seit damals ortet er aber positive Entwicklungen: "Seit Slowenien bei der EU ist, sehen es Leute als Chance, mehrere Sprachen zu können. In zweisprachigen Kindergärten und Schulen gibt es mehr Anmeldungen denn je." Als der heute 35-Jährige einst mit Schulkollegen vom slowenischen Gymnasium im Bus fuhr, "war es schon eine Provokation für die Lodenträger, wenn wir uns auf Slowenisch unterhalten haben". Junge Leute heute hätten mehr Selbstvertrauen: "Wir werden mit hoch erhobenem Kopf weitergehen." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD; Printausgabe, 30.4./1.5.2011)